Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
endeten auf der Höhe der
Brustwarzen. Das dicke Blut verklebte seine Brustbehaarung, und sein warmer, eisenähnlicher Geruch drang
Axis in die Nase.
Der Magier sah ihn erstaunt an. »So hat man Euch
auch gerufen?«
Bin ich gerufen worden? fragte sich der Krieger
benommen, weil er seine Gedanken nicht sammeln konnte. »Ich weiß nicht, warum ich mich hier aufhalte.«
»Ihr seid gekommen, Sonnenflieger, um zu bezeugen«, sagte eine Stimme hinter ihm. Träge wandte Axis
den Blick zurück. Die drei Wächter – Jack, Ogden und
Veremund – standen nur wenige Schritte hinter ihm.
Jeder von ihnen trug ein bodenlanges weißes Gewand.
»Ob man Euch gerufen hat?« bemerkte nun Ogden.
»Höchstwahrscheinlich, denn andernfalls lägt Ihr noch in
Eurem Zelt. Achtet darauf, wohin Ihr tretet, Axis, und
sagt nichts, was die Gastgeber beleidigen könnte.«
Der Dicke trat nun vor und küßte Ramu vorsichtig auf
die Wange, um die rote Linie nicht zu verschmieren.
»Alles Gute, Lieber. Findet dort, wohin Ihr geht, Euren
Frieden.«
Jack und Veremund kamen nun ebenfalls zu dem Magier, küßten ihn und bedachten ihn mit Ogdens Segen:
»Findet Euren Frieden.« Dem Hageren standen dabei
Tränen in den Augen, und zu seiner Verblüffung erkannte Axis, daß der Aware gleichfalls weinte. Was ging denn
hier vor?
»Ramu findet heute nacht seine Heimstatt und seinen
Frieden«, teilte Veremund ihm mit. »Und Euch hat man
gerufen, dies zu bezeugen. Ihr seid schon einmal über die
heiligen Pfade geschritten und sollt dies heute nacht wieder tun. Doch diesmal seid Ihr dazu eingeladen.«
Der Krieger erinnerte sich an ein Traumbild, das ihm
erschienen war, als er das letzte Mal vor dem Wald der
Schweigenden Frau geschlafen hatte. Darin hatte er sich
auf einer dunklen Lichtung wiedergefunden, und furchtbare und gefährliche Wesen hatten sich ihm genähert …
Die Gehörnten. Leiser Schrecken befiel ihn jetzt, aber er
war nicht mehr derselbe wie vor zwei Jahren. Seit damals
hatte er an Reife und Wissen gewonnen.
Axis nickte. »Kommt Ihr denn nicht mit uns?«
»Nein«, antwortete Jack. »Nur Ihr und Ramu seid eingeladen. Gehet hin in Frieden.«
Der Magier wurde ungeduldig und setzte sich in Bewegung. »Kommt«, sagte er nur, und der junge Sonnenflieger folgte ihm in den Wald.
Sie schritten langsam zwischen den dunklen Stämmen
dahin, und je tiefer sie in den Wald gerieten, desto mehr
löste sich der Nebel auf. Farben umgaben sie, und verwundert beobachtete Axis, wie das Licht zwischen den
Bäumen heller und strahlender wurde, bis sie sich durch
einen smaragdgrünen Tunnel bewegten. Selbst der Boden
unter ihren Füßen verschwand und wurde durch das grüne Licht ersetzt.
»Wir bewegen uns nun durch die Kraft der Mutter
selbst«, murmelte Ramu ihm zu, ohne ihn dabei anzusehen. Dafür strahlten seine Augen fast im Fieberglanz.
Der Krieger spürte die Energie, die ihn umgab, und erzitterte darunter. Wie gut, daß er sich in einem Traum
befand, denn andernfalls wäre sie ihm bedrohlich vorgekommen. Zum ersten Mal erlebte er nun die Quelle der
Kraft, die Faraday angerufen hatte, um ihm und seinen
dreitausend Soldaten den Ausbruch aus der Feste Gorken
zu ermöglichen. Dieselbe Energie, die dabei auch den
Großteil des Skrälingheeres vernichtet hatte. Jetzt fiel
ihm auch wieder die grüne Flamme ein, die sie in die
Scharen der Geisterwesen geschleudert hatte. Ehrfürchtig
dachte er daran, daß die junge Frau über eine gewaltige
Macht verfügen mußte, wenn sie solche Kräfte beherrschte.
Sie schritten durch den Smaragdtunnel, bis der Krieger
plötzlich unter seinen Füßen wieder Blätter und Zweige
spürte. In diesem Moment flackerte das Licht und verging langsam, bis die eng beieinander stehenden Bäume
wieder sichtbar wurden. Sterne wirbelten über den samtschwarzen Nachthimmel.
»Der Heilige Hain«, flüsterte der Aware neben ihm.
Verblüfft stellte Axis fest, daß Ramu zum ersten Mal seit
Monaten wieder mit einer Stimme sprach, die frei von
Schmerzen war.
Die Stämme wichen vor ihnen auseinander und öffneten sich zu der Lichtung des Heiligen Hains. Die beiden
Männer wagten kaum weiterzugehen. Macht und Energie umringten die freie Fläche, und unsichtbare Augen
beobachteten sie. Nein, das kam dem Krieger nun nicht
mehr unbedingt wie ein Traum vor. Aller Nebel war
längst im smaragdgrünen Licht vergangen, und Axis
begriff jetzt, daß er sich wirklich und wahrhaftig im
Hain befand.
Sein prachtvolles Hemd kam ihm jetzt

Weitere Kostenlose Bücher