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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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gegenüber stehen Speller Twain und dieser doppelzüngige kleine Schleimer Loc Ifrahim. Sie alle wollen mich als Marionette benutzen.
    Sie hatte sich bereiterklärt, eine Kopie der Arbeitsprotokolle anzufertigen, weil es die einzige Möglichkeit zu sein schien, wie sie die Zone bei lebendigem Leibe wieder verlassen konnte. Ursula Freyes Wahnsinn war ansteckend. Doch nun wurden ihr die Konsequenzen dieses Versprechens langsam klar, und sie hatte das Gefühl, in eine Falle gelockt worden
zu sein. Eine Kopie zu machen, stellte an sich kein Problem dar; abgesehen von Ursula Freye hatte jeder in der Mannschaft Zugang zu den Arbeitsprotokollen, und sie waren nicht kopiergeschützt. Doch wenn Macy eine Kopie der Protokolle auf eine Datennadel lud, würde Speller Twain auf jeden Fall den Grund dafür wissen wollen. Also würde sie als Erstes zu ihm gehen müssen, ihm erklären, was Ursula von ihr wollte, und ihn um Erlaubnis bitten …
    Nun, Speller Twain und Loc Ifrahim würden sich ohnehin mit ihr unterhalten wollen, um herauszufinden, was Ursula ihr gesagt hatte. Bis dahin konnte sie nichts unternehmen. Und sie hoffte, dass sie die Idee auf der Stelle ablehnen und ihr sagen würden, dass sie Ursulas Phantasien auf keinen Fall unterstützen würden, indem sie ihr gestatteten, ihr eine Kopie der Protokolle zu geben. Denn dann könnte sie ihrerseits zu Ursula gehen und ihr erklären, dass sie ebenfalls keinen Zugang erhalten hatte, und damit wäre die Sache erledigt.
    In der Zwischenzeit hatte sie genug zu tun.
    Nach einer unruhigen Nacht stand Macy früh auf, aß eine Schüssel in der Mikrowelle aufgewärmten Haferbrei und nippte an lauwarmem Kaffee (der Atmosphärendruck im Zelt lag nur bei sechshundert Millibar, was den Siedepunkt des Wassers deutlich herabsenkte). Dabei schaute sie sich die Ergebnisse von Wachstumsexperimenten mit den problematischen Skeletonema -Kulturen an, die Argyll Hall und Loris Sher Yanagita in der letzten Nacht durchgeführt hatten, während sie ihre Zeit mit albernen Spionagespielchen verschwendet hatte. Die Daten deuteten auf eine klare und einfache Lösung hin: Die Wachstumsverzögerung der Skeletonema -Kieselalge konnte überwunden werden, indem man dem Schmelzwasser zusätzliches Phosphat beimengte. Die einfachste Erklärung war, dass die natürlichen Werte des
Makronährstoffs im Wasser das Wachstum der Kieselalge aus irgendeinem Grund einschränkten, obwohl die Kulturen aller anderen Mikroorganismen sich gut entwickelten und keine Mangelerscheinungen aufwiesen. Möglicherweise gab es auch ein Problem mit der Skeletonema -Kultur selbst – vielleicht war sie mutiert, und eine wichtige Stoffwechselbahn funktionierte nun nicht mehr richtig. Macy kam zu dem Schluss, dass es nicht schaden konnte zu überprüfen, ob irgendetwas im Schmelzwasser, höchstwahrscheinlich die schwebenden Lehmbestandteile, Phosphat an sich band und es damit den Organismen entzog. Sie war gerade damit beschäftigt, eine Versuchsanordnung zu entwerfen, als Speller Twain hereingeschlichen kam – für einen so großen Mann bewegte er sich erstaunlich schnell und geschmeidig – und ihr sagte, dass er mit ihr sprechen wollte.
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte Macy und versuchte dabei, so gelassen wie möglich zu klingen.
    Wie üblich trug der Sicherheitschef einen grünen Overall mit abgerissenen Ärmeln und einen schwarzen Gummibeutel auf seiner breiten Schulter. Er ließ den Blick über die unaufgeräumten Arbeitsflächen gleiten und sah dann zu den Kameras hoch, die zwischen den Lampen an der hohen Decke hingen.
    »Nicht hier«, sagte er, führte Macy zu dem kleinsten der Lagerräume und befahl ihr, die Augen zu schließen.
    Sie gehorchte, und etwas Helles flammte auf, ein Blitz, der einen Abdruck der Blutgefäße ihrer Augenlider auf ihrer Netzhaut hinterließ.
    »Es gibt Kameras, von denen Sie wissen«, sagte Speller Twain, »und welche, von denen Sie nichts wissen. Die wurden von den sogenannten Friedensoffizieren der Außenweltler installiert. Dieser kleine Blitz sollte sie ausgeschalten haben, Bild und Ton.«

    Er setzte sich auf ein Fass mit pulverförmigem Wachstumsmittel, wies Macy an, auf einem anderen Platz zu nehmen, und sagte dann: »Sie wissen, warum ich hier bin.«
    »Ich habe getan, worum Sie und Mr. Ifrahim mich gebeten haben. Ich habe mich mit Ursula Freye getroffen und ihr gesagt …«
    »Lassen Sie mich Ihnen zuerst ein paar Drähte anlegen«, sagte Speller Twain, zog ein steifes schwarzes Tuch aus

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