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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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auf«, antwortete er, »aber wir fassen es nicht an, weil es nur Unglück bringt. Du stirbst, wenn du darauf bestehst, es zu behalten.«
    Ich bestand darauf. Als wir unsere Reise nach Ongustura begannen, hatte ich alle Tasche voll AS-Material. Nur ein Sack mit Steinen, den ich auf dem Rücken trug, verhinderte noch, daß ich davonschwebte.
    Eine verrückte Reise! Der Dolmetscher kam auf seinen vielen Beinen rasch voran, aber ich hatte Mühe, auf schlechten Wegen und schmalen Bergpfaden mit ihm Schritt zu halten. Zunächst bildete ich mir ein, ich brauchte nur einige Steine weniger zu tragen, um leichter voranzukommen; diese Idee ließ sich jedoch nicht praktisch verwirklichen, denn sobald ich leichter war, fanden meine Füße keinen Halt mehr, so daß ich im Gegenteil schlechter vorankam.
    Der Dolmetscher bestand darauf, ununterbrochen mit mir zu sprechen; ich sollte Rolfial gebrauchen, während er Galingua sprach. Auf diese Weise war er tatsächlich imstande, die neue Sprache verblüffend rasch zu erlernen – mit Ausnahme der Verhältniswörter, die ich für mich behielt.
    In den Bergen hatte es zu schneien begonnen, und ich war deshalb miserabler Laune, als wir dem Vogelmenschen begegneten, der trostlos und verlassen im Schnee hockte.
    Ich warf einen Stein nach ihm.
    Der Vogelmensch flatterte auf, war jedoch sichtlich entkräftet und sank wieder zu Boden. Dabei schnatterte er heftig um Gnade und breitete flehend die Schwingen aus. Der Dolmetscher fesselte ihn mit einem seiner klebrigen Fäden, fragte ihn lange aus und versetzte ihm einen wohlgezielten Tritt, bevor er sich wieder an mich wandte.
    »Die Sache steht schlecht, Freund Zweibeiner«, sagte er. »Der Ungulph von Quilch hat die neue Plündersaison eröffnet. Wenn er mich hier findet, ist mein Grabstein fertig. Seine Männer sind irgendwo in der Gegend – dieser Kerl gehört zu ihnen. Wir müssen uns im nächsten Dorf verstecken.«
    Ich erinnerte mich, von Thrash Pondo-Pons wenig Gutes über den Ungulph gehört zu haben. Wir hasteten weiter und schleppten den Vogelmenschen hinter uns her, der gelegentlich erbärmlich krächzte.
    Das nächste Dorf war schlimmer als alle anderen, die ich bisher gesehen hatte. Seine Bewohner erinnerten entfernt an Kaninchen; sie hatten jedenfalls lange Ohren und lebten unter der Erde. Wir absolvierten die übliche Zeremonie, bei der mein Pulver aus der silbernen Dose benützt wurde, und durften dann das unterirdische Höhlensystem betreten.
    »Hier stinkt es entsetzlich!« keuchte ich.
    »Dafür ist es warm«, antwortete der Dolmetscher ungerührt, so daß ich mich fragte, ob er überhaupt einen Geruchssinn besaß.
    Wir erhielten einen winzigen Raum angewiesen, dann verschwand unser Führer mit dem Vogelmenschen, der heftig protestierte.
    »Was wird aus dem Vogelmenschen?« fragte ich, als wir allein waren.
    »Ich habe ihn verkauft, damit wir hier Unterkunft und Verpflegung bekommen«, erklärte der Dolmetscher mir. »Setzen wir den Rolfialunterricht fort ...«
    Wir unterhielten uns, bis wir zum Essen gerufen wurden; dann betraten wir einen großen Raum mit einem Dutzend Langohriger, die mehr auf das Essen als auf uns achteten. Dieses Mahl schmeckte mir besser als jedes andere, das ich bisher auf Glumpalt zu mir genommen hatte. Es war eine Art Gulasch mit etwas zuviel Fett, aber hervorragendem Geschmack.
    »Ausgezeichnet!« sagte ich schließlich zu meinem Begleiter. »Ich bin dir für diese Mahlzeit wirklich dankbar.«
    »Dein Dank gebührt dem Vogelmenschen. Er hat für uns gesorgt.«
    »Wie das?«
    »Nur die Schwingen sind nicht eßbar. Man kann sie jedoch gerben und einen guten Mantel daraus machen.«

     
    Als sich mein Magen wieder beruhigt hatte, zogen wir uns für die Nacht zurück und erhielten diesmal einen Raum zugewiesen, der auf den unterirdischen Fluß der Höhlenstadt hinausführte. Ich schlief einige Zeit lang und wachte mit Kopfschmerzen auf. Durch unser Fenster drang rötliches Licht herein. Ein Geräusch wie ein Pistolenschuß erschreckte mich.
    Der Dolmetscher lag neben mir. Der harte Panzer, der den größten Teil seines Körpers bedeckte, war der Länge nach aufgeplatzt. Das war das Geräusch gewesen, das ich gehört hatte. In dem rötlichen Lichtschein sah ich, daß der Riß sich weiter vergrößerte; ich stieß meinen Begleiter ängstlich an, aber er bewegte sich nicht.
    Dann hörte ich erstmals bewußt laute Schreie von draußen und fragte mich, was der rötliche Lichtschein zu bedeuten haben mochte.

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