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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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wiegte, begann Sophian stockend zu erzählen.

SIEBEN
    »Wir müssen nach deiner Schwester suchen!«
    Es war, als wären sie nie getrennt gewesen. Farid war ihr Freund und Sophie dachte, dass es wunderbar war, ihn an ihrer Seite zu wissen. Unaufhörlich strich sein Arm über ihren Rücken und plötzlich genoss sie seine Berührungen. Nichts daran war falsch und fordernd, warum nur hatte sie ihn so verletzen müssen?
    »Ich werde versuchen, hinunter in die Stadt zu kommen. Vielleicht finde ich in der Hütte einen Hinweis auf Melissa. Johanna wird sie nicht hilflos zurückgelassen haben. Sie hat sie doch wie ihre eigene Tochter geliebt.«
    »Ich komme mit!«
    Farid hatte seine Hand auf ihre Schulter gelegt. Mit der anderen drehte er ihren Kopf zu sich. Sie sahen sich an, schweigend.
    »Was machen wir, wenn wir sie gefunden haben?«
    »Wir nehmen sie mit. Wir verstecken sie in den Gärten.«
    »Sie ist ein kleines Kind, nicht einmal vier Jahre alt. Man wird Fragen stellen …«
    Farid zuckte mit den Schultern, er strich ihr das Haar hinter die Ohren und plötzlich dachte sie, dass er etwas ahnte. Dass er wusste, wer sie wirklich war. Das längere Haar verriet ihr Geheimnis.
    »Es gibt so viele dunkle Winkel in den Gärten, Sophian. So viele Orte, etwas zu verbergen.«
    Noch immer sah er sie an, seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. Das sorglose Lächeln des Südens.
    »Und selbst wenn die Pest tatsächlich vorbei sein sollte, wird es eine Weile dauern, bis sich das Durcheinander legt. Hofgärtner Friedrichs wird seine liebe Mühe haben, die Burschen wieder an die Arbeit zu bekommen. Alles wird sich fügen.«
    »Vielleicht hast du recht.« Sophie nickte, sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar und fasste die Strähnen zusammen, als wenn sie sich einen Zopf binden wollte. Dann drehte sie den Kopf zur Seite, damit er ihr Profil sehen konnte.
    »Da ist noch etwas, Farid.«
    Sie schloss die Augen, das Blut rauschte ihr vor Aufregung in den Ohren. Wie würde er reagieren?
    »Ich bin nicht Sophian.«
    Sie hielt den Atem an, doch Farid schwieg.
    »Ich heiße Sophie …«
    Der Freund schwieg noch immer, er hatte sich nicht gerührt. Sein Arm rutschte von ihrer Schulter wie ein lebloses Tier.
    »Hast du mich verstanden, Farid?«
    Sie sah ihn an. Er starrte zurück, in seinen Augen las sie Fassungslosigkeit. Und dann – Erleichterung und, ja, Freude. Er hatte nichts geahnt.
    »Ich dachte …«
    »Du bist …«
    Die Worte sprudelten gleichzeitig über ihre Lippen, sie sprangen auf, lachten.
    »Ich dachte, du hättest es längst geahnt!«
    »Du bist ein Mädchen?«
    Farid schüttelte den Kopf, die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Eine Flut von Gedanken schien durch seinen Kopf zu rauschen.
    »Aber … Wie ist das möglich? Warum?«
    Sie ging auf ihn zu, nahm seine Hand und drückte sie.
    »Ich hatte mir meinen Zopf abgeschnitten, um ihn Melissa als Erinnerung zu lassen. Und ich trug die Kleider meines Bruders. Als ich nach Gottorf kam, hielt man mich für einen Jungen. Ich dachte, es sei einfacher als Bursche in den Gärten zurechtzukommen. Es hat sich so ergeben … Es war kein böser Wille, Farid.«
    Er schüttelte den Kopf, noch immer ungläubig. Sie musste es ihm leichter machen. Verschämt zog sie die Jacke aus und zog das weite Hemd eng an ihren Körper. Nun waren die forschen Rundungen ihres Körpers nicht mehr zu übersehen.
    »Siehst du …«
    »Sophie.« Er testete den Klang ihres Namens auf seiner Zunge, als versuche er eine unbekannte Frucht.
    »Ich hätte es dir sagen sollen. Ich hätte dir vertrauen müssen.«
    »Sophie …« Er lächelte und schloss sie in seine Arme. »Sophie.«
    Heiß und ungestüm streifte sein Atem ihre Wange. Und sie hielt still.

    Ihr Weg führte sie durch das Wildgehege und die angrenzende Wildnis, bis sie eine Anhöhe erreichten. Vorsichtig pirschten sie sich bis an die Waldgrenze heran, im Schutz der Büsche sahen sie hinunter auf die Stadt.
    Unterwegs waren sie keiner Menschenseele begegnet. Zuletzt war das Gelände so undurchdringlich gewesen, dass sie sich durch das Gestrüpp hatten kämpfen müssen. Brombeersträucher und Weißdornbüsche hatten ihnen Gesicht und Hände zerkratzt.
    »Wie kommen wir da runter?«
    Sophie wies den Abhang hinab, der von der Stadt her gut einsehbar war. Um auf den Holm zu gelangen, müssten sie außerdem brach liegendes Ackerland überqueren.
    Farid nickte nachdenklich, er ließ seinen Blick über die Ebene schweifen. »Wir warten, bis es

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