Der Sternenschwarm
auf Chebarbar zu, half ihr auf und gab auch ihrem Vater ein Zeichen, er solle aufstehen.
»Sag deinem Vater, daß ich ihm nicht böse bin, denn er kann mir nicht schaden«, wies ich sie an. »Wenn er mir ein Reittier zur Verfügung stellt, lasse ich ihn in Frieden.«
Sie wiederholte meine Worte. Ich war nervös und machte mir Sorgen. Schließlich brauchte ich einen Dolmetscher und Führer nach Ongustura. Während ich überlegte, grunzte der Ungulph.
»Mein Vater bedauert, daß er einen so großen Magier tätlich angegriffen hat. Er stellt dir ein Reittier zur Verfügung. Er erfüllt dir jeden Wunsch, wenn du ihm durch deine Wunderkräfte hilfst. Er braucht Schutz vor seinen Feinden.«
»Ein weiser Mann«, murmelte ich und dachte angestrengt nach. Chebarbar war doch nicht so hübsch, wie ich zunächst gedacht hatte – sie hatte eine Stupsnase, Sommersprossen und etwas ungleichmäßige Zähne, aber immerhin ein normales Gesicht. Sie war offenbar intelligent und freundlich; mit ihr mußte auszukommen sein. Ich nahm meine silberne Dose aus der Tasche und wandte mich an Chebarbar.
»Sag deinem Vater, daß diese Dose ein Wundermittel enthält. Es ist das, was der zufriedenste Mann auf Glumpalt braucht. Es ist mächtiger als das Universum. Und es schützt selbst vor dem Tod. Sag ihm, daß er die Dose und das Mittel haben kann, wenn ich dafür dich, seine Tochter, bekomme.«
Chebarbar wurde blaß, übersetzte, wurde noch blasser und flüsterte: »Mein Vater sagt, daß ich nicht viel Wert habe, da ich eine Frau bin. Deshalb will er mich gern gegen die Silberdose eintauschen, wenn sie wirklich enthält, was du behauptest.«
»Sie enthält es wirklich. Er soll sie jedoch nur im Notfall öffnen.«
Mein Reittier wurde vorgeführt. Es war wie ein Tiger gestreift, besaß jedoch ein Horn auf der Nase und sechs Beine. Eine Leiter wurde an seine Flanke gestellt. Ich stieg auf, zog Chebarbar hinter mir her und setzte sie vor mich.
Als ich das Tier mit Hilfe eines am Sattel hängenden Stockes kräftig ermunterte, setzte es sich willig in Bewegung und galoppierte zu meiner Erleichterung davon. Ich sah mich noch einige Male nach den Soldaten um, die rasch hinter uns zurückblieben. Wir wurden nicht verfolgt.
»Warum siehst du dich so oft um?« fragte Chebarbar erstaunt. »Mein Vater würde dich nur verfolgen lassen, wenn du ihn betrogen hättest.«
»Ich fürchte, daß er die Dose öffnet. Sie enthält nichts, Chebarbar.«
»Was enthält sie also, das der zufriedenste Mann auf Glumpalt braucht?«
»Ein zufriedener Mann braucht nichts.«
»Was ist mächtiger als das Universum?«
»Nichts ist mächtiger als das Universum.«
»Was kann meinen Vater vor dem Tod retten?«
»Nichts kann deinen Vater vor dem Tod retten. Und genau das enthält die Dose – nichts!«
Ich sah, daß ihre Schultern zuckten. Ich bedauerte fast, ihren Vater hereingelegt zu haben; dann merkte ich, daß Chebarbar nicht weinte, sondern lachte. Es war das erste fröhliche Lachen, das ich auf diesem Planeten hörte.
Als wir einige Entfernung zwischen uns und den Ungulph gelegt hatten, ließ ich das Tiger-Rhino an einem Bach rasten. Chebarbar und ich saßen am Ufer und hielten Kriegsrat. Wir hatten nichts zu essen, und ich mußte so schnell wie möglich Ongustura erreichen. Nach Chebarbars Meinung waren wir nicht mehr als drei Tage von der Stadt entfernt – aber sie wußte nicht, welche Richtung wir einschlagen mußten. Ihr Vater war seit uralter Zeit mit Ongustura verfeindet und besuchte es nur, um die Außenbezirke zu überfallen.
Diese Mitteilung brachte mich zur Verzweiflung, denn ich hatte geglaubt, den Erfolg greifbar nahe vor mir zu haben. Ich verbarg das Gesicht in den Händen und seufzte schwer. Zu meiner Überraschung legte Chebarbar mir einen Arm um die Schultern.
»Sei nicht traurig«, sagte sie leise. »Ich kann es nicht ertragen, einen tapferen Mann so verzweifelt zu sehen. Vielleicht kann ich dich doch trösten.«
Sie ließ mich los und nestelte die Verschnürung ihrer Bluse auf.
»Das ist edelmütig, aber ...«, begann ich, als sie einen kleinen Talisman hervorholte, der an einer Kette an ihrem Hals hing. Sie hielt mir den Talisman vor die Nase.
»Damit können wir den Sexquie Oxin herbeirufen. Er hilft uns bestimmt, wenn er diesen Talisman erkennt.«
Ich stellte die logische Frage, und Chebarbar erklärte mir, ihr Vater habe dem Sexquie Oxin vor langer Zeit das Leben gerettet und ihm sogar ein Schloß in seinem Reich
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