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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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schließlich zu erträglicher Wehmut geworden war, fühlte sich Jess wieder ganz und stärker, dazu bereit, sich der Realität zu stellen – ihm blieb auch gar keine andere Wahl.
    Und dann fühlte er sich plötzlich allein. Inzwischen war die Entfernung zwischen den einzelnen Nebelseglern enorm gewachsen – kosmische Schluchten trennten sie voneinander. Den anderen Piloten machte das vermutlich nichts aus; sie waren Einzelgänger, selbst nach den Maßstäben der Roamer.
    Die zuvor friedliche Stille wurde unangenehm. Das Geplauder in den Kom-Kanälen war auf einzelne Meldungen geschrumpft, denn die Signale brauchten einfach zu lange, um die riesigen Distanzen zu überbrücken. Jess wanderte auf den Decks umher, kletterte in den Produktionsbereich hinab und lauschte dem Geräusch der eigenen Schritte.
    Del Kellum hatte Recht: Es mochte ein Segen sein, genug Zeit zum Nachdenken zu haben, aber zu viel davon konnte zu einer Belastung werden.
    Jess begriff, dass er zu lange isoliert gewesen war, als er Dinge hörte oder zu hören glaubte: leises Summen und Flüstern, das nicht von den Bordsystemen stammen konnte. Wenn er die Gedanken treiben ließ, schienen sich in den Geräuschen Worte abzuzeichnen.
    »Hallo?«, rief Jess und seine laute Stimme überraschte ihn. Die Kehle war heiser und die Stimmbänder fühlten sich wie eingerostet an. Er schüttelte den Kopf. »Jetzt fange ich auch noch an, mit mir selbst zu reden.«
    Die seltsamen Geräusche waren das akustische Äquivalent eines Schattens, den man aus den Augenwinkeln sah. Je mehr er sich darauf konzentrierte, desto leiser wurden sie. Er seufzte und versuchte, ihnen keine Beachtung zu schenken, aber es gab nichts anderes, das seine Gedanken beschäftigte und ihn ablenkte.
    Erneut kletterte er in den Produktionsbereich hinab, wo automatische Destillatoren die nützlichen Komponenten der Nebelgase voneinander trennten. Sie wurden komprimiert in kleinen Behältern untergebracht. Wassertropfen fielen in den großen, transparenten Zylinder, in dem der Pegel einen Zentimeter pro Tag stieg. Jess spürte dort etwas, das Erwachen von Gedanken, dünn wie eine leichte Brise, aber langsam stärker werdend.
    »Hallo?«, rief er erneut und diesmal war er auf die Echos seiner Stimme vorbereitet. Natürlich antwortete niemand. Er atmete die sonderbar feuchte Luft im Produktionsbereich tief ein und kam sich wie ein Narr vor. Demnächst glaubte er auch noch, dass es an Bord seines Seglers spukte…
    Dann begannen die Albträume.
    Ganz plötzlich schreckte Jess in seiner Kabine aus dem Schlaf. Kalter Schweiß machte das Laken klamm und er keuchte, hustete, versuchte zu atmen. Im Traum war er am Ertrinken gewesen: Er war immer tiefer gesunken und nicht dazu imstande gewesen, nach oben zur Luft zurückzukehren. Lungen, Blut, die Gedanken – alles schien aus Wasser zu bestehen. Das Gefühl war sehr real und überwältigend und es fiel Jess schwer, ganz zu erwachen.
    Als Kind hatte er davon geträumt, wie seine Mutter auf Plumas in eine Eisspalte stürzte, unerreichbar tief, und als die Systeme ihres Schutzanzugs schließlich versagten, brachten ihr Kälte und Sauerstoffmangel einen langsamen Tod.
    Doch dieser Traum war anders, erschreckend nur wegen seiner Fremdartigkeit. Jess spürte weder Gefahr noch Angst, nur Verwirrung.
    Seine Augen brannten. Er stand auf, hätte fast das Gleichgewicht verloren und stützte sich an der Wand ab. Seine Finger berührten Feuchtigkeit.
    Überrascht sah er kleine Tropfen am Metall, und wenn er sie mit den Fingern berührte, spürte er ein Prickeln. Ein kleines Rinnsal bildete sich, ein Miniaturfluss, der senkrecht an der Wand herunterreichte, bis zum Boden. Wasser floss dort wie… Herzblut.
    Jess runzelte die Stirn und hielt nach dem Ursprung der Feuchtigkeit Ausschau. Es musste irgendwo ein Leck geben, im Lebenserhaltungs- oder Kühlsystem. Hier draußen, weit von jeder Hilfe entfernt, konnten selbst kleine Dinge zu einer Katastrophe führen. Doch bei einer Überprüfung der ambientalen Systeme stellte sich heraus, dass alles perfekt funktionierte. Selbst die Luftfeuchtigkeit erwies sich als normal.
    Jess kehrte in seine Kabine zurück und sah, dass die Wände wieder trocken waren – nicht der kleinste Tropfen zeigte sich dort.
    Jess stand allein neben den Aggregaten im Produktionsbereich. Die Luft fühlte sich feucht und warm an, obwohl er die Justierungen der Lebenserhaltungssysteme nicht verändert hatte. Erneut betrachtete er die klare

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