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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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im Überschwang seiner Gefühle erschien sie ihm auch in diesem Umstand schön und begehrenswert. Immer noch und immer wieder gab sie sich seiner Zärtlichkeit fröhlich und ungezwungen hin. Seit ihrer Hochzeit vor zehn Jahren hatte sie ihm beiläufig wie eine Katze acht Kinder geboren, das neunte sollte in wenigen Wochen das Licht der Welt erblicken. Und ohne Klage hatte sie den Tod dreier Söhne hingenommen. »Gott wird uns einen Erbprinzen schenken«, vertraute sie unerschütterlich auf das Schicksal und die Barmherzigkeit des Herrn.
    Als Herzog Friedrich die Tochter des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. anno 1630 in Dresden zur Frau genommen hatte, war er glücklich gewesen, in der Prinzessin auch eine verständige Partnerin für seine künstlerischen und wissenschaftlichen Ambitionen gefunden zu haben. Der Dresdner Hof war bekannt für seine hohen Ansprüche an Kunst und Kultur, aber auch für sein strenges Luthertum. Schließlich hatte die Reformation von diesem Hof ihren Ausgang genommen.
    Maria Elisabeth hatte unzählige Schätze mit in die Ehe gebracht, zu ihrer Aussteuer gehörten Gemälde, Kleinodien und einige kostbare Uhren. Sie war an eine pompöse Hofhaltung, prächtige Bauten und Gärten gewöhnt, und dies hatte auch die Verhältnisse am Gottorfer Hof beeinflusst und verändert. Der Geschmack und Komfort waren seither gestiegen, wie mit Samt ausgeschlagen umfing das Schloss seine Bewohner. Herzog Friedrich hatte nach der Hochzeit viele Räume neu ausstatten lassen, manche von ihnen mit Stuckdecken, andere mit Seidenstoffen, die aus Persien gekommen waren, und den Tanzsaal mit einer Gemäldefolge zum Leben der Vorfahren seiner Frau schmücken lassen.
    Friedrich schloss die Augen. Sein Plan war es, die wilde Natur zu bändigen. Exotische Pflanzen sollten die Jahreszeiten und Kontinente überwinden und von seiner fürstlichen Macht künden. Als Nächstes wollte er Versuchsflächen für neue Anbaumethoden und Gartenfrüchte einrichten lassen. Das Neue Werk würde nicht weniger als ein ganzes Universum abbilden.
    Es war ein ehrgeiziges Projekt, gerade in dieser für alles Schöne so unfruchtbaren Zeit. Und vielleicht erlebte er dessen Vollendung nicht mehr. Im nächsten Moment musste Friedrich an seinen Vater denken, der im besten Alter gestorben war. Und er dankte Gott für die ihm geschenkte Zeit.
    Im geschmückten Pavillon drängten sich die Gäste, die Luft schien vor Hitze zu stehen. Am Ehrentisch des Herzogs wischte man sich unablässig den Schweiß von der Stirn. Hechelnd lag Friedrichs Lieblingshund zu seinen Füßen. Durch das Leder der Stiefel hindurch spürte der Herzog die Wärme, die der Jagdhund verströmte. Er beugte sich zu ihm und kraulte die langen, weichen Ohren, dann wandte er sich der dicht gedrängten Tischgesellschaft zu und nahm Komplimente für den Herkules entgegen.
    Ein Gast fehlte.
    »Wo ist Olearius?« Ungeduldig wandte er sich an seinen Kanzler. »Hatte ich ihn nicht zu uns an den Tisch geladen?«
    Kielmann sah ihn an, als ob er nicht verstünde. »Olearius?«
    Friedrich wedelte mit den Händen, ein Büschel Hundehaare rieselte auf die Tafel. »Dann geht ihn holen.«
    Für einen Moment verengten Kielmanns Augen sich gekränkt zu Schlitzen. Dann schob er seinen Stuhl zurück und stand schwerfällig auf, als wartete er darauf, dass der Herzog seinen Befehl zurücknahm.
    Friedrich wusste, dass er seinen Kanzler brüskiert hatte – noch dazu vor allen Gästen. Aber Kielmanns eigenmächtiges und bisweilen hochmütiges Gehabe ärgerte ihn. Er war sicher, dass er dem Kanzler gestern noch aufgetragen hatte, den Gelehrten an die herzogliche Tafel zu laden. Und mehr noch: Er wollte keine Zeit verlieren. Die Persische Expedition hatte schon so viele Jahre verschlungen. Sein Vater hatte einundvierzig Sommer erlebt, wie viele Lebensjahre waren ihm noch vergönnt?
    »Vite, vite!«, rief er seinem Kanzler hinterher und klatschte in die Hände. Dies nahmen die Musiker zum Zeichen. Hastig griffen sie zu ihren Instrumenten und spielten auf.

ZWÖLF
    Plötzlich stand Kielmann vor ihm, außer Atem und mit flammendem Blick. »Der Herzog verlangt nach Euch, kommt schnell!«
    Der Kanzler packte ihn am Arm und riss ihn mit sich die Terrassen hinunter, er duldete keinen Protest. Überrascht ließ Olearius sich von ihm mitziehen. Er hatte noch nicht einmal Zeit, seiner Frau aufmunternd zuzuwinken, die nun allein und wie Treibgut durch die Festgesellschaft driftete.
    Im Pavillon fand Olearius

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