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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Verletzten an seine Ohren. Es war, als ob sie sich unter einer Glocke aus Glas befänden. Oss bemerkte, dass ihm schwindelte. Alles schien verzögert auf ihn einzuströmen, die Zeit war außer Kraft gesetzt, ein Riss ging durch die Welt. Mühsam hob er die Hand, sein Messer blitzte auf.
    Christian Rantzau parierte seinen Schlag, er war stark. Sein Degen verlieh ihm einen Vorteil, er konnte Oss auf Abstand halten. In seinen Augen konnte Oss Hass und Verwunderung lesen. Und, in einem versteckten Winkel, Angst.
    Die Angst des Ritters verlieh ihm Kraft. Er stürmte voran, sein Messer wischte über Rantzaus Schulter und schlitzte den Umhang auf. Sein Gegner schnappte nach Luft und stach ebenfalls zu. Oss drehte sich blitzschnell zur Seite, er spürte den schneidenden Luftzug des Degens an seinem Ohr.
    Rantzau setzte nach. Oss wehrte zwei oder drei Stöße ab, dann spürte er einen Treffer am rechten Oberarm. Der Schmerz stachelte ihn noch zusätzlich an, brüllend stürmte er wieder auf seinen Gegner zu.
    Der Ritter wich zurück, er stolperte, ruderte mit den Armen, konnte sich jedoch fangen. Oss stieß zu, er spürte einen Widerstand.
    Christian Rantzau verzog das Gesicht, fluchend taumelte er weiter zurück. Wieder strauchelte er.
    Oss versetzte ihm einen Tritt, dann war er über ihm und schlug ihm den Degen aus der Hand.
    Jetzt! War es tatsächlich so einfach?
    Der Ritter atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich unter seinem Gewicht. Sein Gesicht glänzte vom Schweiß. Er starrte ihn an, ein Knurren entwich seiner Kehle.
    »Für meinen Vater«, flüsterte Oss. »Für die Treiber. Für all die anderen. Betet zu Eurem Gott, Christian Rantzau, denn jetzt will ich Euch töten.«
    Er fixierte den Punkt, wo das Herz des Ritters schlagen musste und hob den Arm, spannte alle Muskeln an. Dann stach er zu – mit aller Kraft. Sein Arm schlug eine Schneise durch die Luft, das Messer fauchte und traf auf den Körper. Dann gab es ein hässliches Geräusch, Metall auf Metall, ein Widerstand, etwas schlug ihm den Dolch aus der Hand. Das Messer landete im Laub, er konnte es nicht mehr erreichen.
    Ein Herz aus Eisen. Verwundert begriff Oss, dass Ritter Rantzau einen Brustpanzer unter seinem Umhang trug.
    Im nächsten Moment stieß Rantzau ihm die Knie in den Bauch. Oss schnappte nach Luft und rollte sich zur Seite. Er spürte etwas Hartes in seinem Rücken. Rantzaus Degen!
    Christian Rantzau kam keuchend auf die Beine, er trat weiter nach ihm und sah sich suchend um.
    Oss tastete nach dem Degen und zog ihn unter seinem Körper hervor. Mit einer schnellen Bewegung stieß er von unten nach dem Ritter, er erwischte ihn am Oberschenkel. Blut tropfte ihm ins Gesicht und lief ihm in die Augen.
    »Bastard!«
    Oss kam auf die Knie und setzte blind nach. Brüllend hieb er auf Rantzau ein, er spürte einen Widerstand. Noch ein Treffer, er blinzelte, versuchte, sich das Blut aus den Augen zu wischen.
    Rantzau humpelte, er taumelte zurück. Vor Oss lag etwas Glitzerndes im Laub, er hatte dem Ritter den Sporn vom Fuß geschlagen.
    Der zweite Sporn. Oss lachte bitter auf, dann durchzuckte ihn der Schmerz und die Glasglocke zersprang in tausend Scherben. Während die alten Bilder von den Toten auf der Heide machtvoll auf ihn einströmten, sank er hilflos in die Knie.
    Schluchzend hockte er da, den Degen kraftlos von sich gestreckt. Und während er um Fassung rang, konnte er nur mitansehen, wie der Ritter sich nach dem Sporn bückte und floh.
    »Zurück!«, rief Rantzau und ruderte mit den Armen. Humpelnd lief er auf eines der Pferde zu, das sich nicht panisch in den Wald geflüchtet hatte. Ein Gefolgsmann half ihm auf, dann preschte er davon. Seine Männer folgten ihm.
    Zurück blieben vier Tote. Oss sah zwei Söldner, einen Kerl aus Rantzaus Bande und einen von seinen eigenen Burschen in ihrem Blut liegen. Der Anblick der Toten verstärkte seine Verzweiflung.
    In diesem Moment wusste Oss, dass er nichts gewonnen hatte. Im Gegenteil: Er war gescheitert. Sie waren gescheitert und alles war umsonst gewesen. Und Ritter Rantzau? Er würde sich erholen und seine Macht stärker ausspielen können als zuvor.
    Oss schloss die Augen. Er wusste, von nun an müssten er und seine Männer als Gesetzlose vogelfrei durch die Lande ziehen. Die Vollmondbande war nicht besiegt, denn Christian Rantzau würde ihn und seine Männer in den Herzogtümern für die Morde verantwortlich machen. Nun hatte er einen Feind, den er in den Wäldern jagen

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