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Der Stierkampf

Der Stierkampf

Titel: Der Stierkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasushi Inoue
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hinein.
    »Wir haben uns bös vertan! Aber im Geschäfsleben ist das eben manchmal so …«
    Tashiro, in dessen Gesicht die Falten unangenehm auffielen und der heute sehr alt wirkte, besaß die Gelassenheit, die sich ein vom Pech verfolgter Vergnügungsmanager im Lauf der Jahre wohl hat zulegen müssen. Etwas später traf Omoto ein. Er war in schlechtester Laune. Er unterhielt sich mit keinem der Anwesenden recht, stapfe unruhig auf und ab, trat gelegentlich auf die Tribüne hinaus, kehrte durchnäßt von dort zurück, lehnte sich schließlich breit in seinem Stuhl zurück und stopfe sich auf höchst arrogante Art Tabak in die Pfeife.
    Ab zehn Uhr regnete es schwächer, der Himmel
wurde hell.
»Oh! Es klart auf!«, rief jemand.
    »Wir werden die Veranstaltung um ein Uhr steigen lassen!«, erklärte Omoto als erster.
    »Günstigstenfalls sind dreitausend Leute zu erwarten! Ein Stierkampf im Regen!«, meinte Tsugami, der seit dem Morgen ziemlich schweigsam geblieben war. Seine Worte hatten einen kalten Klang, voll Hochmut und Selbstverspottung, der rücksichtslos alles rings um ihn fortzustoßen schien.
    »Auch zweitausend oder dreitausend genügen! Es ist völlig gleichgültig, ob es regnet oder schneit! Lassen wir die Veranstaltung ausfallen, wird das Defizit ungeheuer!«, erklärte Omoto ernst. Um elf Uhr sah der Himmel noch immer mitleidlos aus. Nur der Regen hatte aufgehört. Mit großen Plakaten »Beginn der Stierkämpfe um 2 Uhr!« verstreuten sich die Angestellten der Zeitung in alle Richtungen, um sie bei den Stationen der Vorortbahn anzukleben. Unablässig, wenngleich von der Vergeblichkeit ihres Bemühens überzeugt, ertönten, sich um sich selber drehend, eine Anzahl von Lautsprechern auf den Tribünen bis zu den ruhigen, das Baseballstadion säumenden Wohnvierteln, den Bahnhöfen der diese Gegend in drei Strängen durchziehenden Vorortbahnen hin und gaben bekannt, daß der Stierkampf um zwei Uhr beginnen werde.
    Kurz vor zwei Uhr näherten sich langsam die ersten Zuschauer. Es waren alte Leute und Studenten, Kinder, Ehefrauen mit Einkaufstüchern in der Hand, junge, offensichtlich eben erst demobilisierte Soldaten, junge, schick angezogene Liebespaare – ein vielfältiges, bunt durcheinandergewürfeltes Publikum. Vom Fenster des Büroraums sah man es auf dem weiten Feld vor dem Stadion in kleinen Gruppen heranziehen.
    Mit kalten, ausdruckslosen Augen wie jemand, den das alles gar nichts angeht, stand Tsugami auf der obersten Reihe der Innenfeldtribüne. Er sah, wie durch die verschiedenen Türen unterhalb der riesigen Tribünen ununterbrochen Zuschauer eintraten und sich auf den Sitzen verteilten. Er blickte auf die Uhr: alle zehn Minuten wurden wohl etwa hundert Menschen von den Tribünen aufgesogen. Dieser Quotient schien sich allmählich zu erhöhen, doch war die Gesamtzahl der bis zwei Uhr, dem Beginn der Veranstaltung, Erschienenen wohl nicht sehr groß. Damit stand Tsugamis Niederlage fest. Die Benutzung des Stadions geschah aufgrund eines detaillierten Vertrags, und nach diesem war eine Verlängerung auch nur um einen einzigen Tag ausgeschlossen. So kam eine Verschiebung der Stierkämpfe wegen schlechter Witterung nicht in Frage. Die drei Tage – heute, morgen und übermorgen – waren für Tsugami und die anderen ein unverrückbarer Kampfermin. Schon einem einzigen Unglückstag kam mehr oder weniger entscheidende Bedeutung zu.
    Von der obersten Reihe aus, wo Tsugami stand, sah man bis zum Fuß der Rokko-Berge sich hinziehende Trockenund Naßfelder, da und dort verstreute Fabriken und in dichter Fülle kleine Häuser unter den schweren dunkelgrauen Wolken daliegen. Es war eine gefrorene Landschaf, wie man sie wohl manchmal auf Porzellan gemalt findet. In der Nähe des Rokko-Gipfels waren noch einige Schneestreifen zurückgeblieben. Eine Reihe von Flecken Schnees auf dem Gipfel gab Tsugami, der sich unsagbar matt fühlte, wieder ein wenig Kraf. Etwas sehr Reines und Klares, etwas, das aus diesem besiegten Lande völlig verschwunden war, hatte sich gleichsam dorthin flüchtend versammelt und schien sich, dicht aneinandergerückt, miteinander zu unterhalten. In der Nähe der für den Organisations-Ausschuß reservierten Sitze, in einer Ecke des Spielfeldes, gingen Omoto und fünf, sechs Reporter auf und ab. Da, wo die Stiere an der Ringside-Seite angebunden werden sollten, waren irgendwann die Flaggen, auf denen ihre Namen gepinselt waren, aufgestellt worden: sie bewegten sich nicht eine Spur,

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