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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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schlechten Gewissen beugte er sich hinab, um sie zu
küssen.
»Nein, nein«, wehrte sie ab und wich einen Schritt zurück. »Nicht solange ich noch mit Bornheld verheiratet
bin und mein Ehegelöbnis halten muß. Werdet Ihr bald
kommen, um mich davon zu befreien?«
»Ja«, flüsterte der Krieger.
Faraday trat wieder zu ihm. »Laßt Euch nicht zuviel
Zeit, Axis, denn ich warte schon so lange auf Euch. Viel
zu lange.« Ihr Lächeln erlosch. »Wie habe ich mich in all
den Monaten gesehnt, und doch erscheint Ihr mir heute
so verändert, seid nicht mehr der Mann, der mich in der
Feste Gorken zurückließ. Wie ist es Euch seitdem ergangen, Liebster? Was ist aus Euch geworden? Liebt Ihr
mich überhaupt noch?«
Der Krieger öffnete den Mund und suchte verzweifelt
nach den rechten Worten. Dann verzichtete er aufs Reden
und hielt ihr nur seine Hände hin. Nebel trieb langsam
über die Lichtung.
»Wollt Ihr mich immer noch?« flüsterte sie und fragte
sich, warum sie so ängstlich klang.
»Ja«, antwortete Axis. Ja, er begehrte sie immer noch.
Sie war eine wunderschöne Frau, deren Ausstrahlung er
sich nicht entziehen konnte. Aber Begehren allein würde
ihr wohl nicht genügen.
»Dann säumt nicht!« drängte sie. »Beeilt Euch!«
Der Nebel wogte immer dichter, und binnen zweier
Herzschläge konnte der Krieger Faraday und die Lichtung nicht mehr erkennen.
Er tastete hilflos durch dichten Dunst.
    »Faraday!« rief er laut, und das erste, was er sah, als er
die Augen öffnete, war Aschure. Sie hatte sich über ihn
gebeugt und starrte ihn an, während er mit den Händen
immer wieder vergebens in die Decken griff.
    »Ihr habt geträumt«, sagte sie nur. »Und mittlerweile
haben wir Morgen.«
Sie wandte sich ab, stand auf, zog sich rasch an und
hielt ihm die ganze Zeit über den Rücken zugekehrt. Die
Narben darauf bewegten sich, als sie sich in ihr Langhemd schlängelte. Axis betrachtete sie, während der
Nachhall des Traums seine Gedanken beherrschte. Was
sollte er nur tun?
Die junge Mutter nahm ihren Sohn hoch und sagte,
ohne den Krieger anzusehen: »Draußen am Feuer gibt es
Frühstück. Wenn Ihr zu lange liegenbleibt, wird es noch
kalt.«
Damit schob sie sich aus dem Zelt.
»Tut mir leid«, flüsterte er zu spät.
19 D ANN HEISST ES ALSO
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    Er ließ Belaguez in langsamen Schritt fallen, als er sich
seiner Armee näherte. Hinter dem rechten Flügel schimmerte in der Ferne der Gralsee, und jenseits davon glänzten die rosafarbenen Stadtmauern und die goldenen und
silbernen Dächer von Karlon wie eine Fata Morgana. Am
diesseitigen Ufer erhob sich der Turm des Seneschalls –
der Narrenturm.
    Die dritte Woche des Unkrautmonds. Während des
vergangenen Monats hatte sich seine Armee viel zu langsam vom Wald der Schweigenden Frau über die Ebene
von Tare bewegt. Bornheld hatte nichts unternommen,
ihn aufzuhalten.
    Vor ihm warteten Belial und Magariz geduldig auf ihren Rössern. Ihre Kettenhemden glänzten so hell wie der
See. Einen Augenblick lang ruhte Axis’ Blick auf dem
Fürsten. Das Bild von Rivkah, seiner Mutter, in den Armen von Magariz kehrte immer wieder zur unrechten
Zeit in sein Bewußtsein zurück, um ihn zu plagen. In den
vergangenen Wochen hatte er die beiden öfter beobachtet. Wenn sie tatsächlich die Nächte miteinander verbringen sollten, so ließen sie sich am Tag wenig davon
anmerken.
    Der Krieger sah rasch in eine andere Richtung und
verscheuchte diese Gedanken. Rivkah konnte ihr Bett
teilen, mit wem sie wollte. Warum sollte ihn ausgerechnet ihr Techtelmechtel mit Magariz so stören?
    Der Hengst näherte sich jetzt den ersten Reihen. Nun
fiel Axis auch Aschure ins Auge. Sie saß rechts vom
Fürsten auf ihrem Streitroß und blickte ungerührt geradeaus. Mit dem Bogen und in der Rüstung wirkte sie ebenso schön wie nackt auf seinem Feldlager. Doch in der
letzten Zeit hatte der Krieger von ihr höchstens den vernarbten nackten Rücken zu sehen bekommen. Seit er mit
Faradays Namen auf den Lippen aus dem Traum erwacht
war, war Aschure noch ruhiger geworden und sprach
kaum noch mit ihm. Nachts ruhte sie zwar noch immer
neben ihm, blieb aber abweisend und unnachgiebig.
    Der Krieger brannte vor Begierde nach ihr. Noch
mehr, als er das je für möglich gehalten hatte. Sie beherrschte unaufhörlich seine Gedanken, und der Abstand,
den sie zu ihm hielt, trieb ihn langsam in den Wahnsinn.
Keine Frau, die er je begehrt hatte, hatte sich ihm so
verweigert. Wenn sie

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