Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
Vom Netzwerk:
angenommen.
    Ein Glücksgefühl durchströmte den Herzog. Endlich hatte er wieder zu sich gefunden – die Kräfte in seinem Inneren mobilisiert. Die Wirren des großen Krieges, die spannungsgeladene Rivalität mit seinem Onkel, dem dänischen König, und die Pleite der Persischen Expedition lagen jetzt hinter ihm. Leichtigkeit flog ihn an, ein Gefühl wie zu seiner Kavalierszeit, als er die funkelnden Städte im Süden bereisen durfte. Als das Leben wie ein Versprechen vor ihm lag und er die Last des Regierens noch nicht erfahren hatte.
    Für einen Moment dachte der Herzog an das junge Mädchen, das er in Straßburg kennengelernt hatte. Sie waren sich in einer Wirtschaft begegnet und Friedrich hatte die Schöne mit in sein Quartier genommen. In dieser Nacht, so meinte er damals, war er zum köstlichsten Geheimnis der Schöpfung vorgedrungen, und bevor er erschöpft eingeschlafen war, hatte er ihren weichen, biegsamen Körper mit Küssen bedeckt. Am nächsten Morgen jedoch war das Mädchen fort gewesen. Er hatte seine Gespielin nicht wiedergesehen. Friedrich hatte nie erfahren, ob sein Bruder ihn verraten und der Präzeptor sie hinauskomplimentiert hatte – genauso wenig wie er ihr ihren Namen hatte entlocken können.
    Wie sehr hatte er sich seitdem verändert! Wenn Friedrich die Porträts seiner Hofmaler betrachtete, sah er, dass sich sein Profil und die Konturen seines Körpers über die Jahre gewandelt hatten. Seine Silhouette erschien ihm heute undeutlicher, wie verwischt, und auch seine Zukunft, das Glück seines Staates, hatte für ihn an Klarheit verloren und schien verschwommen. Dennoch spürte er, dass sich sein Leben nun wie das Wetter wenden könnte – war ihm nicht bei seiner Geburt himmlisches Glück prophezeit worden?
    »Das Kind ist unter denselben Himmelszeichen wie unser Herr und Heiland Jesus Christus geboren worden«, hatte der berühmte Astronom und Theologe Nicolaus Helduarus damals nach seiner Geburt errechnet und verkündet, dass das Erdenleben des jungen Fürstensohnes unter den besten Bedingungen beginne, die alle Unannehmlichkeiten der Zeit aufwiegen könnten. »Uns ist ein Glückskind und Himmelsbote geboren worden«, hatte der Gottorfer Hofstaat gejubelt.
    Es wird gelingen, beschwor der Herzog seinen Gott. Es wird gelingen!
    Zunächst aber musste er van Mander danken. Er würde dem Bildhauer ein großzügiges Geldgeschenk zukommen lassen. Freundlich winkte er dem Künstler zu, der gespannt auf eine Reaktion des Herrschers gewartet hatte. Dann musterte er die Ritter des Landes. Die Männer, vor Ablehnung und verletztem Stolz wie erstarrt unter ihren Rüstungen, zeigten keinen Jubel, nicht einmal höflicher Applaus war aus ihren Reihen zu ihm hinaufgedrungen.
    Doch Herzog Friedrich hatte nichts anderes erwartet. Möwen, die von der Schlei her lärmend über den Garten wirbelten, zogen plötzlich alle Blicke auf sich. Er beobachtete, dass Christian Rantzaus Hand nervös an seinem Degen zuckte.
    Ungeduldig gab der Herzog seinem Hofmeister ein Zeichen, die Ritter in den Pavillon zu führen. Das Bankett sollte beginnen. Ein verschwenderisches Festmahl und Ströme von Wein würden die Männer entspannen und alle Bedenken in Wohlgefallen ertränken. Friedrich hatte gebratenes Wild und Geflügel, dazu gesottenen Aal und Fischterrine, Krebse und Austern, exotische Früchte und Konfekt geordert. Der Hofstaat, immerhin weit über vierhundert Männer, Frauen und Kinder, würde sich im Garten an Weinbrunnen und Ochsen vom Spieß laben können. Schon waberte der Wohlgeruch des Spießbratens durch die Hecken.
    Es war lange her, dass man auf dem Schloss derart üppig getafelt hatte. Zuletzt war bei der Geburt des Erbprinzen Johann Adolf vor acht Jahren ähnlich ausgelassen gefeiert worden. Doch Friedrichs kleiner Sohn, zart und mit einem Gesichtchen wie aus Porzellan, hatte seinen ersten Geburtstag nicht erlebt. Auch die nachgeborenen Brüder, die Erbprinzen Friedrich und Adolf Gustav, waren noch im Kindbett gestorben, während die vier Töchter sich robuster Gesundheit erfreuten und wie Rosenstöcke blühten. Nun ruhte seine Hoffnung auf dem nicht einmal zweijährigen Johann Georg, der auf dem Schoß seiner Mutter schlief.
    Liebevoll ließ Friedrich seinen Blick auf dem fruchtbaren Körper seiner Frau verweilen. Maria Elisabeth war wieder schwanger, deutlich sichtbar wölbte der schwellende Bauch sich unter ihrem Kleid und ihre Brust wogte über der mütterlichen Last.
    In diesem festlichen Moment und

Weitere Kostenlose Bücher