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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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den Kopf, ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Ihr Magen zog sich zusammen, Übelkeit kroch zwischen ihren Rippen empor und würgte sie.
    »Wer ist tot?«, rief sie und sprang auf. »Wer?«
    Die Schritte verstummten, sie hörte ein Flüstern. Sophie spürte, dass man sie durch die Hecke hindurch anstarrte. Erschrocken fasste sie sich an den Kopf. Ihr Haar reichte inzwischen bis über die Ohren, sie hatte vergessen, das verräterische Durcheinander auf dem Kopf zu kürzen. Schnell schlug sie den Kragen ihrer Jacke hoch.
    »Wer ist tot?« Sie schrie nun in die Hecke hinein, versuchte ihrer Stimme Nachdruck zu verleihen.
    »Die Hexe, die Töversche.« Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch sie konnte kein Gesicht damit verbinden.
    »Wer soll das sein?« Sophie wollte den Burschen in die Augen sehen, aber dann dachte sie, dass die beiden in den Terrassen verschwinden könnten, bis sie die Hecke umrundet hatte.
    »Hast du was zu essen für uns?«
    Da war noch ein Apfel in ihrem Wams, sie tastete danach. Glatt und kühl schmiegte sich die Frucht in ihre Hand. Sie hatte ihn aufgehoben, um ihn vor dem Schlafengehen zu essen und das Hungergefühl, das nachts besonders quälend war, zu betäuben. Sie zögerte, dann zog sie ihn hervor.
    »Hier!« Sie hielt den Apfel in die Höhe, seine rote Schale glänzte in der Morgensonne.
    »Mehr nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. Die Stimmen waren nun so nah, dass sie meinte, die Hände danach ausstrecken zu können.
    »Wirf den Apfel über die Hecke!«
    »Wie kann ich euch vertrauen?«
    Die Jungen wisperten miteinander.
    »Erst der Apfel …«
    Sie wog die Frucht in der Hand, dachte an den frischen, süßen Saft, der ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Dann holte sie aus, in einem weiten Bogen segelte der Apfel über die Hecke.
    Von der anderen Seite hörte sie ein Knacken, die Jungen brachen den Apfel auseinander.
    »Also, wer ist tot?«
    »Na, die Töversche …« Ein Schmatzer begleitete die Antwort. Der Apfel war groß und saftig gewesen. Sophie bog die Zweige der Hecke auseinander, doch die Jungen standen im Schatten, es gelang ihr nicht, ihre Gesichter zu erkennen.
    »Ich kenne keine Hexe. Wer soll das sein?«
    »Na, die Kräuterfrau. Die Michels eben, vom Holm.«
    »Johanna …«
    Sie musste sich beherrschen, um nicht entsetzt aufzuschreien. Was war geschehen? Was war da Furchtbares in der Stadt geschehen?
    »Warum?«
    »Sie hat die Pest nach Schleswig geholt. Das Gericht hat sie verurteilt, aber die Hexe hat auf die Wasserprobe bestanden. Der Teufel hat sie in sein Reich gezogen.«
    Johanna, liebe Johanna! Plötzlich stand Sophie ihr Bild vor Augen, das knisternde, schimmernde Haar, die helle Haut, ihre flinken, empfindsamen Hände, die eine pulsierende Wärme ausstrahlten. Sie erinnerte sich an das Madonnenbild der stillenden Johanna, die winzige Schwester im Arm.
    Melissa … Die Angst schüttelte sie.
    »Was ist mit dem Kind geschehen?«
    »Welches Kind? Das Teufelsbalg?« Die Jungen schienen sich vor Lachen ausschütten zu wollen. Wie hatten sie von dem Prozess erfahren?
    »Da war nur Vieh in der Hütte. Hühner, Hahn und eine Ziege. Die Gefährten des Teufels.«
    Hatte Johanna das Kind noch in Sicherheit bringen können? Hungerte ihre Schwester in einem Waldversteck? Schrie sie vor Angst und Einsamkeit? Sophie schlug die Hände vor die Augen, ihr Kopf glühte wie im Fieber.
    »Woher wisst ihr davon?«
    Die Jungen kicherten.
    »Oben im Wildgehege gibt es einen geheimen Pfad hinunter in die Stadt. Dort stehen keine Wachen. Wenn du geschickt bist, kannst du dich über den Friedhof auf dem Holm in die Stadt schleichen. Niemand hält dich dort auf.«
    »Ihr seid also unten gewesen?«
    »Nein, nein.« Sophie konnte förmlich sehen, wie die Jungen die Köpfe schüttelten. »Aber wir haben davon gehört, jemand hat sich hinuntergetraut. Alle reden davon.«
    Alle. Jemand. Wer war dieser Jemand? Vielleicht war diese ganze Geschichte nur ein Gerücht – nicht mehr als ein Dummejungenstreich.
    »Wo hast du den Apfel gefunden?«
    Die Jungen versuchten nun ebenfalls, durch die Hecke zu spähen. Sophie hörte, wie die Zweige brachen. Sie schwieg und trat zurück. Sie hatte genug gehört. Wenn sie sich beeilte, könnte sie in weniger als zwei Stunden in Schleswig sein. Dann würde sie erfahren, was wirklich geschehen war. Melissa. Sie musste sich um Melissa kümmern.
    Vorher jedoch musste sie Farid finden.

    Er hatte Abstand zwischen sich und den Freund bringen müssen, aber er

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