Der Sternenschwarm
geschenkt, um ihn als Verbündeten zu gewinnen; der Sexquie Oxin lebte dort zurückgezogen und kam dem Ungulph zu Hilfe, wenn dieser ihn mit seinem Talisman rief.
»Sein Schloß ist nicht weit von hier entfernt«, erklärte Chebarbar mir. »Ich führe dich dorthin, und der Sexquie Oxin bringt uns dann nach Ongustura.«
Als ich bereits aufspringen wollte, fügte sie noch hinzu: »Der Plan ist allerdings nur unter zwei Voraussetzungen zu verwirklichen. Der Sexquie darf vor allem nicht merken, wer ich bin, denn sonst würde er mich zu meinem Vater zurückschleppen. Aber er erkennt mich bestimmt nicht, da er mich noch nie gesehen hat.«
»Und die andere Voraussetzung?«
»Der Sexquie ist nur zu erreichen, wenn die Schwarze Sonne am Himmel steht. Zum Glück brauchen wir darauf nicht allzu lange zu warten.«
Ich erinnerte mich daran, von Thrash Pondo-Pons gehört zu haben, daß der Frachter starten wollte, sobald die Schwarze Sonne untergegangen war – oder jedenfalls am Tag darauf. »Wie lange bleibt die Schwarze Sonne am Himmel?« fragte ich deshalb. »Wir müssen bald nach Sonnenuntergang in Ongustura sein, Chebarbar.«
»Das weiß niemand«, antwortete sie. »Die Auf- und Untergangszeiten der Schwarzen Sonne sind so unregelmäßig, daß die Astronomen meines Vaters sie bisher noch nicht berechnen konnten.«
»Die Astronomen deines Vaters sollen sich lieber ein Fernrohr kaufen«, knurrte ich und stieg in den Sattel.
Chebarbar kuschelte sich vor mir zusammen, dann brachen wir auf, und sie wies uns den Weg. Die Landschaft war nun fast hübsch. Wir ritten durch große Stechpalmenwälder und pflückten Beeren, die nach Farbe und Größe an Orangen erinnerten, aber entschieden bitterer schmeckten.
Als wir sie aßen, hörten wir hinter uns Leute. Wir bogen vom Weg ab und brachten unser Tiger-Rhino mühsam dazu, sich hinzulegen. Einige Soldaten des Ungulphs tauchten auf und verschwanden wieder, ohne uns gesehen zu haben; Chebarbar hörte aus ihren Gesprächen, daß sie nach uns suchten.
Schließlich erhoben wir uns und ritten weiter.
Hinter dem Wald stieg der Boden allmählich an. Wir fanden uns plötzlich am Rand eines flachen Kraters wieder, dessen Durchmesser einige hundert Meter betragen mußte. Ich bewunderte diesen Anblick, denn er war eindrucksvoll, aber auch recht bedrückend. In der Mitte des Kraters erhob sich eine Burg auf einer Insel; das seltsame Gebäude hatte keine regelmäßige Form und besaß weder Fenster noch Türme.
»Das Schloß des Sexquies Oxin«, erklärte Chebarbar und klammerte sich an meinen Arm.
Es schien keinen Weg dorthin zu geben. Die Insel, auf dem es stand, war von einer öligen Flüssigkeit umspült, die den Krater bis zum obersten Rand füllte. Ich sah keine Brücke. Seltsame große Vögel, die wie gerupfte Pelikane aussahen, tauchten in das ölige Zeug hinab, flogen auf und tauchten wieder. Ihre klagenden Schreie machten die Szene noch trostloser.
Chebarbar und ich standen in einer Art Trance – und wurden so von Soldaten ihres Vaters umzingelt, die plötzlich aus dem Stechpalmenwald hervorbrachen. Zehn verschieden mißgestaltete Ungeheuer versperrten uns den Weg und schwangen Fangarme, Krallen oder Schwerter. Ich wußte, daß uns der Tod diesmal sicher war.
Ich wurde ergriffen, bevor ich eine Bewegung machen konnte. Eine Art ochsenköpfiges Insekt, das nach Fisch stank, zog mir die Hände auf den Rücken. Chebarbar wurde ebenfalls festgehalten, und eine harte Pranke verschloß ihr den Mund, als sie zu schreien begann.
Trotzdem hörte das Geschrei nicht auf. Das Ungeheuer, das mich festhielt, zog ein großes Schwert und setzte es mir auf die Brust. Dann hielt es jedoch inne, um zu sehen, wer so erbärmlich schrie. Es war einer der Soldaten, der mit zitternder Kralle auf den Himmel über dem Schloß wies.
Am Horizont breitete sich Dunkelheit wie ein nachtschwarzer Fächer aus, obwohl die beiden Sonnen noch am Himmel standen. Die Soldaten des Ungulphs reagierten augenblicklich; sie ließen mich und Chebarbar los und rannten in den Wald, um sich zu verstecken. Wir waren auf wunderbare Weise wieder frei.
»Die Schwarze Sonne geht auf!« rief Chebarbar. Sie wäre ebenfalls fortgelaufen, wenn ich sie nicht festgehalten hätte.
»Jetzt können wir dem Sexquie einen Besuch abstatten«, sagte ich.
In ihrer Eile hatten die Soldaten ein Schwert, ein Bündel mit ungenießbaren Lebensmitteln, eine primitive Laterne und einen Umhang zurückgelassen. Ich hob den Umhang auf und legte
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