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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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sondern auf sich selbst. Weil sie so naiv gewesen war. Weil sie nicht begriffen hatte, dass East of Eden und seine Einwohner ihr niemals vertrauen und sie niemals anerkennen würden. Die Stadt war von Anfang an ein Gefängnis gewesen und ihre Wohnung nur eine etwas nettere Variante der Zelle in der Besserungsanstalt.
    Sie konnte hierbleiben und tun, was von ihr verlangt wurde, oder sich weigern und mit den Konsequenzen leben.
So oder so wäre sie für den Rest ihres Lebens lebendig begraben. Oder sie konnte eine Möglichkeit finden, sich zu befreien.
    Ganymed zu verlassen, sollte kein Problem darstellen. Sie war sich sicher, dass Newt Jones ihr helfen würde, wenn er am Ende seiner kurzen Strafe entlassen wurde – und wenn auch nur, um den braven Bürgern von East of Eden eins auszuwischen. Aber aus der Stadt zu fliehen, würde weitaus schwieriger werden. Newt konnte East of Eden nicht betreten, und sie konnte die Stadt nicht verlassen. Und wenn sie versuchte, direkten Kontakt zu ihm aufzunehmen, würde zweifellos irgendeine KI ihr Gespräch abhören und die Informationen an Ivo Teagarden weiterleiten. Angesichts der allgemeinen Lage wagte sie es nicht einmal, im Netz nach dem genauen Standort seines Schiffes zu suchen.
    Außerdem war da noch die Schwierigkeit des Timings. Loc Ifrahim würde vor Newt Jones’ Entlassung in East of Eden eintreffen. Macy würde Ivo Teagarden mitteilen müssen, ob sie zu einer Zusammenarbeit bereit war, bevor sie Gelegenheit hatte, einen Fluchtplan zu schmieden. Und sie hatte den starken Verdacht, dass sie zurück ins Gefängnis wandern würde, wenn sie ihre Hilfe verweigerte …
    Schließlich kam sie am Nordende der Stadt an, im Friedhofspark, wo wie bei allen Städten und Siedlungen der Außenweltler Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor und andere nützliche Elemente, die sich in den Körpern der Toten angesammelt hatten, dem endlosen Kreislauf des Ökosystems wieder zugeführt wurden. Die Leichen wurden durch alkalische Hydrolyse aufgelöst und die dabei entstehende Flüssigkeit in ein Pulver umgewandelt, das dann feierlich um die Wurzeln neu gepflanzter Bäume herum verstreut wurde. Der Park war ein friedliches schmales Tal. Zu beiden Seiten des Sees, der sich an seinem Grund befand, erhoben sich bewaldete
Hänge. Und wie in der freien Zone von Rainbow Bridge war innerhalb seiner Begrenzungen keinerlei Form von Überwachung gestattet. Hier hatte sich Newt Jones in die Stadt geschlichen, als er versucht hatte, seine illegale Fracht einzuschleusen, aber Macy wusste nicht, welche der sechs Luftschleusen er benutzt hatte oder wie er die KI überlistet hatte, die über sie wachte. Sie hätte ihn damals im Gefängnis fragen sollen, als sie noch die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Aber die Tatsache, dass es ihm gelungen war, gab ihr Hoffnung. Wenn er hereingekommen war, konnte sie auch hinausgelangen.
    Sie ging durch kleine Pinienwäldchen und überquerte den Streifen raue Heide, der die Bäume vom Fundament des gewölbten Daches trennte, dessen frisches Blau an einen Frühlingstag auf der Erde erinnerte. Die Luft war warm. Schmetterlinge umflatterten einen blühenden Busch. Weiße Kaninchen hoppelten durch das spröde Gras. Macy ging an den Luftschleusen vorbei, die am Ende einer sandigen Wasserrinne in falsche Felswände eingelassen waren, musterte die Gegend darum herum und prägte sich ein, wo die einzelnen Wege verliefen und wo sich Mulden und Erhebungen befanden, die als mögliches Versteck dienen konnten. Dann stieg sie den steilen bewaldeten Abhang wieder hinunter, überquerte den See auf einer schmalen Fußgängerbrücke und schaute sich die Luftschleusen auf der anderen Seite des Tals an. Schließlich stieg sie in eine kleine grasbewachsene Talsenke hinab, die von Silberbirken umstanden war – ihr Lieblingsplatz im Park. Dort ließ sie sich nieder und dachte lange über ihre Möglichkeiten nach.
    Irgendwann kehrte sie wieder in den zentralen Bereich von East of Eden zurück, setzte ihre Spex auf und rief Ivo Teagarden an, um ihm zu sagen, dass sie tun würde, was von ihr verlangt wurde.

    »Solange Sie es aus freien Stücken tun, freut mich das sehr.«
    »Es ist meine Entscheidung, und ich habe mich dafür entschieden.«
    »Gut. Sie verstehen sicher, dass wir an Ihrer derzeitigen Situation im Augenblick noch nichts ändern können, bis Sie tatsächlich Kontakt zu Ifrahim aufgenommen haben.«
    »Loc Ifrahim muss sehen, in welch einer prekären Lage ich mich befinde. Damit er glaubt,

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