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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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sie Ursula Freye begegnet war, auf die gleitende Art fortbewegt, die für Menschen charakteristisch war, die in der niedrigen Schwerkraft von Kallisto geboren und aufgewachsen waren, und hatten Pantoffeln im Stil der Außenweltler getragen. Die des einen waren aus verschiedenfarbigen Filzstoffen zusammengeflickt gewesen, die des anderen aus Plastikstreifen gewebt. Das mochten falsche Erinnerungen sein oder nichts als Drogenphantasien
– Macy war das egal. Auf Speller Twains Anweisung hin plapperte sie immer weiter und gab ihm Wort für Wort die Unterhaltung wider, die sie mit Ursula und ihrem fuchsgesichtigen Begleiter geführt hatte.
    Schließlich beugte sich der große Mann vor und sagte: »Nur eines hätte ich gerne noch gewusst. Warum sind Sie ihr zu dieser Bar gefolgt? Warum haben Sie sich die Mühe gemacht, wenn Sie auch hier mit ihr hätten reden können?«
    »Ich wollte sie auf frischer Tat ertappen. Und ich dachte, sie würde vielleicht offener sprechen, wenn keine Kameras in der Nähe sind.«
    »Und außerdem?«
    »Außerdem wollte ich nicht, dass Sie mir nachspionieren.«
    »Das hat nicht ganz funktioniert, was?«, sagte Speller Twain. »Aber keine Sorge. Ich bin nicht wütend auf Sie. Sie haben mir alle Informationen gegeben, die ich brauchte. Jetzt möchte ich Sie bitten abzuwarten. Ich muss mir überlegen, wie ich weiter vorgehen will. Also tun Sie nichts, bis Sie wieder von mir hören.«
    Er nahm Macy die Kappe vom Kopf, rollte seine Lesetafel zusammen, zog dann ein weiteres Pflaster aus der Brusttasche, dieses Mal ein weißes, und klebte es erstaunlich vorsichtig auf Macys linke Schläfe.
    »Das Gegenmittel«, sagte er und stand auf, hängte sich den Beutel über die Schulter und öffnete die Tür des kleinen Lagerraums.
    »Warten Sie«, sagte Macy. »Ursula will, dass ich eine Kopie der Arbeitsprotokolle herstelle. Was soll ich tun?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, erwiderte Speller Twain. »Ich will, dass Sie gar nichts tun, solange ich Sie nicht dazu auffordere. Und reden Sie mit niemandem darüber.
Ich muss Ihnen nicht sagen, was geschehen wird, wenn Sie sich meiner Anweisung widersetzen, oder?«
    Damit ging er hinaus. Als Macy aufstand, wurde sie von einer heftigen Welle der Übelkeit überwältigt. Sie schaffte es noch gerade so ins Bad. Danach zog sie ihren schweißgetränkten Overall und die Unterwäsche aus, duschte, schlüpfte in frische Kleider und zog den Deckel von einer frischen Tasse Kaffee. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn ausgetrunken hatte – sie konnte das Zittern in ihren Händen nur schwer unterdrücken.
     
    Macy war bereits bei der nächsten Tasse Kaffee, ihrer dritten, als ihre Assistenten hereinkamen. Sie erzählte ihnen, dass sie sich zusammen mit Ursula Freye in einer Bar in der freien Zone betrunken und ein paar Familienangelegenheiten geklärt hätte. Dann bedankte sie sich für ihre Hilfe, versicherte ihnen, dass nun alles wieder in Ordnung sei, und kündigte ihnen an, dass sie einige Arbeit erwarte. Argyll und Loris schienen diese Lügen mit Gelassenheit hinzunehmen, und Macy stellte fest, dass sie sie um ihre Unschuld beneidete, um die Einfachheit ihres Lebens in einer Stadt, in der eine solch offene Atmosphäre herrschte und nichts verborgen war. Wo alle Menschen weitgehend gleich waren, wo es keine Vorgesetzten oder Geheimpolizisten gab, die einen in eine Kammer einsperrten und einem gewaltsam in den Kopf blickten. Wo die Sünde eine Wahlmöglichkeit von vielen war und einen niemals bis nach Hause verfolgte, und wo der Rotlichtbezirk Ähnlichkeit mit einem Themenpark hatte.
    Sie teilte ihnen ihre Überlegungen zu dem Skeletonema -Problem mit, und sie berieten sich mit der Leiterin des Plankton-Teams, Cristine Quarrick, darüber. Diese erklärte sich bereit, das DNA- und Proteom-Profil der Kieselalge einer kompletten Überprüfung zu unterziehen und dabei
besonders auf etwa fünfzig wichtige Enzyme zu achten und die Gene, die für ihre Herstellung nötig waren. Derweil wollten Macy und ihre Assistenten versuchen, die Zeit zu finden, ein paar einfache Experimente durchzuführen, um das Phosphataufnahmesystem der Kieselalge und die Nährstoffbindung im Schmelzwasser zu untersuchen. Zuerst mussten aber die üblichen Routinearbeiten erledigt werden.
    Am späten Nachmittag waren sie gerade zwischen den riesigen Rohren und offenen Bottichen der Bioreaktoren beschäftigt und nahmen Proben, um die Brauchbarkeit und Zusammensetzung der verschiedenen Kulturen zu

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