Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Ratten würden sie sofort finden. Loc stolperte vorwärts und schlurfte die spiralförmige Rampe hinauf, bis er bei einem der kleinen Terrassengärten ankam. Dort legte er den Körper der Frau hinter einer Gruppe blühender Büsche ab, rief Oberst Garcia an und sagte ihm, dass er ihn in ihrem Zimmer treffen sollte. Der Oberst wollte widersprechen, aber Loc schnitt ihm das Wort ab und erklärte ihm, dass etwas geschehen sei und sie sich sofort unter vier Augen unterhalten müssten.
Als er die Spex abnahm, erhaschte er einen Blick auf sein Spiegelbild auf dem feuchten schwarzen Fels: sein verwegenes Profil, sein wölfisches Grinsen. Eine Welle von Adrenalin durchströmte ihn. Alles um ihn herum wirkte ein wenig heller, irgendwie realer. Seit Rainbow Bridge hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt.
Loc stopfte gerade seine Habseligkeiten in seinen Hartschalenkoffer, als Oberst Garcia ins Zimmer kam. »Ich hoffe, es ist wirklich wichtig«, sagte er. »Ich befand mich gerade
mitten in einer äußerst interessanten Diskussion darüber, wie man Organismen aus reiner Information neu erschaffen kann.«
»Ich wurde angegriffen«, sagte Loc und gab dem Oberst eine kurze Zusammenfassung seiner Version des Vorfalls. »Wir können nicht hierbleiben. Sie werden uns lynchen.«
»Die Frau, die Sie angegriffen hat – ist sie tot?«
Oberst Garcia war ein kleiner, hässlicher Mann mit einem Schmerbauch. Mit leicht hervorquellenden Augen starrte er auf die Kratzer auf Locs Wange.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Loc. »Sie hat noch geatmet, als ich sie zurückgelassen habe.«
»Sie haben sie zurückgelassen? Wo? Wenn sie schwer verletzt ist, müssen wir dafür sorgen, dass …«
»Es spielt keine Rolle, ob sie am Leben bleibt oder stirbt«, sagte Loc. »Sie werden uns trotzdem lynchen. Wir müssen das Habitat verlassen. Dann können wir eine Notfallrettung anfordern.«
»Nein.«
»Nein?« Loc starrte den Oberst an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte.
»Nein. Was immer sich zwischen Ihnen und dieser Frau, diesem sogenannten Geist, abgespielt hat, es ist kein Grund für eine Notfallrettung. Wir sind Gäste hier«, sagte Oberst Garcia steif. »Wir sind hier dank der Großzügigkeit der Regierung von Camelot, die das Schiff zur Verfügung gestellt hat, mit dem wir hierhergekommen sind, und der Organisatoren dieser Konferenz, die uns eingeladen haben. Wir werden Folgendes tun, Mr. Ifrahim: Als Erstes werden Sie mich zu dem Ort bringen, wo Sie diese arme Frau zurückgelassen haben, und wir werden medizinische Hilfe herbeirufen. Dann werden wir unsere Gastgeber darüber informieren, was geschehen ist.«
Loc lachte. Er konnte nicht anders. Das Gelächter sprudelte einfach aus ihm heraus, ein quieksendes Geräusch, aus dem Unglauben und Wut sprachen. »Sie wollen, dass ich mich den Außenweltlern ergebe?«
»Wir müssen das Richtige tun und dafür Sorge tragen, dass sich dieser Vorfall nicht in einen ernsten diplomatischen Zwischenfall verwandelt. Wenn Sie tatsächlich unschuldig sind, haben Sie nichts zu befürchten«, sagte Oberst Garcia.
Loc lachte noch einmal und schwang dann seinen Koffer in einem weiten Bogen herum, so dass seine harte Kante gegen den Kopf des Oberst krachte. Der Mann kreischte überrascht auf und taumelte rückwärts, wobei er sich die gebrochene Nase hielt. Loc schwang den Koffer noch einmal und landete einen heftigen Treffer gegen die Schläfe des Oberst. Garcia sank schlaff zu Boden, Blut sprudelte aus seinen Nasenlöchern hervor und lief aus der dreieckigen Wunde über seinem Ohr. Seine Augenlider flatterten, während er versuchte, den Blick auf Loc zu richten.
»Das haben Sie sich selbst zu verdanken, Sie blöder, scheinheiliger Hurensohn«, sagte Loc. »Sie hätten mich dem sicheren Tod überantwortet.«
»Tun Sie das nicht«, sagte der Oberst schwach und versuchte, die Hand zu heben, als Loc den Koffer ein weiteres Mal niedersausen ließ.
› 3
Cash Baker war noch etwa eine Million Kilometer von Mimas und der Gaias Ruhm entfernt, als er direkt vor sich einen Fusionsantrieb aufflammen sah: Ein Transporter, der sich mit großer Geschwindigkeit von ihm wegbewegte. Er nahm Kontakt mit der Einsatzleitung auf und bat um genauere Informationen, aber obwohl die Laserverbindung genau justiert und stark verschlüsselt war, weigerte sich die Einsatzleitung, ihm mitzuteilen, wer den Schlepper steuerte oder wohin er unterwegs war. Eines war sicher: Er flog nicht auf Phoebe und das
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