Der Sternenwald
fliege.«
Ihre scharfsinnige Antwort überraschte Wenzeslas, aber er versuchte keine Ausflüchte. »Woher wissen Sie so viel über Crenna, Ms. Kett?«
»Ich habe eine ganze Weile in der Mondbasis festgesessen und während dieser Zeit gab es kaum etwas anderes zu tun, als Hintergrundmaterial über potenzielle Märkte zu lesen.« Es ist nicht die ganze Wahrheit, aber auch nicht gelogen. Seit BeBobs verschlüsselter Mitteilung hatte sie sich über die Kolonie informiert.
»Ja, es gibt bei dieser Mission noch einen zweiten Aspekt«, sagte Wenzeslas ganz offen. »Vor einigen Jahren habe ich einen Mann nach Crenna geschickt, mit dem Auftrag, die Hinterlassenschaften der Ildiraner zu untersuchen. Er heißt Davlin Lotze und ist ein erfahrener Ermittler. Er versteht es, Nuancen zu erkennen und selbst aus den kleinsten Hinweisen Theorien zu entwickeln.«
»Sie meinen, er ist ein Spion«, sagte Rlinda.
»Er ist ein geheimer exosoziologischer Ermittler«, erwiderte Wenzeslas etwas zu scharf. Dann lächelte er. »Aber Sie können den Begriff ›Spion‹ verwenden, wenn er Ihnen lieber ist. Setzen Sie sich mit ihm in Verbindung, wenn Sie die Medizin auf Crenna abliefern. Bringen Sie Lotze zu einem Planeten namens Rheindic Co und bleiben Sie dort, bis er seine Mission beendet. Er erwartet Ihre Ankunft auf Crenna.«
Rlinda runzelte die Stirn. »Ist Rheindic Co eine der ehemaligen Klikiss-Welten?«
»Sie kennen sich mit den Planeten aus, Ms. Kett. Nur wenige Personen haben jemals davon gehört.« Basil Wenzeslas erwähnte die Colicos-Expedition und wies darauf hin, dass es seit Jahren keinen Kontakt mit den Archäologen gab.
»Nun, es ist besser, als in der Mondbasis zu hocken und darauf zu warten, dass mich jemand zum Essen einlädt«, sagte Rlinda mit einem Lächeln, das Selbstironie zum Ausdruck brachte. »Ich brauche genug Ekti, um Ihren Spion überall dorthin zu fliegen, wo er ermitteln muss.«
Und das war erst der Anfang ihrer Bedingungen. Wenn der Vorsitzende erwartet hatte, dass Rlinda sein erstes Angebot überglücklich akzeptierte, so musste er einsehen, sich getäuscht zu haben. Wenzeslas verhandelte hart, aber Rlinda steuerte einen noch härteren Verhandlungskurs. Sie glaubte, ein richtiges Bild von ihm gewonnen zu haben, und das Funkeln in seinen Augen wies sie darauf hin, dass ihm das Feilschen gefiel.
Sie einigten sich auf eine hohe Summe und reichlich Ekti. Und obendrein verkaufte Rlinda dem Vorsitzenden die Hälfte ihrer Luxus-Fracht, die er vermutlich mit Sarein teilen würde. Alles in allem ein sehr gutes Geschäft, fand sie.
Doch sie dachte vor allem an Crenna und hoffte, dass sie BeBob dort gesund und munter vorfinden würde.
Während des Flugs fühlte sich Rlinda fast wie mit Schwingen ausgestattet. Plötzlich merkte sie wieder, wie schön es war, von Stern zu Stern zu reisen. Was die Hydroger den menschlichen Träumen angetan hatten, dem Wachstum der Zivilisation und einfach nur der Freude an Flügen durch den Spiralarm… Es verbitterte Rlinda und weckte in ihr den Wunsch, auf das nächste Kugelschiff zu spucken, das sie sah. Zugegeben, das mit der Klikiss-Fackel bei Oncier war ein dummer Fehler gewesen, und die vielen getöteten Hydroger taten ihr Leid – aber es steckte keine Absicht dahinter. Der alte König Frederick, die Hanse und alle anderen hatten versucht, sich dafür zu entschuldigen, doch davon wollten die verdammten Hydroger nichts wissen. Zur Hölle mit ihnen.
Einige Sterne waren nah und hell, Sonnensysteme, die Rlinda nie besucht hatte und nur dem Namen nach kannte. Crenna befand sich weit draußen in den Grenzregionen, wo das Ildiranische Reich endete und die Terranische Hanse begann. Die Zielkoordinaten betrafen einen orangefarbenen, mit Sonnenflecken gesprenkelten Stern, dessen warmes Licht auf den bewohnten Planeten Crenna fiel.
Rlinda dachte an Branson Roberts, erinnerte sich besonders liebevoll an die schönen Zeiten mit ihm und vergaß die häufigen Streitereien während ihrer stürmischen Ehe. Sie freute sich auf das Wiedersehen mit ihm und sie war für ihren Auftrag bereit. Die Frachträume der Neugier enthielten nicht nur Medikamente, sondern auch Vorräte für einen längeren Aufenthalt auf Rheindic Co. Nach dieser Mission kam ihr Name beim Vorsitzenden vielleicht auf die Liste der Personen, die er mit Gelegenheitsarbeiten betraute. Nach mageren Jahren und verlorenen Kunden kündigten sich bessere Zeiten an.
Dann verdarben die Hydroger ihr einmal mehr die Stimmung.
Als
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