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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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bis in ihre äußersten Winkel. Ihre Sinne waren die seinen.
    Beim Start erhielt das Schiff einen kleinen liebevollen Schubser von dem elektromagnetischen Katapult der Wiege und die Antriebsdüsen erwachten mit einem kurzen Rülpsen zum Leben. Dann fiel Cash hinter Vera Jacksons Einmannjäger in den Raum hinaus. Sie flogen beide um die scharf gebogene Schulter der dicht mit Kratern überzogenen Kugel von Mimas herum. Saturns breite Sichel ging vor ihnen auf. Er wirkte so nah, als könnte sie ihn berühren. Seine Ringe waren aus dieser Perspektive betrachtet eine dunkle Linie, die sich über die karamell- und pfirsichfarbenen Bänder am Äquator hinzog, und warfen einen Schatten mit mehreren Rillen wie eine Reifenspur über die türkisfarbenen und blassblauen Bänder der Nordhalbkugel.
    Ein weiteres Zittern war zu spüren, als der Einmannjäger seine Richtung korrigierte. Cash sah zu, wie der Countdown bis zur Null herunterzählte. »Geronimo!«, rief er und startete den Hauptantrieb – eine lange Brennphase, die ihn zum Saturn bringen und ihm einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern würde.
     
    Die beiden Einmannjäger flogen durch das Gebiet des Ringsystems, das etwas weniger als die halbe Entfernung von Erde und Mond umfasste. Sie glitten nur etwa hundert Kilometer über dem breiten hellen Bogen des A-Rings und der schmalen, exzentrischen Schnur des Huygen’schen Ringes dahin, segelten durch das Sonnenlicht über den weiten Spalt der Cassini’schen Teilung hinweg und passierten den undurchsichtigen
und dicht verflochtenen B-Ring. Er bestand aus kleineren Ringen aus eisüberzogenem Geröll, die von der Sonne von hinten angestrahlt und von schmalen Lücken getrennt wurden. In einer Richtung verschwanden sie in der Dunkelheit und in der anderen schienen sie in einem schmalen Bogen anzusteigen, der an eine Brücke erinnerte und Saturns verschwommene Sichel umspannte. All diese Pracht war aus den Überresten eines Mondes entstanden, der vor Millionen von Jahren auseinandergerissen und durch die Schwerkraft und die Newton’sche Mechanik in feine Bruchstücke zerrieben worden war.
    Als Cash Baker und Vera Jackson an den schwachen, schmalen Bändern der inneren Ringe vorbeikamen, übermittelte ihnen die Einsatzleitung ein verschlüsseltes Datenpaket. Es enthielt die Aufnahme eines Schiffes, das sich fünfzehntausend Kilometer hinter den Einmannjägern befand, aber rasch näher kam – ein verschwommener Klecks, der auf dem hellen Speer seines Fusionsantriebs dahinritt und wie ein Stern vor der Nachtseite des Saturns erstrahlte. Der Bildunterschrift nach handelte es sich um ein Shuttle – die RF Fährtensucher . Als Eigner war ein Kollektiv angegeben, das seinen Sitz in Paris auf Dione hatte. Einer anderen Beschriftung war zu entnehmen, dass seine Orbitalbahn zum Atlas zurückführte, einem winzigen Mond am äußeren Rand des A-Rings.
    »Atlas befand sich auf der anderen Seite des Saturn, als Sie losgeflogen sind«, sagte die Einsatzleitung. »Wir glauben, dass das Schiff dort geparkt war – es muss zur selben Zeit gestartet sein wie Sie. Seine erste Brennphase muss es durchlaufen haben, als es noch hinter dem Saturn verborgen gewesen war. Es ist quer über die Ringe hinweggeflogen, und wir haben es erst entdeckt, als es erneut seinen Antrieb gezündet hat.«

    »Das klingt ja so, als hätte es auf uns gewartet«, sagte Vera Jackson.
    »Das ist möglich. Unser Einsatzprofil ist öffentlich bekannt.«
    »Reden sie mit uns?«, fragte Vera.
    »Wir sind bisher nicht in der Lage gewesen, eine Verbindung herzustellen. Den Gesprächen im Systemnetz zufolge ist es von Geistern bemannt.«
    »Ein Spukschiff?«, fragte Cash.
    »Lesen Sie denn die Einsatzinformationen nicht?«, fragte Vera. »Die Geister sind eine Art Gang oder ein Kult, deren Mitglieder glauben, dass sie von ihrem zukünftigen Ich gelenkt werden.«
    Sie war zehn Jahre älter als Cash, eiskalt und beängstigend kompetent. Als sie und die beiden anderen europäischen Piloten sich dem Einmannjäger-Geschwader angeschlossen hatten, hatte Bo Nash Wetten darüber abgeschlossen, wer als Erster mit ihr ins Bett gehen würde, und Cash hatte eingewandt, dass die Frage wohl eher lautete, wen sie sich als Ersten ins Bett holen würde. Ihre abgebrühte Haltung machte es schwer, sie zu mögen oder näher kennenzulernen, aber Cash brachte ihr auf jeden Fall eine Menge Respekt entgegen, von Pilot zu Pilot.
    »Sie stehen definitiv mit der Regierung von Paris in

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