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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Kometenhalo zurückkehrte. Es fiel ihm schwer, seine Vorfreude zu verbergen – das letzte Treffen mit Cesca lag schon lange zurück.
    »Sprecherin Peroni, bitte erlauben Sie mir, Sie zu eskortieren«, sendete er auf einem offenen Kom-Kanal. »Zehn weitere Nebelsegler sind für den Start bereit. Sie warten in ihren ballistischen Kokons und sehen recht eindrucksvoll aus.«
    »Ich setze sie bei Ihnen ab, Jess«, erwiderte Del Kellum. In seinem Gesicht zeigte sich die Andeutung eines Lächelns, als ahnte er etwas. »Ich muss mich um andere Dinge kümmern.«
    »In Ordnung. Ich glaube, Ihre Meerengel müssen gefüttert werden. Sie haben nach einigen Roamer-Kindern geschnappt, die am Aquarium vorbeigingen.«
    In freudiger Erregung dockte Jess an. Die beiden Luftschleusen wurden miteinander verbunden und Cesca kam an Bord. Sie war wunderschön… aber auch verwirrt und besorgt. Jess begriff sofort, dass irgendetwas geschehen sein musste.
    »Geben Sie gut auf sie Acht, Jess!«, rief Kellum vom anderen Cockpit. »Sie möchte bald nach Rendezvous zurück.«
    Jess’ Blick klebte an Cescas kummervollem Gesicht fest, aber er schwieg, bis er die Schleusen versiegelt und voneinander gelöst hatte. Als die beiden Schiffe nicht mehr miteinander verbunden waren, trat Cesca näher und umarmte ihn stumm. Jess erwies ihr den Gefallen, noch nicht nach Einzelheiten zu fragen. Er küsste sie auf die Stirn, auf den Augenwinkel und schließlich auf den Mund.
    Cesca zog ihn enger an sich, sank dann neben ihm auf den Sitz des Kopiloten. Als sie die unausgesprochene Frage in Jess’ Gesicht sah, sagte sie: »Reynald wird bald zum neuen Vater von Theroc gekrönt und schlägt ein Bündnis mit uns vor. Er… hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    Jess fühlte sich, als hätte er einen Schlag erhalten. Sein ganzes Denken und Fühlen drehte sich um den Tag, an dem sie heiraten konnten, und plötzlich löste sich das alles auf, wie ein kleiner Bausch Zuckerwatte in Pfefferblumentee.
    Cesca brauchte nicht auf die politischen Vorteile einer Ehe mit Reynald hinzuweisen. Jess kannte die angespannte Lage der vielen Roamer-Clans: vermisste Schiffe, Mangel an Versorgungsmaterial, verlorene Ekti-Ladungen. Viele Familien zweifelten daran, dass die Droger für all das verantwortlich waren. Sie glaubten stattdessen, dass die Tiwis nicht vor Piraterie zurückschreckten.
    »Er hat Recht«, sagte Jess heiser. »Ein Bündnis zwischen Roamern und Theronen könnte stark genug sein, den Krieg zu überstehen und die Große Gans auf Distanz zu halten. Ja… ich schätze, in politischer Hinsicht wäre das sehr sinnvoll.«
    Sie sahen sich an und spürten beide, wie die Benommenheit des Schocks allmählich dem Schmerz der Realität wich. Jess fühlte sich, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Cescas Gesicht zeigte hilflose Trauer. »Ich möchte ihn nicht heiraten, Jess.«
    Er ließ die Schultern hängen, seufzte tief und begriff, dass er Cesca endgültig verlieren würde, für immer. »Ich möchte es ebenso wenig. Wenn ich jetzt Gelegenheit dazu hätte, würde ich Reynald vermutlich erwürgen.«
    Cesca lächelte schief. »Das solltest du besser nicht.«
    »Aber du musst dich der Realität stellen. Du bist die Sprecherin aller Clans. Reynald wird zum Oberhaupt aller Theronen, auch der grünen Priester und ihres Weltwaldes. Der Leitstern ist klar erkennbar.«
    »Ich weiß, Jess – aber ich liebe dich. Dies ist nicht nur eine… geschäftliche Vereinbarung.«
    Er richtete einen strengen Blick auf sie. »Wenn du das Wohl aller Roamer einfach beiseite schieben, die eigenen Wünsche in den Vordergrund stellen und deine Pflichten vergessen kannst… Dann wärst du nicht die Frau, die ich liebe.«
    Zwar war Jess abgelenkt, aber er steuerte die Greifkapsel weiterhin durch das Gewirr aus Gesteinsbrocken, das die Werften in den Ringen von Osquivel umgab. Die navigatorische Herausforderung half ihm dabei, mit seiner Verzweiflung fertig zu werden. Sie beide sahen den Leitstern in dieser Situation.
    Cesca blickte aus dem Fenster zu den Sternen. »Ich könnte als Sprecherin zurücktreten, Jess. Soll jemand anders die Verantwortung übernehmen…«
    »Wer?« Zorn verlieh seiner Stimme Schärfe. »Sprecherin Okiah hat dir vertraut. Alle Clans vertrauen dir. Und wer sonst könnte dieses Bündnis mit Theroc schließen? Du kannst die Roamer nicht sich selbst überlassen. Du musst uns durch diese schweren Zeiten bringen.« Als Jess diese Worte formulierte, wurde ihm

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