Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
überraschender Geschwindigkeit und schnappte nach seinen Fersen. Er prallte gegen das Geländer eines Wartungsgangs, das an einer Ecke des Stützpfeilers hervorragte, hielt sich mit der unversehrten Hand daran fest und nutzte seinen Schwung, um über den Gang hinwegzusetzen und auf der anderen Seite der Barrikade wieder zu landen. Er kam zwischen drei Wächtern auf dem Boden auf, die über sein plötzliches Auftauchen so überrascht waren, dass sie gar nicht versuchten, ihn aufzuhalten, als er ihnen auswich und weiterrannte.
    Danach ging die Hetzjagd bis zur Luftschleuse weiter. Er schlug seinen Verfolgern die Tür vor der Nase zu und lehnte sich einen Moment lang dagegen, um zu Atem zu kommen, grinsend wie der Teufel. Etwas hämmerte gegen die andere Seite der Tür und hinter dem kleinen Sichtfenster, das darin eingelassen war, war Bewegung zu sehen, aber die KI der Schleuse war ihm gegenüber loyal und ließ niemanden herein. Er wusste, dass es einige Minuten kosten würde, sich durch die Tür zu schneiden.
    Seine linke Schulter pochte und brannte, und sein linker Arm hing schlaff herab. Er konnte zwar seine Finger bewegen, aber sie hatten keine Kraft. Er zog sich das lockere Shirt aus, das er über seinem Anzugoverall trug, riss mit den Zähnen eine Naht auf und teilte zwei Streifen von dem Stoff ab. Einen benutzte er dazu, um die Blutung zu stillen, und den
zweiten band er sich um Schultern und Hals, um die Kompresse an Ort und Stelle zu halten. Er spürte, wie der gebrochene Knochen von innen gegen seine verletzte Haut drückte, als er den Stoffstreifen festzog und ihn mit den Zähnen und der rechten Hand verknotete.
    Draußen feuerte jemand zwei Schüsse auf das kleine Fenster in der Tür ab. Die Kugeln hinterließen schwarze Spuren auf der Diamantscheibe.
    Er holte seinen Druckanzug aus dem Spind und stieg hinein. Als er den linken Arm in den Ärmel steckte, heulte er vor Schmerz auf. Er schloss den Reißverschluss und setzte sich den Helm auf. Sein Atem ging heftig im Innern des stillen Aquariums. Der Geruch von warmem Kunststoff umfing ihn. Er befahl der Luftschleuse, die Außentür zu öffnen, und trat auf eine breite Einfassung am Fundament der Außenwand des Stadtzeltes hinaus.
    Im Westen und Osten erstreckte sich ein Labyrinth aus Gräben und Bunkern über den Boden des Romuluskraters, Teil des Verteidigungssystems der Stadt. Die Sonne würde in etwa einer Stunde aufgehen. Der breite Sichel des Saturns verbreitete safrangelbes Licht über die Plattformen des Raumhafens, die Industriezelte, Blockhäuser und Felder mit Vakuumorganismen.
    Er benutzte die Kommeinheit seines Anzugs, um die Kapsel anzufunken, die er Zi Lei hatte schlucken lassen, erhielt jedoch keine Antwort. Die Kapsel hätte sich augenblicklich in ihrer Magenwand festsetzen müssen, er bezweifelte also, dass sie sie wieder ausgeschieden hatte. Entweder wurde sie an einem Ort festgehalten, wo es keinen Empfang gab, oder sie befand sich nicht in der Stadt oder in der Nähe davon, sondern irgendwo weiter entfernt.
    Nach einem Moment des Nachdenkens stellte er die Kommeinheit so ein, dass sie einmal pro Sekunde ein Signal
aussandte, setzte sich dann in westliche Richtung in Bewegung und stapfte neben einem Eisenbahngleis die sanft ansteigende Anhöhe des Kraterrandes hinauf, parallel zu dem schräg aufragenden Stadtzelt. Er war noch nicht sehr weit gekommen, als er ein Signal erhielt. Mit Hilfe einer einfachen Triangulation, bei der er seine Position über dem Kraterboden mit dem Radius von Dione multiplizierte und die Quadratwurzel daraus zog, ermittelte er die Entfernung bis zum Horizont. Etwas über zwölf Kilometer. Er rief eine Karte auf. Es gab eine kleine Forschungseinrichtung im Nordosten, die sich genau in dieser Entfernung von der Stadt befand. Er ließ den Blick über die Felder mit Vakuumorganismen schweifen und benutzte die Zoomfunktion der Sichtscheibe. Er sah das winzige leuchtende Band der Einrichtung vor dem schwarzen Himmel nahe der dunklen Krümmung des Horizonts. Als er ein paar Schritte die Anhöhe hinunterging, brach das Signal des Senders ab, sobald er die Einrichtung nicht mehr sehen konnte.
    Also gut.
    Er machte kehrt, wandte sich in nördliche Richtung und folgte einer Straße, die über die Höhenlinie hinwegführte, um die Verteidigungsanlagen zu umgehen. Er kam an mehreren Parkplätzen und Hangars vorbei, die allesamt leer waren. Sämtliche Fahrzeuge wurden offenbar von den Freiwilligen der Verteidigungskräfte

Weitere Kostenlose Bücher