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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Gewicht. Noch mehr Gewicht, als der Viehtrieb von Jütland gen Süden ihnen ohnehin schon abverlangte.
    Christian keuchte entsetzt. Wer trieb seine Ochsen fort? Der Gedanke fuhr vom Kopf den Körper hinab und in seine Muskeln hinein.
    Der Junge sprang auf und begann, den Hügel hinaufzurennen. Bald brannte die Luft in seinen Lungen und wilde Stiche in den Seiten ließen ihn keuchen. Er achtete nicht auf Hindernisse, stolperte über Steine und durch Gebüsch, fiel, riss sich die Hände auf und rappelte sich wieder hoch. Was geschah da auf der anderen Seite des Hügels?
    Dann fiel er über etwas Weiches. Ein Kadaver, war sein erster Gedanke, ein totes Tier. Der Körper war noch warm, fast schien es, als atmete das Wesen noch. Die Starre des Todes hatte sich noch nicht im Fleisch eingenistet. Wilde, dunkel verschattete Augen blickten ihn anklagend an – ein misstrauisches Raubtier.
    Ossen-Schröder … Die Erkenntnis überkam ihn schlagartig. Entsetzt rollte Christian sich von dem leblosen Körper, sein Magen revoltierte, auf den Knien hockend erbrach er sich neben der Leiche.

SECHS
    Sie hatten das Feuer auf der Heide gerochen. Ein günstiger Wind trieb ihnen den Rauch entgegen. Verräterischer Qualm, der den Männern beißend in die Nase stieg. Schnell hatte Christian Rantzau begriffen, dass sich dort, abseits des Handelsweges und nicht einmal eine Meile vor ihnen, Menschen verbargen. Halunken, die das Tageslicht scheuten. Schnell hatte er seinen Männern ein Zeichen gegeben, den Pfad zu verlassen und sich in die Büsche zu schlagen.
    Auch Rantzau wollte nicht, dass man ihn und seine Begleiter entdeckte. Von Gut Knoop aus hatte er unbemerkt nach Schloss Gottorf reiten wollen, wo Herzog Friedrich die Ritter des Landes für den morgigen Tag erwartete. Bei Hof, so plante er, könnte er dann behaupten, direkt von der Breitenburg gekommen zu sein. Die Versammlung der Ritter musste geheim bleiben – um jeden Preis.
    Dat se bliven ewich tosamende ungedelt … Der Herzog sollte nicht erfahren, dass der Adel ohne sein Wissen und unter Rantzaus Führung beratschlagt hatte. Noch weniger durfte er wissen, dass die Männer gegen ihn paktierten. Dass sie sich nicht mehr von den hohen Herren und ihren Räten demütigen ließen.
    Auf dem sandigen Heideboden kamen die Reiter fast geräuschlos voran. Christian Rantzau fluchte, denn sie mussten die Anhöhe geradeaus vor ihnen überqueren, auf der die Unbekannten lagerten. Links und rechts des Hügels war der Boden sumpfig und für die Pferde unpassierbar.
    Wer also hatte sich dort niedergelassen? Waren es versprengte Söldner, die sich ein Nachtquartier gesucht hatten, fragte er sich. Oder eine Räuberbande, die ihre Beute an diesem gottverlassenen Ort aufteilte? Als er das Schnauben und Brüllen von Ochsen hörte, begriff Christian Rantzau. Er fluchte. »Verdammte Schmuggler«, entfuhr es ihm. »Ausgerechnet heute …« An jedem anderen Tag wäre ihm das Treiben der Männer, die abseits des Handelsweges versuchten, den Zöllen des Herzogs zu entgehen, gleichgültig gewesen. Aber an diesem Abend konnte er kein Risiko eingehen. Vielleicht erkannte ihn einer der Männer und plauderte später einmal über dieses seltsame Zusammentreffen auf der Heide?
    Nein, dachte Rantzau, das Risiko war zu groß. Wäre er auf direktem Weg von der Breitenburg gekommen, hätte er schließlich eine andere Route, entlang der Westküste, gewählt. Seine Mission war geheim, es ging um nicht weniger als das Wohl des Landes und der Ritterschaft – und um die Ehre seiner Familie.
    Schnell formten sich die Gedanken in seinem Kopf zu einem finsteren Plan. Der Herzog ließ seinen Rittern freie Hand: Wer eine Bande von Schmugglern auf frischer Tat ertappte, konnte die Gesetzlosen noch an Ort und Stelle aburteilen. Und die Toten würden nicht gegen ihn aussagen können. Mit der Rechten gab Christian Rantzau seinen Leuten ein Zeichen, er zückte den Degen. Dann sprengten die Reiter im Galopp auf den Hügel zu.
    Die Viehtreiber waren vollkommen überrascht. In Panik stoben sie auseinander, niemand setzte sich gegen die Angreifer zur Wehr. Erstaunt bemerkte Christian, dass die Männer nie gelernt hatten zu kämpfen. Seite an Seite hätten sie vielleicht eine Chance gehabt, dachte er, denn er zählte acht Treiber gegen fünf seiner Reiter. Grinsend beobachtete er, wie die Schmuggler den Hügel hinunterstolperten. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und setzte den Flüchtenden donnernd nach.
    Christian Rantzau verfolgte

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