Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
der Lage
zeigen würde, seine Stellungen gegen die Eiswürmer zu
halten. Vor einer Woche waren diese Wesen aufgetaucht,
an die sich die Veteranen von Gorken mit Schaudern
erinnerten, und hatten sich aus den Nebeln, die ganz Südichtar bedeckten, geschoben. Die Skrälinge hatten diesen unförmigen und gewaltigen Kreaturen bereitwillig
Platz gemacht. Denn es waren die Eiswürmer gewesen,
die vor einem Jahr die Stadt Gorken bezwungen hatten.
Sie hatten ihre Häupter über die Zinnen der Stadtmauern
geschoben und dann ihre Lasten ausgespuckt, die aus
einigen hundert Skrälingen bestanden. Und auch hier vor
Jervois erwiesen diese Monster sich als ernsthafte Gefahr. Die Eiswürmer hatten keine Angst vor Wasser und
konnten schwimmen. Trotz ihrer schweren Last durchquerten sie die Kanäle so ungehindert, als bewegten sie
sich über Land.
    Solche Ungeheuer ließen sich auch nicht einfach durch
einen Stich ins Auge erledigen. Wenn sie sich aufrichteten, ragten sie fünfzig, mitunter sechzig Meter hoch auf.
Die Spieße und Schwerter reichten dann nicht mehr an
die pferdeähnlichen und zahnbewehrten Schädel heran.
Dann mußten die Bogenschützen an die Front, und am
besten ausgezeichnete Schützen. Denn Eiswürmer ließen
sich nur aufhalten, wenn ein Pfeil sie mitten ins silberne
Auge traf. Aber Bornhelds Bogenschützen starben genauso wie die Speerträger und Schwertkämpfer. Mittlerweile standen ihm nicht mehr genug Schützen zur
Verfügung, um sie gleichmäßig auf der gesamten Frontlänge zu verteilen. Und wo der nächste Eiswurmangriff
erfolgen würde, wußte man im vorhinein nicht zu sagen.
    Ho’Demi spürte, daß die Stellungen vor Jervois über
kurz oder lang zusammenbrechen würden. Die ganze
Verteidigung gründete auf dem vorher gegrabenen Kanalsystem. Dadurch wurden die Massen der angreifenden
Skrälinge aufgespaltet und in enge Gebiete abgedrängt,
wo sie leichter angegriffen und getötet werden konnten,
als auf offenem Feld.
    Aber jetzt setzte Gorgrael Eiswürmer ein. Diese überwanden nicht nur die Kanäle, sondern trugen auch Skrälinge hinüber. Nicht selten gelang es solchen Monstern,
sich hinter die Linien der Verteidiger vorzuarbeiten und
dort ihre Last auszuspeien. Die Soldaten sahen sich dann
oft überraschend von hinten angegriffen.
    Mit jedem Tag schoben sich neue Eiswürmer aus dem
Nebelland heran.
Bornheld mußte seine Truppen immer weiter auf das
System verteilen, mit der Folge, daß seine Reihen immer
dünner wurden. Der nächste größere Durchbruch könnte
die ganze Verteidigungsstellung zusammenbrechen lassen.
Ho’Demi wußte, daß der König tapfer focht und mindestens ebensolange in der Schlacht blieb wie seine
Männer. Trotzdem war ihm nichts anderes übriggeblieben, als die Zeit bis zur Ablösung immer weiter nach
hinten zu verschieben. Mittlerweile durften seine Männer
sich nur noch alle fünf Tage ausruhen. Was würde geschehen, wenn die Soldaten im Stehen einschliefen?
Wenigstens hatte der Häuptling den Großteil der Frauen und Kinder seines Volks nach Sigholt senden können.
Meist brachen diese Gruppen mitten in der Nacht auf,
wenn sich alle Aufmerksamkeit auf die schweren Abwehrkämpfe weiter vorn an den Kanälen richtete. Wenn
seine Männer vorne starben, sagte sich Ho’Demi, dann
sorgten sie mit ihrem Tod wenigstens dafür, daß ihre
Kinder in Sicherheit gelangten. Der Häuptling hatte auch
kleinere Abteilungen von Kämpfern zur Festung geschickt. All die, welche er nicht unbedingt an der Front
brauchte – und das waren erbärmlich wenige.
Ho’Demi stand vor einem Dilemma. Sein Herz schlug
für den Sternenmann, und er wollte sich ihm unbedingt
anschließen. Aber wenn er jetzt seine ganze Armee von
Jervois abzog, wäre das nicht nur eine Katastrophe für
Bornheld, sondern er würde letztendlich auch Axis sehr
schaden. Deswegen beließ er es dabei, nur kleinere
Trupps nach Sigholt in Marsch zu setzen. Darüber hinaus
blieb ihm lediglich die Hoffnung, daß der Tag nicht mehr
fern war, an dem er sein Lager hier vollkommen abbrechen und zum Sternenmann ziehen konnte.
Hoch über ihm kreiste ein Schneeadler, der kaum von
den grauen Wolken zu unterscheiden war. Das Tier beobachtete den einsamen Reiter, der sich auf dem Weg zum
Lager der Rabenbunder befand. Als der Häuptling vor
Müdigkeit immer weiter nach vorn sackte, schwebte der
Adler zu ihm nieder.
He, Ho’Demi, aufgewacht! Streckt Euren Arm aus.
Der Häuptling richtete sich so plötzlich auf,

Weitere Kostenlose Bücher