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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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und Ästen verwachsen und der Boden war mit einer dicken, tiefen Laubschicht bedeckt, die einer kleinen Armee von Ratten Unterschlupf bot.
    Was die Konferenz selbst betraf, so war der Oberst kein besonders geselliger Mensch, Macy Minnot ging ihm aus dem Weg, und die Diskussionsgruppen waren furchtbar chaotisch. Es gab keinen Versammlungsleiter, keine formellen Präsentationen oder Diskussionsrunden mit Gelehrten, sondern nur wilde Mobs, die sich um Memoflächen versammelten und miteinander stritten. Irgendjemand legte vielleicht für ein paar Minuten eine Idee dar, bevor ihn jemand anderes unterbrach, um seine Idee noch weiter auszuschmücken oder gänzlich zu verwerfen oder um eine vollkommen neue Argumentationslinie zu entwickeln. Meistens redeten zwei oder drei Leute gleichzeitig und versuchten, sich gegenseitig niederzuschreien. Es schien nie über irgendetwas eine Einigung zu geben, alles war im Fluss, und ein Großteil der
Konferenz schien ohnehin außerhalb der festgesetzten Diskussionen und Workshops stattzufinden. Das Ganze war nicht nur eine Gelegenheit zum Austausch, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem die Delegierten alte Freunde treffen und neue Freunde gewinnen konnten. Sie unternahmen Wanderungen durch die ausgedehnten Eisgärten auf der Oberfläche des Mondes, betranken sich, dröhnten sich zu oder gingen miteinander ins Bett. Sie schienen mehr oder minder heimlich eine Menge Sex miteinander zu haben. Und da Loc von der gesellschaftlichen und sexuellen Ronde ausgeschlossen war, fiel es ihm schwer zu beurteilen, wie ernst es den Außenweltlern mit ihren verrückten Vorhaben, Robotersonden oder gar bemannte Schiffe zu verschiedenen Sternen zu schicken, neue Arten von Menschen zu schaffen oder Möglichkeiten des ewigen Lebens zu finden, tatsächlich war.
    Als sei dem noch nicht genug, hatte das kleine Kontingent von Geistern, die an der Konferenz teilnahmen, offenbar beschlossen, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Sie folgten ihm auf Schritt und Tritt und machten laute und provokante Bemerkungen über sein Äußeres, rempelten ihn an, wenn er bei einer Diskussion hinten im Publikum stand, und unterbrachen Oberst Garcia, wann immer dieser etwas sagen wollte. Loc war sich sicher, dass sie hinter dem unbeholfenen Versuch steckten, den Raum, den er mit dem Oberst teilte, mit Wanzen zu versehen. Doch als er sich bei den Organisatoren der Konferenz darüber beschwerte, teilten diese ihm mit, dass sie nichts dagegen unternehmen könnten. Und außerdem, hatte er etwa noch nichts von Redefreiheit gehört?
    Am dritten Tag der Konferenz, ein paar Stunden, nachdem das Schiff der Pazifischen Gemeinschaft in den Orbit um Phoebe eingeschwenkt war, drängten die Geister Loc in
die Ecke und begannen ihm zu beschreiben, wie sie jeden einzelnen Bewohner der Erde aus dem Saturnsystem vertreiben wollten. Es gelang ihm, die Beherrschung zu wahren, und er verließ den Raum, während die Geister ihm hinterherjohlten. Den Rest des Tages verbrachte er in dem armseligen kleinen Zimmer, das er mit Oberst Garcia teilte, und surfte durch die Nachrichtenseiten. Er fand eine verschwommene Videoaufnahme der Landung des Schiffes, die von einem Schlepper der Außenweltler aufgezeichnet worden war, der in zwanzig Millionen Kilometern Entfernung an dem kleinen Mond vorbeigeflogen war. Außerdem ein deutlich schärferes Bild des Schiffes, wie es in einem großen Becken am Fuß einer Bergkette ruhte, das von einer der Teleskopanlagen der Verkehrsüberwachung stammte. Darauf waren ein paar Kleckse umrandet, die nur wenige Pixel groß waren – offenbar Menschen in Druckanzügen. Im Augenblick gab es noch keine Stellungnahme der Regierung der Pazifischen Gemeinschaft, aber in den Nachrichtenforen der Außenweltler herrschte bereits aufgeregtes Geschnatter.
    Wie nicht anders zu erwarten, hatte Marisa Bassi, der Bürgermeister von Paris, Dione, die Landung verurteilt, und die üblichen Hitzköpfe und Unruhestifter machten ebenfalls eine Menge Lärm. Frühe Umfragen hatten ergeben, dass neunzig Prozent der Außenweltler die Landung missbilligten.
    Es war nicht eines der schlimmsten Szenarien – die Pazifische Gemeinschaft war nicht in den Orbit um einen bewohnten Mond eingeschwenkt, hatte eine der Städte oder Siedlungen der Außenweltler angegriffen oder eines ihrer Schiffe abgeschossen oder gekapert -, aber die Lage war dennoch sehr ernst. Aber als Loc die Botschaft in Camelot, Mimas, anrief und darum bat, dass ein Schiff

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