Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
machen.
    Nur dass sie sich nicht in ihrem Zimmer befand und ihre Lesetafel, einige Kleidungsstücke und verschiedene kleine Andenken fehlten. Loc wollte gerade wieder gehen, als die Tür aufging und Macys Berater, Ivo Teagarden, hereinkam. Der alte Mann schien nicht sonderlich überrascht, Loc zu sehen, und sagte: »Was haben Sie mit ihr gemacht?«

    »Nichts. Ich wollte Sie gerade dasselbe fragen.«
    »Sie hat mich angerufen. Sie wirkte aufgeregt und hat mir gesagt, dass ich hierherkommen soll …«
    Loc verspürte eine leichte Beunruhigung. »Vielleicht sollten Sie den Peilsender, mit dem Sie ihre Spex ausgestattet haben, benutzen, um festzustellen, wo sie sich befindet.«
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte«, sagte Ivo Teagarden.
    »Seien Sie nicht albern. Sie wissen genau, warum mich das etwas angeht. Schließlich bin ich aus demselben Grund hier wie Sie.«
    Ivo Teagarden blinzelte; offenbar hatte er Schwierigkeiten, Ifrahims Worte zu verdauen. Wie alle Außenweltler war er es nicht gewohnt, dass jemand Klartext mit ihm redete. Wenn es nach ihm ginge, dachte Loc, würden sie vermutlich erst einmal eine halbe Stunde lang höfliche Konversation betreiben und um den heißen Brei herumreden.
    »Sie hat Sie und mich gleichzeitig hierherbestellt«, erklärte Loc, als hätte er es mit einem besonders begriffsstutzigen Kind zu tun. »Sie hat uns gegeneinander ausgespielt. Nun sind wir hier, während sie sich an einem ganz anderen Ort befindet. Wir müssen also auf der Stelle herausfinden, wo sie ist und was sie vorhat.«
    So langsam, dass es Ifrahim beinahe in den Wahnsinn trieb, setzte Ivo Teagarden seine Spex auf, zog sich einen elektronischen Handschuh über die linke Hand und spielte ein kurzes Arpeggio in der Luft. Nach einer Weile sagte er: »Sie befindet sich im Friedhofspark.«
    »Können Sie sie sehen?«
    »Im Park gibt es keine Kameras, aus Respekt vor den Toten und den Angehörigen, die sie besuchen«, sagte Ivo Teagarden. »Hmm. Sie geht nicht ans Telefon.«

    »Es gibt keine Kameras, also können Sie sie nur mit Hilfe des Peilsenders aufspüren, den Sie in ihre Spex eingebaut haben. Machen Sie sich nicht die Mühe, es zu leugnen, sagen Sie mir nur eines: Wie können Sie sicher sein, dass es tatsächlich Macy Minnot ist? Womöglich hat sie ihre Spex jemand anderem gegeben.«
    »Warum hätte sie das tun sollen?«
    »Weil sie zu fliehen versucht. Sie will, dass Sie glauben, sie würde sich im Friedhofspark aufhalten, obwohl sie in Wirklichkeit ganz woanders ist.«
    »Sie wollte durch eine der Luftschleusen im Park entkommen«, sagte Ivo Teagarden. »Wenn sie das versucht, wird sie eine Überraschung erleben. Die KIs der Schleusen werden ohne die Genehmigung eines menschlichen Aufsehers weder sie noch sonst jemanden durchlassen. Aber vielleicht sollte ich noch ein paar Friedensoffiziere zu den Schleusen schicken, nur um ganz sicherzugehen. Wenn sie ihre Spex tatsächlich jemand anderem gegeben hat, könnten die Offiziere mit demjenigen sprechen …«
    »Und derjenige wird nicht die geringste Ahnung haben, wo sie sich befindet. Lassen Sie Ihre KIs nach ihr Ausschau halten. Gehen Sie die Aufnahmen von sämtlichen Drohnen und fest installierten Kameras durch, die Sie in diesem miesen kleinen Loch haben.«
    »Und warum sollte ich tun, was Sie mir sagen?«, fragte der alte Mann steif.
    »Weil sie uns beide an der Nase herumgeführt hat«, sagte Loc. »Weil ich lieber Ihnen helfe, als Macy Minnot entkommen zu lassen.«
    Sie war ihm schon einmal entwischt. Das würde er nicht ein zweites Mal zulassen. Er wollte, dass sie für den Rest ihres Lebens hier in diesem Gefängnis von einer Stadt blieb. Wütend drängte Loc den alten Mann: »Beeilen Sie
sich, verdammt nochmal. Wir müssen sie auf der Stelle finden.«
     
    Macy durchquerte das Industriegebiet der Stadt, an Werkstätten, Raffinerien, Bunkern, Recyclinganlagen, Tanks und Abfallbehältern für Rohstoffe vorbei … all das befand sich dicht gedrängt zu beiden Seiten der breiten Hauptstraße. Die Mauern der Gebäude ragten steil bis zu der beleuchteten Decke auf. Sie trug einen Anzugoverall unter einer locker sitzenden Kombination. Über die Schulter hatte sie eine kleine Tasche geworfen. Sie gab sich Mühe, so normal und unbesorgt wie möglich auszusehen, und versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, warum Sada den jüngsten der Abweichler geschickt hatte, um die Spex abzuholen, anstatt selbst zu kommen. Sie kämpfte gegen den Drang an

Weitere Kostenlose Bücher