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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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dass es dir auf Theroc gefallen wird?«, fragte er und schien erpicht darauf zu sein, sie zu erfreuen.
    »Für uns beide gibt es viele Dinge, an die wir uns gewöhnen müssen. Roamer sind Nomaden und die Angehörigen meiner Familie sind Wanderer zwischen den Clans, Händler, die von Sonnensystem zu Sonnensystem reisen. Mein Vater lebt an Bord seiner Schiffe. Er fliegt zu hundert verschiedenen Depots, Himmelsminen und Ekti-Tanks, verkauft den Treibstoff der Großen Gans, den Ildiranern oder…« Cesca senkte die Stimme. »… Kolonien, obgleich das gegen die Handelsbestimmungen der Hanse verstößt.«
    »Ich bin sicher, die Hanse würde Verständnis dafür zeigen, wenn die Kolonien dringend Ekti benötigen«, sagte Reynald.
    Cesca wunderte sich über seine Naivität und seufzte. »Mein Volk braucht vielleicht eine Weile, um so offen zu werden wie du.«
    »Erzähl mir von den Roamern.« Reynald sah sie an und lächelte unschuldig. »Warum seid ihr so… verschlossen geworden? So misstrauisch?«
    »Wir haben dies im Lauf vieler Generationen gelernt. Ihr habt Glück auf Theroc – dies ist eine lebensfreundliche Welt mit einer blühenden Kolonie. Doch nachdem unser Generationenschiff, die Kanaka, nach Iawa gebracht worden war, kam es zu Missernten. Meine Vorfahren machten sehr schwere Zeiten durch und konnten sich nur auf ihre eigenen Ressourcen verlassen. Später spezialisierten wir uns auf die Produktion von Ekti, erst als Pächter ildiranischer Anlagen, dann mit eigenen Himmelsminen. Jeden Erfolg haben wir mit Schweiß und Blut bezahlt. Wie Theroc haben wir es abgelehnt, die Charta der Hanse zu unterschreiben, aber die Große Gans würde uns gern unter ihre Kontrolle bringen.«
    »Nun, wir haben der Hanse gerade neunzehn grüne Priester geschickt, um sie beim Krieg gegen die Hydroger zu unterstützen…«
    Cesca richtete einen ernsten Blick auf ihn. »Das ist etwas anderes. Die Tiwis bekommen von den grünen Priestern nur das, was diese ihnen freiwillig geben. Aber sie könnten unser Ekti rauben – und das haben sie auch getan, kein Zweifel. Wir vermuten, dass sie einige unserer Frachter überfallen, das Ekti genommen und die Schiffe anschließend zerstört haben.«
    »Das ist schrecklich!«
    »Zum Glück sind die meisten unserer Depots auf keiner Karte verzeichnet. Die Roamer sind vielleicht ein wenig paranoid, Reynald, aber andererseits… Vielleicht bist du ein wenig zu vertrauensvoll?«
    Die Geräusche der Feier hallten durch die Nacht. Cesca fragte sich, ob jemand ihre Abwesenheit bemerkt hatte. Ihr Vater und seine Brüder sahen sich vermutlich mit gewölbten Brauen und einem wissenden Lächeln an.
    Die eigentliche Heirat fand erst in einem Jahr statt. In der Zwischenzeit würden Roamer und Theronen mehr Kontakte miteinander haben. Cesca stellte sich vor, wie weitere Schiffe zum Waldplaneten flogen und Versorgungsmaterial brachten. Reynald und andere Mitglieder seiner Familie würden vielleicht bestimmte Außenposten der Roamer besuchen. Auf diese Weise begann ein langsames Verschmelzen der beiden so unterschiedlichen Kulturen.
    Als Cesca mit Reynald im Mondschein stand, versuchte sie sich davon zu überzeugen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte und sich alles zum Besten entwickeln würde. Reynald wirkte so glücklich, dass eine bittersüße Cesca seine Hand nahm, näher trat und sich alle Mühe gab, nicht an Jess zu denken.

71 JESS TAMBLYN
    Monatelang segelte Jess in aller Stille durchs All. Sein riesiges Segel trieb durch einen Ozean aus Gas, durch eine hauchdünne Suppe aus Ionen und anderen kosmischen Ingredienzien, aus der sich einmal ein neues Sonnensystem entwickeln mochte. Er war ständig unterwegs, ohne ein Ziel – ein echter Roamer.
    In gewisser Weise mochte Jess die endlosen kontemplativen Tage, denn er wusste: Sie würden ihm dabei helfen, über seinen inneren Aufruhr hinwegzukommen. Wenn sich die Dinge seinen Hoffnungen gemäß entwickelt hätten, wäre er jetzt mit Cesca verheiratet. Aber Jess kannte seine Verantwortung. Es hatte keinen Sinn, sich mit seinen Wünschen und Phantasien eine Märchenwelt zu erschaffen.
    Die persönliche Tragödie der verlorenen Liebe erschien ihm banal und egoistisch und er beschloss, sie beiseite zu schieben. Er dachte an all die Roamer, die den Hydrogern zum Opfer gefallen waren, unter ihnen Ross, und er erinnerte sich an die verzweifelte finanzielle Situation vieler Clans. Die Wirtschaft der Roamer steckte in einer tiefen Krise.
    Als sein Herzweh

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