Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
Ich steckte den Kopf aus dem Fenster und sah zu meinem Entsetzen einige Brandflöße flußabwärts treiben; sie waren mit Holz beladen und setzten die Häuser am Ufer in Brand.
    Ich wandte mich wieder an den Dolmetscher; wir waren in Gefahr. Als ich ihn rüttelte, fiel sein Panzer ab, und ich erkannte, daß er seine Schale abgeworfen hatte und einige Zeit hilflos bleiben würde, bis die neue hart genug war. Das Seil, das mich an ihn band, war rasch an einer Kante des alten Panzers durchschnitten. Aber warum sollte ich fortlaufen und den alten Knaben hilflos zurücklassen? Ohne ihn würde ich Ongustura und den Raumfrachter nicht rechtzeitig erreichen.
    Diese Überlegung genügte. Ich nahm den Dolmetscher auf den Rücken und eilte hinaus. In den Gängen drängten sich die Flüchtenden. Ich ließ mich mit dem Strom treiben und konnte nur hoffen, irgendwann ins Freie zu kommen. Ich hatte den Dolmetscher auf dem Rücken und Furcht im Herzen. Endlich wurde es vor mir heller. Das Gedränge ließ plötzlich nach. Ich war im Freien.
    Dann erhielt ich einen schweren Schlag auf den Rücken und sank in die Knie. Über mir erkannte ich zwei riesige Soldaten des Ungulphs von Quilch, der die Höhlenstadt überfallen hatte. Sie waren am Eingang postiert und trugen beide eine mächtige Axt, mit der sie jeden zerspalteten, der zu fliehen versuchte. Ich war diesem Schicksal nur entgangen, weil der Dolmetscher auf meinem Rücken lag. Er war fast halbiert; sein neuer Panzer hatte ihn nicht davor bewahrt.
    Ich wurde auf einen Leichenstapel geworfen, um später durchsucht zu werden. Jenseits des Haufens saß ein monströser Kerl in langer Robe unter einem Zeltdach. Er betrachtete die vor ihm aufgehäuften Kostbarkeiten.
    Ich ahnte, daß ich den Ungulph von Quilch vor mir hatte. Seine vier Hauer trugen goldene Kappen mit Glöckchen, die lustig bimmelten, wenn er sein Riesenhaupt bewegte. Schweinsborsten bedeckten das Gesicht; seine Unterlippe maß gut einen Meter. Eine dunkle Robe verbarg den behaarten Körper.
    Hinter ihm im Zelt stand eine schlanke Gestalt. Ein Mensch! Eine hübsche junge Frau mit langen schwarzen Haaren – ohne Zweifel die Tochter des Ungulph, von der mir Thrash erzählt hatte.
    Ich sprang auf und kletterte zu Boden. Ich rannte am Zelt vorbei und hatte offenes Land vor mir. Die Soldaten nahmen augenblicklich die Verfolgung auf; mehrere Vogelmenschen flogen hinter mir her.
    Ich wäre entkommen, hätte mir die Schlucht nicht den Weg versperrt!
    Ich blieb hart am Rand stehen und blickte schaudernd in die Tiefe. Vor mir lag ein schrecklicher Abgrund, in den ich fast gestürzt wäre. Dann wurde ich von den Soldaten festgehalten und vor den Ungulph geschleppt, der gravitätisch herankam, um mich zu inspizieren.
    Da ich wußte, daß es zwecklos war, dieses Schwein um Gnade zu bitten, versuchte ich es mit der entgegengesetzten Methode und rief: »Du kommst also zu mir, um Gnade zu erflehen, Ungulph! Ich wollte deine Männer in meine große Schlucht führen, habe es mir aber doch anders überlegt. Laß mich frei, sonst öffnet sich die Schlucht noch weiter und verschlingt euch alle!«
    Der Ungulph starrte mich wütend an. Dann brüllte er, daß die Glöckchen zitterten. Seine Tochter trat vor; er brüllte sie an, und sie wandte sich an mich.
    »Mein Vater, der Ungulph, spricht nicht Galingua; er verlangt, daß du seine Hofsprache gebrauchst.«
    »Ich bin der große Magier Beimitunvon«, erklärte ich ihr. »Ich spreche, wie es mir paßt. Wer spricht hier noch Galingua?«
    »Nur ich, Herr.«
    »Wie heißt du, Mädchen?«
    »Chebarbar, Herr.«
    »Sag deinem Vater, daß meine Schlucht ihn verschlingt, wenn er mich nicht freiläßt.«
    Als der Ungulph diese Forderung hörte, stieß er einen Wutschrei aus. Seine vier Hufe scharrten erregt, dann stürzte er sich auf mich und packte mich an der Taille. Eine Sekunde lang hing ich mit dem Kopf nach unten – dann warf er mich in die Schlucht.
    Ein Todgeweihter sieht und weiß vieles. Mir war sofort klar, daß einige Steine aus meinen Taschen gefallen waren. Mein Fall verlangsamte sich, dann schwebte ich wieder nach oben; der Ballast war zum Glück aus meinen Taschen gefallen, und das AS-Material gab mir reichlich Auftrieb.
    Mein Kopf erschien am Rand der Schlucht. Aus der Versammlung stieg ein Seufzer auf, dann sanken alle in die Knie – auch der Ungulph und Chebarbar. Dies gab mir Gelegenheit, mich in Sicherheit zu bringen und meine Taschen wieder mit Steinen zu füllen. Nun ging ich

Weitere Kostenlose Bücher