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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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genutzt. Er musste also zu Fuß weitergehen und eilte in graziösen Sprüngen vorwärts. Als er sich dem ersten Feld mit Vakuumorganismen näherte, gab der Bewegungsdetektor seines Anzugs ein Signal von sich. Er blickte sich um und sah zwei Raupenkettenfahrzeuge über eine Gitterstraße auf ihn zurasen. Das GPS-System der Stadt war genauso ausgefallen wie der Rest; sie mussten ihn also visuell geortet haben. Er sagte sich, dass das höchstwahrscheinlich auch dann passiert wäre, wenn er keine Verfolgungsjagd
durch die Stadt provoziert hätte, und lief quer über das Feld.
    Es war mit Vakuumorganismen bepflanzt, die wie riesige Sonnenblumen aussahen. Tausende von ihnen standen in langen, geraden Reihen; ihre dicken Stängel waren doppelt so hoch wie er und trugen eine silbrige Schüssel. Die Schüsseln waren allesamt in dieselbe Richtung ausgerichtet, nach Osten, in Erwartung der aufgehenden Sonne. Er überquerte das Feld in weniger als fünf Minuten und stieg die niedrige, von Falten durchzogene Anhöhe an seinem anderen Ende hinauf. Er sah die beiden Raupenkettenfahrzeuge nebeneinander durch die Reihen der Vakuumorganismen auf ihn zufahren, hob die Pistole und drückte den Abzug.
    Die Pistole feuerte nicht. Hier draußen, kurz vor Sonnenaufgang, herrschten -200 °C. Irgendein wichtiger Teil des Mechanismus der Pistole war offenbar eingefroren.
    Er steckte die Waffe weg und lief auf der anderen Seite der Anhöhe wieder hinunter, bahnte sich einen Weg durch ein Trümmerfeld, das zwischen der Anhöhe und einem kleinen Einschlagkrater lag. Im schwarzen Schatten eines großen Felsbrockens in der Nähe des Kraterrandes blieb er stehen, beugte sich vor und spähte rasch daran vorbei.
    Die beiden Raupenkettenfahrzeuge funkelten auf dem Kamm der Anhöhe. Zu beiden Seiten davon erstreckte sich eine Reihe menschlicher Gestalten, die den Abhang hinunter langsam auf ihn zukamen.
    Er hatte weder Angst noch war er sonderlich besorgt. Er war überzeugt, dass er sich von Schatten zu Schatten weiterschleichen konnte, ohne dass ihn die Leute in den Raupenkettenfahrzeugen bemerken würden. Dann würde er das Ende der Reihe seiner Verfolger umgehen und schließlich nach Osten weiter über den Kratergrund laufen. Er rief eine Karte seiner unmittelbaren Umgebung auf und suchte sich
einen neuen Weg zu der Forschungseinrichtung. Da sah er plötzlich am schwarzen Himmel westlich der breiten Sichel des Saturns etwas aufblitzen. Einen Moment lang geriet seine Zuversicht ins Wanken. Wenn seine Verfolger eine Flugplattform oder einen Flitzer ausgeschickt hatten, um das Gelände von oben abzusuchen, könnten sie ihn orten und wie ein herumstreunendes Tier abknallen. Aber sein Anzugradar teilte ihm mit, dass das Objekt mehr als dreißig Kilometer entfernt war, sich mit über dreihundert Klicks pro Stunde über den Himmel bewegte und gerade ein Bremsmanöver vollzog – der Blitz, den er gesehen hatte, musste das Aufflammen eines Triebwerks gewesen sein. Er betätigte die Zoomvorrichtung der Sichtscheibe und sah ein Fluggerät von der Gestalt eines Besens hoch über sich hinwegfliegen, das im Licht der Sonne glitzerte, die bald aufgehen würde. Kurz darauf verwandelten sich die Borsten an der Spitze des Fluggeräts in zwei Dutzend Gestalten in Raumanzügen: Soldaten, die von ihrem Transporter absprangen und sich auf den Raumhafen zubewegten.
    Die Zuversicht des Spions kehrte augenblicklich zurück. Als er sich erneut vorbeugte und um den Felsbrocken herumspähte, sah er, dass die Mitglieder des Suchtrupps die Anhöhe hinauf zu den Raupenkettenfahrzeugen zurückrannten. Er ging in die entgegengesetzte Richtung, umrundete den Krater und erklomm die nächste von Falten durchzogene Anhöhe. Der Gipfel der Anhöhe war höher als der der ersten, und er konnte sehen, wie die Raupenkettenfahrzeuge über das Feld mit Vakuumorganismen zur Stadt zurückrasten. Auf der Ebene dahinter flammten Blitze auf.
    Der Krieg hatte Paris erreicht.
    Funken blitzten am schwarzen Himmel auf. Irgendwo jenseits des Horizonts flogen Projektilwaffen mit Hilfe von Raketen auf ihr Ziel zu, stürzten herab und trafen auf Gräben
und Blockhäuser. Fontänen von Staub und weißglühender Trümmer wurden aufgewirbelt. Ein Schlepper stieg vom Raumhafen auf und wurde von einer Rakete getroffen, die von den Soldaten abgefeuert worden war. Sein Oberteil wurde in einem kurzen roten Aufflammen weggerissen. Die Überreste des Schiffes rollten mit gezündetem Antrieb über die Ebene – ein

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