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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Irgendwann in naher Zukunft sollten wir beide einen kleinen diplomatischen Ausflug nach Theroc machen.« Basil beugte sich zur Seite und küsste Sarein. »Aber du kommst dafür nicht infrage – du wirst König Peter nicht heiraten.«
    Es funkelte in seinen Augen, als er sie ansah und überlegte, ob er eine logische Entscheidung traf oder sich von seinen Gefühlen beeinflussen ließ. »Ich denke dabei an… Estarra.«

21 ESTARRA
    Ganz oben auf dem dichten Baldachin des Weltwaldes saß Estarra wie auf dem Dach der Welt. Ein klarer blauer Himmel voller Sonnenschein reichte zum dunstigen Horizont. Sie ließ ihrer Phantasie freien Lauf und dachte daran, dass Therocs Sonne nur einer von vielen Sternen im Spiralarm war, der seinerseits zur viel größeren Milchstraße gehörte, einer von vielen Milliarden Galaxien.
    Neben ihr saß ein älterer grüner Priester, ein stiller Begleiter bei der Kontemplation. Rossia war ein Einzelgänger und galt seifet bei jenen als exzentrisch, die ihr Leben dem Weltwald widmeten. Wie ein Vogel hockte er am Ende des dünnsten Astes und ließ sich von den fächerartigen Blattwedeln tragen. Einen Sturz in die Tiefe schien er ganz und gar nicht zu befürchten.
    Rossias Haut war dunkelgrün von der jahrelangen Absorption des Sonnenlichts. Seine großen, runden Augen erweckten den Eindruck, aus dem Kopf fallen zu können, als er sich immer wieder umsah, den Blick über die Baumwipfel, Blumen und schwirrenden Insekten schweifen ließ. Estarra beobachtete ihn und erkannte Anzeichen von Besorgnis. »Hältst du wieder nach Wyvern Ausschau?«
    Er drehte sich zu ihr um. »Sie kommen vom klaren Himmel herab. Man sieht sie erst, wenn es zu spät ist.« Mit der einen Hand strich er sich über die grässliche Narbe, die den größten Teil eines Oberschenkels bedeckte. Eine tiefe, kraterartige Mulde zeigte sich dort und ließ ihn beim Gehen hinken. Estarra schauderte, als sie an die gezackten Kiefer dachte, die Rossia ein großes Stück aus dem Bein gerissen hatten. »Ich habe nicht vor, ihnen eine zweite Chance zu geben.« Im Anschluss an diese Worte blickte er wieder zum Himmel hoch.
    Die Wyver waren die gefürchtetsten Raubtiere auf Theroc. Sie hatten breite, wie kristallen wirkende Flügel, einen funkelnden Chitinpanzer und scharfe Augen, denen keine Bewegung entging. Aber menschliches Fleisch stand normalerweise nicht auf dem Speisezettel dieser Insekten und hatte für sie vermutlich einen unangenehmen Geschmack. Nach einem Bissen ließen die Wyver ihre menschliche Beute fallen, meistens aus großer Höhe.
    Es gab nur einen Theronen, der so etwas überlebt hatte: Rossia. Die Blattwedel der Weltbäume hatten seinen Sturz abgefangen und seine schrecklichen Wunden waren von grünen Priestern behandelt worden. Zwar hatten ihm die Bäume gestattet, ebenfalls ein grüner Priester zu werden, doch Rossia war nicht mehr der Gleiche. Die Verletzung betraf nicht nur das Bein, sondern auch die Seele.
    Estarra fragte sich, warum Rossia so viel Zeit auf den Wipfeln der Weltbäume verbrachte, wenn er sich vor den Wyvern fürchtete. »Was möchtest du in deinem Leben erreichen?«, fragte sie, um ihn abzulenken.
    »Reicht es nicht, dem Weltwald zu dienen? Warum sollte ich außerdem irgendetwas anstreben?«
    »Nun, ich denke an meine Zukunft und ich weiß nicht, was ich machen soll.« Estarra mochte Rossia. Nach der Rückkehr von den Spiegelglasseen und anderen Siedlungen im Wald war sie oft zu ihm gegangen, einfach nur um zu reden und zu lernen. Sie vermisste die Gespräche mit ihrem Bruder Beneto.
    Es war immer Benetos Wunsch gewesen, dem Weltwald zu dienen, und er gab sich damit zufrieden, als grüner Priester auf der kleinen, abgelegenen landwirtschaftlichen Hanse-Kolonie Corvus Landing tätig zu sein. Er hatte sich nie gefragt, wozu er berufen war, und ebenso wenig stellte Reynald es infrage, das nächste Oberhaupt von Theroc zu werden. Sarein hatte sich immer fürs Geschäftliche interessiert.
    Estarra begegnete allem mit Neugier, ohne von etwas Bestimmtem besonders fasziniert zu sein. Inzwischen war sie achtzehn und somit eine Erwachsene in der theronischen Gesellschaft; bald musste sie eine Richtung für ihr Leben wählen.
    Sie vermisste Beneto. Oft schickte er ihr Nachrichten durch den Weltwald und ließ seine Familie teilhaben an den einfachen Aktivitäten, die sein Leben bestimmten und ihm Zufriedenheit gaben. Estarra hatte damit gerechnet, dass er nach einigen Jahren heimkehrte, zumindest zu einem Besuch,

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