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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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verschwand im Medikamentenraum. Snow wandte sich wieder dem Mann zu. Sogar aus dieser Entfernung konnte Gann erkennen, daß das Gesicht des ehemaligen Maschinencolonels vor Schmerz und Angst verzerrt war. In Zafars wildem Gestammel war mehr als nur die unbekannte Krankheit zu suchen; in seinen Augen stand Entsetzen. Er richtete sich schwankend auf, blickte sich mit großen Augen um und rief: »Friedhof der Galaxis! Sternengott! Nimm dich in acht vor der Falle! Rette deine Herzenswünsche!«
    In diesem Augenblick kehrte Quarla mit der Spritze zurück.
    Nach der Injektion sank Zafar auf den Untersuchungstisch zurück und schloß die Augen, doch er redete noch immer vor sich hin.
    Der Doktor betrachtete ihn einen Augenblick und näherte sich dann den vier Menschen an der Tür. »Er wird jetzt eine Weile schlafen«, sagte er. »Wir können im Augenblick nichts weiter tun. Wir müssen abwarten, wie er auf das Mittel reagiert.«
    Einer der Männer, die den Kranken gebracht hatten, fragte: »Doc, worum handelt es sich? Werden wir nun alle ...?«
    Doch Dr. Snow schüttelte bereits den Kopf. »Ich kann Ihre Frage nicht beantworten«, sagte er. »Ich kenne diese Krankheit nicht. Doch ich glaube nicht, daß Sie irgendwie in Gefahr sind, meine Herren. Mir ist bisher nur ein einziger ähnlicher Fall vorgekommen, vor drei Jahren. Dabei waren sowohl ich und meine Tochter, als auch mehrere andere in der unmittelbaren Nähe des Kranken, und niemand wurde angesteckt.«
    Er zögerte und blickte Boysie an. Dann sagte er abrupt: »Dieser andere Fall war Harry Hickson, Mr. Gann. Er ist daran gestorben.«
    Boysie Gann nickte.
    »Ich verstehe«, sagte er.
    »Wirklich?« Dr. Snows Stimme klang ironisch. »Ich nämlich nicht! Ich verstehe überhaupt nichts! Ich möchte Ihnen etwas zeigen, und dann sagen Sie mir, ob Sie es noch immer verstehen.«
    Er entfernte sich von der Tür, streckte den Arm aus und schaltete das Licht ab.
    »Sehen Sie?« rief er. »Verstehen Sie das? «
    Die vier Menschen an der Tür des Untersuchungsraumes hielten den Atem an. »Vater!« schrie Quarla, und die Männer fluchten unterdrückt. Die Haut des Kranken leuchtete golden schimmernd auf, und die Farbe erinnerte Gann an das Blut des Raumlings, der vor seinen Augen gestorben war. Das Gesicht des Kranken leuchtete wie eine Sonne, und um seine linke Hand, die zwischen den Decken hervorsah, tanzte und flimmerte ein gelblicher Schimmer, wie das Flackern von Millionen blitzenden Fusoriaten.
    Quarla keuchte. »Wie ... wie bei Harry, Vater! Die gleichen Symptome, haargenau!«
    Der Doktor nickte düster. »Und er wird auch auf die gleiche Weise sterben.« Er seufzte. »Wenn kein Wunder geschieht, wird der Mann in einer Stunde tot sein.«
    Und er schaltete das Licht wieder ein.
     
    *
     
    Maschinencolonel Zafar lebte länger, als Dr. Snow vorhergesagt hatte, doch es war offensichtlich, daß das Ende nicht mehr fern war. Sein Zustand verschlechterte sich zusehends. Manchmal schien er minutenlang nicht atmen zu können, dann erholte er sich wieder lange genug, um unzusammenhängende Sätze zu stammeln: »... der Sternengott! Doch der Schwan ... wird ihm nicht helfen ...«
    Snow arbeitete in dem kleinen Laboratorium, das er sich in einer Ecke des Raumes abgeteilt hatte. Von Zeit zu Zeit kontrollierte er die Atmung seines Patienten und schüttelte den Kopf. Schließlich rief er Quarla und Gann zu sich und deutete auf ein Mikroskop.
    »Ich möchte euch etwas zeigen«, sagte er, und in seinem Gesicht stand Düsterkeit und Verwunderung. Er trat zur Seite.
    Quarla blickte durch die verchromten Okulare des Mikroskops, dann sah sie ihren Vater fragend an.
    Dieser nickte. »Siehst du? Mr. Gann, wollen Sie sich das bitte ebenfalls ansehen?«
    Langsam trat Boysie Gann an das Gerät. »Ich bin kein Wissenschaftler«, protestierte er. »Ich habe keine Ahnung, wonach ich suchen muß.«
    Doch dann hatte er die mikroskopische Vergrößerung vor Augen und schwieg. Er brauchte kein Wissenschaftler zu sein, um zu erkennen, daß dieses dreidimensional vergrößerte Bild etwas absolut Ungewöhnliches wiedergab. Er hatte so etwas noch nie gesehen.
    Rote und weiße Blutkörperchen schwammen zwischen den zahlreichen Kolonien aus gutartigen Mikroorganismen, die im Blut eines jeden Menschen anzufinden sind. Sie waren rutenförmig, amöbisch, kreisförmig oder amorph – aber trotzdem waren sie Gann irgendwie vertraut. Halbvergessene Abbildungen in Schulbüchern tauchten vor seinem inneren Auge

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