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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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um sie anzusehen. »Ich hatte nie
vor, Euch zu betrügen, Faraday. Aschure war mir eine
Freundin, als ich dringend jemanden brauchte. Und sie
verstand auch, daß ich Euch liebte …«
»Ihr habt sogar mit ihr über mich gesprochen?« ächzte
die junge Frau. Welche Grausamkeiten mochte dieser
Mann noch für sie bereithalten?
»… und Aschure hat sich mir auch verweigern wollen.
Faraday, Ihr dürft ihr keine Schuld daran geben; denn die
trifft ganz allein mich.«
Tränen schossen ihr in die Augen. Jetzt verteidigte er
sie auch noch vor ihr. Faraday mußte erkennen, wie tief
seine Liebe zu dieser anderen Frau war. »Seltsamerweise
mache ich ihr auch gar keine Vorwürfe. Schließlich weiß
ich selbst gut genug, wie schwer es einer Frau fällt, sich
nicht in Euch zu verlieben. Wenn ich überhaupt jemanden als Schuldigen hinstellen will, dann nur Euch.« Sie
wandte sich von ihm ab.
Der Krieger trat hinter sie, umschlang sie und wiegte
sie sanft hin und her. Diesmal wehrte Faraday ihn nicht
ab.
»Seid Ihr gewillt, sie aufzugeben?« fragte Faraday leise.
»Das kann ich nicht«, murmelte er nach einer Weile.
»Empfindet Ihr überhaupt noch etwas für mich?«
»Faraday« Er drehte sie zu sich herum, damit er ihr ins
Antlitz schauen konnte. Sanft wischte er ihr ein paar
Tränen von der Wange. Hatte es nicht genau so vor zwei
Jahren zwischen ihnen angefangen? »Wenn ich sagen
würde, ich liebe Euch, wäre das nicht gelogen. Aber was
ich für Euch empfinde und was für Aschure, unterscheidet sich sehr voneinander. Und mit dem, was ich vorhin
erklärte, ist es mir wirklich ernst: Ich möchte, daß Ihr
meine Frau werdet.« Er beugte sich vor, um sie auf die
Wange, den Hals und den Brustansatz zu küssen.
Lügner, dachte Faraday Elender Lügner. Ihr wollt
Aschure, aber als Mann von Ehre fühlt Ihr Euch natürlich
verpflichtet, das Versprechen einzuhalten, das Ihr mir
einst gegeben habt. Und natürlich dürft Ihr mich nicht
verlieren, weil ich Euch doch die Bäume zuführen soll.
Ist das Euer wahrer Beweggrund, Sternenmann? Befürchtet Ihr, wenn Ihr mich nicht zur Frau nehmt und
meine Enttäuschung mit ein paar Nettigkeiten beruhigt,
daß ich dann meinen Teil der Prophezeiung nicht erfülle?
Daß die Weissagung dann selbst scheitern könnte?
Ach, Mutter! rief sie in Gedanken. Ihr seid die einzige,
die mich nie hintergangen hat … Faraday wünschte sich
jetzt nichts mehr, als den Frieden im Heiligen Hain, wo
sie im warmen Sonnenschein wieder neben Ur auf der
Holzbank sitzen und sich von ihr die Geschichten über
die einzelnen Schößlinge erzählen lassen könnte.
Aber Axis’ Finger waren schon damit beschäftigt, die
Verschlüsse auf der Rückseite ihres Kleides zu lösen.
Glaubt er, mich mit seinem Körper beschwichtigen zu
können? fragte sie sich, ließ ihn aber gewähren. Ein letztes Mal, dachte sie, nur noch ein letztes Mal.
30 I M
N
ARRENTURM
    Aschure lag in ihrem Zelt, konnte keinen Schlaf finden
und starrte in die Dunkelheit. Die Aufregungen des zurückliegenden Tages hatten dazu geführt, daß sie sich die
halbe Nacht unruhig hin und her gewälzt hatte. Axis hatte
Caelum über seinen Kopf gehalten und zum Erben ausgerufen … und ihn Sohn der Aschure genannt! Das Jubelgeschrei der Zehntausenden hatte ihr wie das Donnern
des Nordra in den Ohren geklungen, dort, wo er aus dem
Verbotenen Tal hervorbricht. Und sie selbst hatte der
Krieger zur Wächterin des Ostens ernannt und ihr den
Narrenturm gegeben.
    Als Aschure die Empore wieder verlassen hatte, war
ihr Blick auf Faraday gefallen. Die Königin rutschte auf
ihrem Stuhl vor und zurück, ihr Gesicht war weiß wie
eine Wand, und sie hatte die grünen Augen weit aufgerissen. Ihr Schmerz traf Aschure fast körperlich.
    Der Krieger verbrachte diese Nacht wieder im Palast
mit Faraday. Aber Aschure verspürte längst keine Eifersucht mehr. Eine innere Stimme sagte ihr, daß nicht mehr
viel Zeit vergehen würde, bis Axis auf diese Seite des
Sees zurückkehren und sich zu seiner Liebsten im Narrenturm gesellen würde.
    Was für ein magisches Geschenk! Man hatte den
Turm von allem befreit, was an den Seneschall erinnerte,
und nun wartete er auf seine neue Herrin.
    Aschure warf die Decke zurück und schwang die Beine über den Rand des Feldbetts. Gestern hatte sich für sie
noch keine Möglichkeit ergeben, den Narrenturm aufzusuchen. Unmittelbar nachdem der Sternenmann den offiziellen Teil der Feststunde beendet hatte, war mit den
großen

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