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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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murmelte er. »Ihr müßt mich nach zwei Stunden wecken.«
    Im Palast wie auch in Karlon selbst herrschte die größte
Aufregung. Die meisten Bürger hatten bereits vom Ausgang der Schlacht erfahren. Viele hatten schweigend
zugesehen, wie der König, Gautier und gut zwanzig Soldaten durch das Stadttor gekommen waren und befohlen
hatten, dieses gleich wieder hinter ihnen zu versperren.
    Wie? fragten sich die Hauptstädter. Sie sollten lediglich von Bornheld und zwei Dutzend Männern verteidigt
werden? Karlon schien ebenso wie Achar verloren zu
sein.
    Die Höflinge flohen heimlich aus dem Palast und zogen sich in ihre Stadthäuser zurück, die in den verwinkelten Gassen Karlons versteckt lagen. Bornhelds Hof
erschien ihnen unter diesen Umständen wenig einladend.
Was mochte Axis wohl für ein Mensch sein? Wie würde
sein Hof aussehen? Ob sich da auch ein Platz für sie
fand? Aber gewiß doch, sagten sie sich. Der König, sei er
nun neu, widerrechtlich oder übergangsweise zu seinem
Thron gekommen, mußte erst noch geboren werden, der
sich nicht gern mit einem Hofstaat voller Schmeichler
umgab.
    In den Straßen standen die Menschen zusammen und
besprachen das Vorgefallene und dessen Folgen. Auch
auf den Zinnen drängten sich die Bürger. Sie starrten auf
das Schlachtfeld hinaus, wo Fackeln brannten und die
Soldaten immer noch ihrer grausigen Beschäftigung
nachgingen. Viele der Zuschauer hatten dort auf dem
Feld einen Sohn, einen Vater oder einen Ehemann verloren. Die Männer der Stadt hatten auf beiden Seiten gekämpft, ungefähr genauso viele für Axis wie für den
König.
    Doch nicht Zorn oder Furcht beherrschten jetzt am
Abend die Gefühle der Bürger, viel eher war es Trauer.
Wie der Sternenmann, so bedauerten die meisten, daß es
zu einem solchen Gemetzel hatte kommen müssen. Warum hatten die Brüder sich nicht auf einen Vergleichsfrieden einigen können? Nun hatte es den Anschein, als
habe der Ältere alles verloren – denn Karlon war nicht
auf eine Belagerung vorbereitet. Natürlich besaß die
Hauptstadt Mauern, aber keine Miliz, die diese hätte
bemannen können. Und bislang hatte es auch niemand
für nötig erachtet, Vorratspeicher einzurichten und zu
füllen, um eine längere Belagerung durchstehen zu können. Die Hauptstadt war ein Ort des Vergnügens und des
Frohsinns. Schnell zu Geld zu kommen und moralische
Zügellosigkeit standen hier im Vordergrund. Nie hätte
jemand damit gerechnet, daß die grimmige Wirklichkeit
des Krieges jemals bis hierher gelangen könnte.
Mochten die Bürger Karlons sich auch in die Niederlage
fügen, Jayme raste vor Zorn.
    »Ihr habt Euer Königreich verloren und den Untergang
des Seneschalls verschuldet!« schrie er Bornheld an. Sein
Ornat war voller Schmutz und Flecken.
    Der König saß betrunken im Mondsaal auf seinem
Thron. Alle seine Träume und Wünsche zerplatzt? Was
war bloß schiefgelaufen? Ein leerer Rotweinkrug
schwang wie ein Pendel an seiner Hand, die über der
Lehne hing. Plötzlich ließen die Finger los, und sie sauste
quer durch den Raum auf den Kopf des Kirchenfürsten
zu.
    Der Bruderführer konnte dem Krug gerade noch ausweichen, und dieser zerplatzte hinter ihm auf dem Boden.
»Alles verloren«, flüsterte Jayme und konnte noch
immer nicht fassen, wieviel dieser eine Tag zunichte
gemacht hatte. »Das Werk von tausend Jahren dahin!«
»Mir kam zu Ohren, Ihr hättet verloren«, ertönte eine
helle Stimme von der Tür. Faraday trat in den Saal.
Bornheld wandte den Blick vom Bruderführer ab, hin zu
seiner Gemahlin. Sie trug ein prachtvolles dunkelgrünes
Samtgewand, hatte sich elegant das Haar hochgesteckt,
und ihren Hals und ihre Ohrläppchen zierten Diamanten
und Perlen. »Ihr seht schlecht aus, Majestät. Soll ich den
Arzt rufen? Vielleicht befiel Euch ja das gleiche Leiden,
an dem Priam zugrunde ging.«
Der König kräuselte seine Lippen. Was sonst konnte
er schon tun! »Axis hat durch Verrat gewonnen. So wie
sich jeder seiner Siege auf Verrat gründet. Er kann wahrscheinlich gar nicht anders. Wenn mein Königreich zerbricht, dann nur deswegen, weil man sich nicht gegen
allen Verrat schützen kann. So ist mir denn nichts mehr
geblieben.«
»Wenn Euer Königreich zusammengebrochen ist«,
entgegnete Faraday, weil sie nur noch Verachtung für
diesen Mann empfinden konnte, »dann nur, weil Ihr nie
dazu bestimmt wart, sein König zu sein! Wie lange noch,
Bornheld, bis Axis seinen rechtmäßigen Platz einnimmt?
Bis er auf

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