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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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küsste er sie vorsichtig. Der Kuss war die Antwort auf ihre Fragen: Nein, Christian ist kein Mörder.
    Der Schauer war zurück, etwas in ihr setzte sich in Bewegung, etwas Mechanisches, das sie nicht kontrollieren konnte. Sie öffnete die Lippen, wollte ihm antworten, doch sie konnte nicht sprechen. Ihr Körper antwortete ihm, ihre Zunge fand seine, und was ihr zunächst wie ein Spiel erschien, war plötzlich unbedingte Notwendigkeit.
    Da war die Hitze des Nachmittags und da war der Brunnen, das kühle Wasser, dunkel und verlockend. Sie nahm ihn mit sich, tauchte hinab in die Fluten und verlor sich in der Schwerelosigkeit.
    Tiefer und tiefer riss sie der Strudel hinab und das Gefühl war überwältigend. Sie spürte Farid, seine Bewegungen, seine Küsse, sein Vorwärtsstürmen. Und sie kam ihm entgegen. Als die Wogen über ihnen zusammenschlugen, dachte sie, dass sie das Geheimnis des Lebens endlich begriffen hatte. Farid hatte ihr ein kostbares Geschenk gemacht, dankbar und gleichzeitig scheu küsste sie die Lippen des Freundes.
    »Danke.«
    Auch Farid schien nach Worten zu suchen. Atemlos lag er neben ihr, die Augen geschlossen.
    »Man tora dust daram.«
    Man tora dust daram. Sophie versuchte dem Klang der fremden Worte nachzuspüren. Wie gezuckerte Rosenblätter lagen sie auf ihrer Zunge. Sie waren süß und verlockend, doch gleichzeitig ernst und schwer.
    Sophie wusste, dass Farid ihr sein Herz und sein Leben geschenkt hatte – vielleicht schon vor langer Zeit. Und doch dachte sie, dass alles, was soeben geschehen war, Ausdruck ihrer Freundschaft für ihn gewesen war. Sie hatten einen geheimen Garten für sich entdeckt und sie teilten nun ein kostbares Geheimnis. Doch so etwas wie Liebe kam ihr nicht in den Sinn.

SECHZEHN
    Er war nicht gescheitert, doch sein Weg erschien ihm nun weniger klar und vorhersehbar. Die Begegnung mit Oss hatte ihm gezeigt, dass es dunkle Mächte gab, die an ihm zerrten. Die ihre Tentakel nach ihm ausstreckten und ihn hinabreißen wollten. Gott hatte ihn vor dem Abgrund der Hölle bewahrt.
    Doch in den Nächten nach dem Kampf hatte er wieder von der Jungfrau Maria geträumt, so wie damals auf der Heide. Ihr Lächeln erschien ihm noch verführerischer, Nacht für Nacht schlug sie ihren Umhang auseinander und entblößte ihren milchweißen Leib für ihn. Und obwohl er den Traum doch kannte, obwohl er wusste, was ihn erwartete, streckte er seine Hände nach der Schönen aus. Er wollte sie an sich reißen, sie berühren, sie schmecken, ihre Hitze spüren, sein Spiel mit ihr treiben, doch sobald das Verlangen ihn überkam, zerstob der Traum und das Bild der Jungfrau verkehrte sich in einen entsetzlichen Albtraum. Schreiend wachte er auf, jeder Schatten an seinem Bett war ein Feind. Und am Morgen bedachte ihn seine Frau mit jenem wissenden, tadelnden Blick. Er fürchtete ihn fast noch mehr als den entsetzlichen, wiederkehrenden Traum.
    Um sich abzulenken und das Amt des herzoglichen Sonderermittlers zu erfüllen, hatte er Steckbriefe drucken lassen, die nach dem vermeintlichen Kopf der Vollmondbande fahndeten. Es war ihm nicht schwer gefallen, dem Drucker das Aussehen des Gesuchten zu beschreiben. Oss’ Gesichtszüge hatten sich in seine Erinnerung eingebrannt, das helle Haar, die klaren Augen, die auf den Grund seiner Seele blicken konnten, das freche Kinn, die Nase, die vom Bartwuchs beschatteten Wangen.
    Schwarz und weiß, so hatte er gedacht. Schwarz und weiß. Der Holzschnitt, das Abbild des Schurken, war gut gelungen, das Böse hatte nun einen Namen und ein Gesicht. Fünfzig Reichstaler hatte Christian Rantzau zusätzlich zur herzoglichen Belohnung ausgelobt. Und er hatte dafür gesorgt, dass seine Boten die Flugblätter in den Herzogtümern verteilten. Das Gesicht des Verdammten prangte überall – auf Marktplätzen und an Eichen, es lag in Schenken und Wirtshäusern aus. Die Leute sprachen darüber, sie sogen jede Neuigkeit begierig in sich auf und trugen sie weiter. Das gedruckte Bild war Wirklichkeit, der Text Wahrheit. Es war seine Wahrheit, sein Bild von der Welt.
    Auch der Herzog wollte sich über die jüngsten Ereignisse unterrichten lassen und so war Rantzau an den Gottorfer Hof gereist, um Friedrich III . über die Geschehnisse am Ochsenweg zu informieren. Auf dem Weg nach Gottorf hatte Rantzau sich zurechtgelegt, was er dem Herzog erzählen wollte. Er hatte sich Sätze erdacht, die seinen Mut und die Kaltblütigkeit des anderen unterstrichen, die sein Licht noch heller

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