Der Sternenwald
Manta-Kreuzer aus dem Orbit schwenkte und sie zum ersten Mal in ihrem Leben von Theroc fort brachte. Trotz der ungewohnten Umgebung schlief Estarra schon nach kurzer Zeit ein…
Bei den gemeinsamen Mahlzeiten während des Flugs zur Erde bot Sarein stolz irdische Speisen an: Hühnchen, Fisch und verschiedene Fleischsorten, die seltsam anders schmeckten als die Insekten, an deren Verzehr Estarra gewöhnt war. Mit glänzenden Augen und einem aufrichtig wirkenden Lächeln saß ihre ältere Schwester auf der anderen Seite des Tisches. »So etwas wie den Flüsterpalast kannst du dir gar nicht vorstellen, Estarra. Du wirst goldene Kuppeln im Sonnenschein sehen. Ewiges Feuer brennt an den Türmen und Brückenpfeilern – jede Fackel symbolisiert eine Kolonie der Hanse. Zusammen mit König Peter wirst du an spektakulären Prozessionen und Paraden teilnehmen.« Sarein strahlte. »Ah, die Erde ist all das, was Theroc nicht ist.«
So sehr Sarein auch von der Erde begeistert sein mochte: Es war Estarras Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass ihre Schwester einen Frachtraum des Schiffes mit theronischen Dingen gefüllt hatte, die sie im Flüsterpalast nicht bekommen konnte: kulinarische Spezialitäten, Tücher aus Kokonfaser, aus Waldblumen gewonnene Farbstoffe.
Estarra hörte höflich zu, während sie aß. »Einige Dinge… klingen interessant. Aber ich fliege nicht als Tourist oder Besucher zur Erde.«
Nein, sie würde einen jungen Mann heiraten, den sie überhaupt nicht kannte, und in ihrem zukünftigen Leben würde sie es mit politischen und sozialen Pflichten zu tun bekommen, mit denen sie ebenso wenig vertraut war. Beneto und Rossia hatten ihr geraten, unvoreingenommen zu bleiben, neuen Möglichkeiten gegenüber offen. Und sie sollte stark sein – das war das Wichtigste. Estarra wollte diesen Rat beherzigen.
Die neunzehn grünen Priester blieben auf dem Crewdeck zusammen und Estarra besuchte Rossia während der Reise. Doch als der Manta das irdische Sonnensystem erreichte, verließ ein großer Personentransporter den Kreuzer und brachte die grünen Priester zur TVF-Basis auf dem Mars.
»Erwartet mich eine Menschenmenge?«, fragte Estarra, als der Manta am Rand des Palastdistrikts landete. »Muss ich sofort mit vielen Personen sprechen? Und kommt König Peter, um mich zu begrüßen?«
Sarein klopfte ihr auf den Arm. »Keine Sorge, kleine Schwester. Basil sorgt dafür, dass alles sorgfältig überlegt, geplant und geprobt ist. Offiziell weiß niemand, dass du dich an Bord dieses Schiffes befindest. Wenn man dich schließlich der Öffentlichkeit vorstellt, ist alles bis ins kleinste Detail und mit größter Präzision vorbereitet. Es gibt keinen Grund für dich, nervös zu sein. Derzeit bist du nur ein anonymer Passagier. Ich werde dir dabei helfen, dich einzugewöhnen.«
Die TVF-Soldaten verließen den gelandeten Kreuzer und uniformierte Arbeiter kamen mit Entlademaschinen, um die Fracht zu holen. Techniker begannen damit, die Bordsysteme zu überprüfen, Reparaturen vorzunehmen und Vorräte zu ergänzen, damit der Manta möglichst bald ins All zurückkehren konnte.
Estarra fühlte sich in dem Strudel aus Menschen fehl am Platz. Nie zuvor hatte sie so viele Gebäude gesehen. Wolkenkratzer, Türme, Lagerhäuser, Hangars – es wirkte wie ein künstlicher Wald aus Metall, Stein und transparenten Platten. Der Himmel zeigte ein helles Blau. Die junge Theronin blickt sich staunend um.
»Da kommt Basil.« Sarein winkte einem militärischen Transporter zu, der über den Platz summte, und aus dem Mundwinkel sagte sie leise: »Denk daran, was du sagen sollst.«
»Ich dachte, meine Ankunft ist inoffiziell.« Estarra wölbte eine Braue. »Wenn niemand zusieht oder zuhört – warum ist es dann so wichtig, dass ich die richtigen Worte spreche?«
»Sieh eine Übung darin, Estarra. Davon kannst du gar nicht genug haben.«
Als Basil Wenzeslas ihnen an der offenen VIP-Luke des Mantas gegenübertrat, zeigte sein Gesicht Erfahrung und Weisheit, aber nicht die vielen Falten hohen Alters. Estarra kannte das Alter des Vorsitzenden nicht, aber sie wusste, dass er sich regelmäßigen Verjüngungsbehandlungen unterzog. Er streckte die Hand aus. »Willkommen, Estarra. Wir sind uns bei der Amtseinführung Ihres Bruders auf Theroc begegnet, hatten jedoch keine Gelegenheit, uns besser kennen zu lernen.«
»Es ist meiner Schwester eine große Ehre, hier zu sein, Basil«, sagte Sarein.
Estarra lächelte möglichst freundlich. Dies war ihre
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