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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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hatte drei meiner früheren Identitäten entdeckt und kam mir schnell auf die Schliche. In wenigen Tagen, so begriff ich damals, würde man mich entlarven. Es gab nur zwei Möglichkeiten für mich: Entweder wurde ich zum gebildetsten Häftling einer Strafkolonie – oder ich musste die Hanse von meiner Nützlichkeit überzeugen.
    Ich stellte einen Bericht über meine bisherigen Leistungen zusammen und betonte darin auch meinen akademischen Hintergrund. Dann ging ich zum Ermittlungsbüro der Hanse, sprach mit den dortigen Beamten und gab immer nur so viel preis, dass sie mich an ihre Vorgesetzten weiterleiteten. Als ich schließlich im Komiteezimmer saß, war mir klar: Man würde mich entweder verhaften oder einstellen.« Davlin schritt durch einen dunklen Tunnel und leuchtete mit der Lampe.
    »Ich habe auch Rhetorik studiert und bin ein ausgezeichneter Redner, obwohl es mir nicht gefällt, im Mittelpunkt zu stehen. Von diesen meinen rhetorischen Fähigkeiten machte ich Gebrauch, als ich meinen Fall darlegte. Der Umstand, dass ich das komplexe System über Jahre hinweg getäuscht hatte, gereichte mir zum Vorteil, als ich erklärte, wie wertvoll ich bei gewissen Ermittlungen sein könnte.
    Was noch wichtiger war: Mit meinen soziologischen, anthropologischen und kriminalistischen Kenntnissen eignete ich mich bestens als Undercover-Ermittler für fremde Kulturen. Selbst nach zwei Jahrhunderten wissen wir nur wenig über das Ildiranische Reich und gar nichts über die Klikiss. Schließlich überzeugte ich meine Zuhörer davon, dass es besser war, mich in ihre Dienste zu nehmen, als mich in irgendein Gefängnis zu stecken.«
    Während sie gingen, blickten Rlinda und Davlin in Nischen und Alkoven. Hieroglyphen und Gleichungen der Klikiss bedeckten die Wände wie Graffiti.
    »Also hat der Vorsitzende Sie erst zu der abgelegenen Kolonie Crenna geschickt und dann hierher auf diesen Wüstenplaneten, damit Sie einem fünf Jahre zurückliegenden Mord auf den Grund gehen.« Rlinda klopfte Davlin auf die Schulter und er zuckte zusammen. »Mir scheint, Sie verbüßen noch immer eine Strafe.«
    Das Licht von Rlindas Lampe fiel in einen tiefen Alkoven und darin bemerkte sie ein Objekt, das fehl am Platz wirkte. Sie sah genauer hin, erkannte eine Aluminiumhülle und darin etwas, das sie für einen Nahrungsriegel hielt.
    »Offenbar haben die beiden Archäologen einen Snack beiseite gelegt und dann keine Gelegenheit mehr gefunden, ihn zu essen.« Rlinda schüttelte den Kopf und dachte daran, dass zwei so renommierte Wissenschaftler einen wichtigen Fundort nicht mit Müll kontaminieren würden.
    Sie streckte die Hand nach dem vermeintlichen Nahrungsriegel aus und im Licht der Lampe glitzerte ein Objekt in der Aluminiumhülle: ein Datenwafer. Ihr Herz schlug schneller, als sie nach dem Objekt griff und den handschriftlichen Hinweis darauf las. Backup. »Vielleicht können Sie hiermit etwas anfangen, Davlin.«
    Er nahm den Wafer entgegen und ein jungenhaftes Grinsen erschien in seinem Gesicht. Im Lager hatte er viele Stunden mit dem Versuch verbracht, Computerdateien wiederherzustellen. Aber wer auch immer der Mörder war: Er hatte gründliche Arbeit geleistet, um dafür zu sorgen, dass seine Geheimnisse verborgen blieben.
    »Jeder gute Xeno-Archäologe erstellt ein Backup seiner Daten und bringt es an einem sicheren Ort unter. Zu viele natürliche Katastrophen oder unvorhergesehene Umstände können das Ergebnis von wochen- oder monatelanger Arbeit zerstören.« Davlin Lotze hob den Datenwafer so, als wäre er der Gral. »Dies gibt uns vielleicht Aufschluss darüber, was hier geschehen ist… bis ganz zum Schluss.«

53 ANTON COLICOS
    Anton hätte jahrelang in Mijistra bleiben können, um mit Erinnerer Vao’sh Mythen und Legenden auszutauschen. Besser als jemals zuvor verstand er, warum seine Eltern so sehr von den Rätseln untergegangener Zivilisationen fasziniert waren. Margaret und Louis Colicos befassten sich mit Relikten und Knochen, während für Anton Historisches durch überlieferte Geschichten verständlich wurde. Jedes neue Fragment der Saga der Sieben Sonnen bescherte ihm weitere Einblicke und viel Freude.
    Dann bot ihm Vao’sh eine noch großartigere Möglichkeit an.
    »Der Weise Imperator hat mich für die Reise nach Maratha ausgewählt. Ich soll die Hell- und Dunkelzeit dort verbringen.« Vao’sh klang sehr aufgeregt. »Haben Sie von jener Welt gehört? Maratha zählt zu unseren berühmtesten Splitter-Kolonien!«
    Anton

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