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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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erfüllt. Er machte einen Rundgang und warf einen Blick in jeden Tunnel, sah jedoch nur endlose Reihen von Computerschaltschränken und dicke Kabel, die sich in den Gängen vereinigten.
    Die Stille bedrückte ihn, und er bewegte sich fast auf Zehenspitzen. Er näherte sich den Schaltpulten, die, zu Gruppen geordnet, jeden Tunneleingang zu bewachen schienen. Die erleuchteten Skalen und Knöpfe sowie das Flimmern der Anzeigelichter faszinierten ihn.
    Er hatte diesen Ort nie zuvor betreten, und doch war ihm dieser Raum in allen Einzelheiten vertraut. In zahlreichen Instruktionsstunden und Vorlesungen an der Technikorps-Akademie war ihm diese Schaltzentrale ausführlich beschrieben und in Hunderten von Aufnahmen gezeigt worden.
    Er befand sich im Herzen der Maschine – an einem Ort, der der geheimste und bestbewachte Ort auf neun Planeten war. Im Nervenzentrum des Systems!
    Und die Maschine wußte nicht einmal, daß er hier war!
    Diese Tatsache bereitete Boysie Gann die größten Schwierigkeiten und ängstigte ihn. Er hatte dabei nicht so sehr Angst um sich selbst; denn es gab Menschen, die aus viel nichtigeren Gründen in die Verwertungsstelle gekommen waren. Er hatte vielmehr Angst um das System.
    Wie war so etwas überhaupt möglich?
    Trotz der millionenfach gespeicherten Tatsachen über die Bewegungen eines jeden Menschen im System, trotz des gewaltigen angesammelten Wissens in jeder möglichen Beziehung, trotz all dieser unvorstellbaren Komplexität schien es der Maschine zu entgehen, daß sich ein Unbefugter in ihrer Zentrale befand und frei bewegte.
    Seine Beine schienen ihn nicht mehr tragen zu wollen, und er klammerte sich an einer Konsole fest und versuchte verzweifelt, das seltsame Flackern der Skalen und Meßanzeiger und tanzenden Lichter zu lesen und zu verstehen. Da war ein Kontaktpult.
    Direkter Kontakt mit der Maschine!
    Einen Augenblick lang war er von Hoffnung erfüllt – doch die Pulte, die den unmittelbaren Kontakt mit der Maschine herstellten, waren nur für jene bestimmt, die die Vereinigung mit dem Maschinengehirn erfahren hatten und die aus diesem Grunde ein flaches Metallplättchen im Stirnknochen eingebettet trugen. Sollte er das Gerät trotzdem benutzen?
    Was blieb ihm eigentlich übrig?
    Gann dachte kurz daran, einfach einen Knopf zu drücken oder einen Hebel umzulegen – einfach an etwas zu drehen. Aber das war natürlich Wahnsinn.
    Andererseits würde jede kleine Veränderung die Maschine sofort alarmieren, und es konnte dann nur noch Sekunden dauern, bis die Servoroboter oder menschlichen Techniker eintrafen.
    Da fiel sein Blick auf ein kleines rotes Viereck, das einen breiten Druckknopf umgab. Darüber stand ein einziges Wort.
    Er beugte sich vor, um es entziffern zu können.
    Das Wort lautete: »STOP«.
    Er starrte lange auf dieses Schild, und die Welt versank um ihn. Wenn dieser Knopfdruck tatsächlich das bewirkte, was das Schild so unmißverständlich und klar sagte, dann hatte er die Macht, die Maschine abzuschalten!
    Maschinenmajor Boysie Gann, Absolvent der Technikorps-Akademie, Schüler der Agentenschule, trainiert und gestählt, Unerträgliches zu ertragen, lehnte sich zurück und begann hysterisch zu schluchzen. Der Gedanke war einfach zu viel.
    Er warf sich über das Kontaktpult, seine zitternden Finger legten einen Hebel um, und er plapperte und schluchzte. Er sprach nicht mechanisch – die Sprache, die die Maschine für ihre speziellen Kontakter geschaffen hatte. Er kannte diese Sprache nicht, und wenn er sie gekannt hätte, hätte er sie in seiner augenblicklichen Erregung bestimmt völlig vergessen.
    Er war so entsetzt, wie er es nie zuvor gewesen war.
    Als die Abteilung der grauuniformierten Maschinenwächter mit schußbereiten Waffen aus dem Expreßfahrstuhl raste, fand sie ihn auf dem Boden liegen.
    Er war nahezu bewußtlos.
    Boysie Gann wäre in diesem Augenblick beinahe gestorben – mit zwanzig Geschossen im Leib. Doch der befehlshabende Techtnant hielt seine Leute mit lautem Kommando zurück. Verwundert starrte er auf Gann hinab, überlegte einen Augenblick und schüttelte dann den Kopf.
    »Verletzt ihn nicht«, brummte er, »jedenfalls nicht so, daß er nicht mehr sprechen kann. Wir müssen ihn ins Büro bringen – so schnell wie möglich.«
     
    *
     
    Vier Tage lang wurde Gann von den geschicktesten Beamten des Technikorps verhört. Dabei ging man nicht gerade sanft mit ihm um.
    Er antwortete auf jede ihrer Fragen und sagte die absolute Wahrheit. Trotzdem

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