Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
sie.«
»Sofort?«
»In Isolation können sie nicht arbeiten. Sie sind nur erfolgreich, wenn sie als Einheit zusammenwirken, aber in dieser Form können wir sie nicht mehr länger festhalten. Also muss das Experiment beendet werden.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Arvam, zog seine Pistole und schoss Ernest Genlicht-Ho zweimal in die Brust. Der Sicherheitschef drückte den Rücken durch und schloss die Augen, bevor Arvam auch ihn erschoss, aber der Leiter von Forschung und Entwicklung lief auf die Tür zu, und einer von Arvams Leibwächtern stürzte sich auf ihn wie eine Katze und brach ihm das Genick. Sri stand so ruhig da wie möglich, Yamil Cho an ihrer Seite, während Arvam die Pistole wieder einsteckte und sagte: »So, das wäre erledigt.«
»Nicht ganz«, sagte Sri. »Ich muss mich um die überlebenden Hyperintelligenten kümmern.«
»Natürlich. Und meine Leute werden sich der Pfleger annehmen, sobald wir herausgefunden haben, wer von ihnen den Hyperintelligenten geholfen hat und warum. Wie steht
es mit den Schimpansen?«, fragte Arvam, drehte sich um und blickte durch das Fenster.
Sri trat neben ihn. In der Nähe eines Baumwipfels in zehn Metern Entfernung lag einer der Schimpansen rücklings auf einer Plattform, die aus gebogenen und zerbrochenen Zweigen gewebt war. Seine dunkelbraunen Augen waren in die Ferne gerichtet, während seine Finger über eine Lesetafel huschten, die auf seiner Brust lag, und einen dichten Strom von Symbolen daraus hervorzauberten. Sri hatte ihn und andere seiner Art aus den Genomvorlagen des Gewöhnlichen Schimpansen, Pan troglodytes verus , geschaffen. Genveränderungen hatten das Wachstum von schnellen, dichten Nervenverbindungen gefördert, welche die Intelligenz der Tiere weit über die Fähigkeiten eines gewöhnlichen menschlichen Genies hinaus gesteigert hatten. Aber die Schimpansen hatten sich als Sackgasse erwiesen. Die wenigen, die nicht verrückt geworden waren oder Selbstmord begangen hatten, spuckten unablässig verschlungene Abfolgen merkwürdiger und hochgradig komplexer mathematischer Beweisführungen aus. Ein Großteil ihrer Arbeit bestand jedoch in esoterischen Beweisen längst bekannter Theoreme und nützte niemandem etwas, außer dem Forschungsteam, das aus dem Strom an Berechnungen hin und wieder etwas Nützliches herausfilterte. Doch die sinnvollen Erkenntnisse wurden immer seltener. Die Schimpansen entwickelten sich von der konventionellen Mathematik weg und entwarfen barocke Phantasien, die selbst die besten menschlichen Mathematiker nicht mehr mit der Wirklichkeit in Einklang bringen konnten.
Sri würde ihren Tod bedauern, aber die Tiere waren nicht mehr länger von Nutzen. Sie spürte deshalb nur einen kurzen Stich der Trauer, als sie Arvam Peixoto sagte: »Auch sie brauchen wir nicht mehr.«
»Gut. Dann wenden wir uns jetzt dem wahren Problem zu.«
Etwa vierzig Leute in den oberen Kreisen der Familie Peixoto wussten von den Schimpansen. Darunter auch Oscar Finnegan Ramos. Sie hielten sie für die Quelle der wunderbaren technologischen Fortschritte, welche die Familie in den vergangenen zehn Jahren zur mächtigsten von Großbrasilien gemacht hatten. Aber nur die Mitarbeiter von Oxbow, Sri, ihr Sekretär, Arvam Peixoto und sechs Mitglieder des inneren Rates der Familie wussten über Ebene zwei Bescheid, die wahre Quelle der an Magie grenzenden Technologien. Dorthin gingen Sri und Arvam Peixoto jetzt, an Roboterwachtposten vorbei, die mit dreifach verstärkten und stark abgeschirmten Kernprozessoren ausgestattet waren, eine lange Rollbandrampe hinunter, an weiteren Roboterwachtposten und zwei von Arvams rot gekleideten Leibwächtern vorbei, zu dem Geheimnis im Innern des Geheimnisses.
Der Hauptüberwachungsraum, wo normalerweise rund um die Uhr Schichten von Pflegern im Einsatz waren, war verlassen, abgesehen von drei Robotern, die auf ihren Kugelantrieben ausbalanciert dastanden. Memoflächen zeigten Ansichten von jedem Raum und Korridor auf der zweiten Ebene und den Käfig der Hyperintelligenten aus allen möglichen Blickwinkeln. Der Käfig war ein großer Raum mit weichen Kunststoffwänden, der mit Regalen und Ausrüstungsgestellen, Werkbänken und Tauchwannen vollgestellt war. Darüber hinaus gab es Sportgeräte, zwei Toiletten mit in sich geschlossenem System und eine einzelne Duscheinheit. Schlafsäcke hingen wie leere Kokons im Raum. Anfangs hatten hier vierzehn Hyperintelligente gelebt und gearbeitet, die durch das beschleunigte
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