Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)
austauschen, von ihm lernen und wie Mann und Frau mit ihm zusammenleben. Ihre Zuneigung für Bösch war tief, sie mochte seine besonnene Art und das Gefühl von Stärke, das er ihr vermittelte. Wenn sie beieinander lagen, trug sie seine Zuversicht und sie dachte, dass sie an seiner Seite keine Furcht mehr spüren müsste.
Sie nannte ihn Bösch, niemals Andreas. Der Name passte zu ihm und seinen wuchtigen Hammerschlägen. Seine Liebe zu ihr war heiter und gelassen. Er umfing sie mit seiner Wärme und Sophie war dankbar für seine Geduld und Kraft. Fast schien es so, als könne er sie wie ein Stück glühendes Eisen mit seinen Händen zu einem Kunstwerk formen.
Es gab wohl nur wenige Plätze, an denen Mann und Frau ohne den Segen der Kirche so sorglos zusammenleben konnten, doch die Globusbauhütte war ein besonderer Ort. Sowohl auf der Baustelle des Globushauses als auch in der Schmiedewerkstatt herrschte ein Kommen und Gehen, neue Handwerker trafen ein, während andere nach Vollendung ihrer Aufgaben Gottorf verließen. Auch die Künstler und Handwerksgesellen waren ein eigenes Volk – stolz und frei –, sowohl in ihrem Selbstverständnis als auch in ihrer Art zu denken. Niemand scherte sich in den Neuwerk-Terrassen und auf dem Hesterberg um die Hintergründe des Paares und niemand richtete über ihr Glück. Es waren unbeschwerte Zeiten, während der Globusbau nach Plan voranschritt und das Globushaus seiner Vollendung entgegenstrebte.
FÜNF
»Es ist geglückt.«
Olearius war in die Schmiedewerkstatt gekommen, um die jüngsten Fortschritte am Globus zu begutachten. Inzwischen hatte Bösch auch mit dem zweiten Modell, der kleineren Sphaera Copernicana , begonnen, während Sophie an Skizzen für die Globusbemalung arbeitete. Da die Zeichnungen so genau und fein wie auf den gedruckten Karten aus Amsterdam sein sollten, experimentierte sie noch mit der Farbe und Technik.
»Was ist geglückt?«
Neugierig sah sie von ihrem Zeichentisch auf, für einen Moment ruhte die Arbeit.
»Kielmanns Pläne, die Vermählung der Herzogstochter mit König Karl Gustav von Schweden. Der Herzog ist außer sich vor Freude.«
Die schöne Hedwig Eleonora. Sophie sah sie vor sich, Friedrichs Tochter war noch keine achtzehn Jahre alt und kam ganz auf die Mutter mit ihrem frommen und stillen Gesicht. Bisweilen war sie ihr in den Gärten begegnet und hatte die Jüngere verstohlen beobachtet.
»Dann profitiert der Herzog von der Abdankung der schwedischen Königin?«
Olearius nickte ernst. Eigentlich hätte Karl Gustav seine Kusine, Königin Christina, heiraten sollen. Doch die hatte sich stur gegen eine Heirat ausgesprochen. Ihre plötzliche Abdankung vor einigen Wochen hatte für einen europäischen Skandal gesorgt. Es hieß sogar, sie sei zum katholischen Glauben übergetreten. Für kurze Zeit war die schwedische Monarchie ins Wanken geraten.
»Das schwedische Königshaus muss seine Herrschaft schnell festigen. Die Hochzeit ist schon für den 24. Oktober in Stockholm geplant. Wie ich hörte, wird man die Feierlichkeiten und die Krönung von Hedwig Eleonora mit großem Pomp gestalten. Das Fest soll Christinas Abdankung vergessen machen.«
»Dann wird das Haus Gottorf sich noch stärker an die Schweden binden?«
»Die Allianz stärkt Herzog Friedrichs Macht ungemein. Der Schutz der Schweden bedeutet eine Aufwertung gegenüber den Dänen.«
Olearius trat an ihre Seite und studierte ihre Zeichnungen. Er zog eine der Karten hervor und wies auf den Norden.
»Und auch für die Schweden ist es ein weiterer Sieg über den Rivalen Dänemark. Die Dänen sind jetzt eingekreist, sie können Schweden nicht länger herausfordern, ohne eine Invasion entweder von Norden oder von Süden zu riskieren.«
»Und die Verwandtschaft zum dänischen Königshaus?«
Sophie versuchte, die Machtrochade zu begreifen.
Olearius schüttelte den Kopf. Ein rätselhafter Zug umspielte seinen Mund, Sophie konnte seine Miene nicht deuten.
»Die Verbindung nach Stockholm ist für Herzog Friedrich von höherem Rang, schließlich ist Schweden als Sieger aus dem Kaiserlichen Krieg hervorgegangen. Aber niemand weiß, wie er sich in Zukunft in einem möglichen Konflikt zwischen Dänemark und Schweden verhalten soll. Ich meine, dass er die Herzogtümer in eine gefährliche Position hineinlaviert. Bei einem neuen Krieg wird das Land zum Aufmarschplatz für Dänen und Schweden. Ich glaube nicht, dass er dann neutral bleiben kann.«
»Wird die herzogliche Familie nach
Weitere Kostenlose Bücher