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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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aber ich weiß, dass ich Ihnen helfen kann. Bleiben Sie hier. Kehren Sie nicht ins Biom zurück.«
    »Oder was? Werden Sie mich festnehmen lassen?«
    »Natürlich nicht. Aber es wäre wirklich besser, wenn Sie hierblieben, bis wir herausgefunden haben, was für Pläne Mr. Twain verfolgt.«
    »Ich habe nicht vor, Teil von irgendjemandes Plänen zu sein«, sagte Macy.
    Sie verließ die Bar und fing an zu rennen. Die gewundene Straße der freien Zone entlang, mit dem Fahrstuhl nach oben, über grasbewachsene Wege. Sie sprang in eine Straßenbahn, blieb im hinteren Teil stehen, um wieder zu Atem zu kommen, und sah zu, wie links und rechts von ihr die Wohngebäude vorbeiglitten. Niemand schien ihr zu folgen; nicht einmal eine Drohne.

    Inzwischen war sie eher ängstlich als wütend, doch sie versuchte, ruhig zu bleiben und ihre Gedanken zu ordnen. Eines wusste sie: Speller Twain konnte Ursula Freye nichts anhaben. Er konnte sie verhören und ihr drohen, aber er konnte ihr nichts antun, und Loc Ifrahim vermochte das ebenso wenig. Ursula würde überleben. Sie konnte Macy beschützen, wenn sie wollte, und das würde sie ganz sicher tun wollen, wenn sie tatsächlich einen Beweis für Sabotage entdeckt hatte. Macy musste also als Erstes die Skeletonema -Kulturen überprüfen und das Genom der Kieselalge entschlüsseln.
    Sie fragte sich, warum die Zeitschaltuhrsequenz und die Gene für das Viroid Cristine Quarrick nicht aufgefallen waren, und ihr kam der unangenehme Gedanke, dass Cristine möglicherweise Bescheid wusste. Dass sie ebenfalls Teil der Verschwörung war. Aber vielleicht war Cristine auch einfach nur zu faul oder zu beschäftigt gewesen. Oder Loris hatte sich die ganze Geschichte ausgedacht, und es gab gar nichts zu entdecken. Wenn man anfing zu spekulieren, konnte man sich auf hundert verschiedene Weisen in etwas verrennen. Sie sollte sich besser an die Tatsachen halten. Das Genom der Kieselalge entschlüsseln. Nach den eingefügten Genen suchen. Ursula finden. Und dann sehen, wie sie weiter vorgehen sollte.
    Niemand hielt Macy auf, als sie die Straßenbahn wechselte und in das Biom zurückfuhr. Niemand hielt sie auf, als sie auf der Hauptinsel den Bahnhof verließ. Es war Nacht. Sämtliche Scheiben des Zelts waren schwarz polarisiert, und die Lüster waren zu einem schwachen Glühen gedimmt, das an blasses Sternenlicht erinnerte. Die Laternen am Rand der Insel schimmerten über ihren verschwommenen Spiegelungen im See. Das Skelett der halbfertigen Insel im Innern des Kofferdamms war von einem schwachen Heiligenschein eingehüllt,
der die vergrößerten Schatten der Roboter, die daran arbeiteten, auf die schräge Fläche des Zeltdachs warf.
    Eine Drohne verfolgte Macy, nachdem sie den Bahnhof verlassen hatte. Sie warf ihr einen finsteren Blick zu, um demjenigen, der sie steuerte – Speller Twain, Loris oder irgendein unschuldiger Neugieriger -, zu zeigen, dass sie wusste, sie wurde beobachtet, und ging dann weiter. Sie war entschlossen, nicht noch einmal zurückzublicken, auch wenn sie ein ständiges Kribbeln zwischen den Schulterblättern verspürte.
    Sie eilte den Pfad entlang, der durch die bewaldeten Hügel in der Mitte der Insel führte, und betrat gerade die schmale Brücke, welche die Insel mit der östlichen Uferstraße verband, als plötzlich die Lichter ausgingen. Die kleinen Lampen, die den Fußweg der Brücke beleuchteten, erloschen, das Glühen der Lüster, die Spinnweben von Lichtern, die die ganze Insel einhüllten, die Laternen am Bahnhofseingang und die Lichter in den Wohnquartieren der Mannschaft. Nur die Baustelle war noch erleuchtet.
    Macy zuckte zusammen, als unter der Brücke etwas mit leisem Platschen ins Wasser fiel. Sie fand ihre Spex, setzte sie auf und rief die Lichtverstärkungsfunktion auf. Sie sah den Körper einer Drohne – vermutlich diejenige, die sie verfolgt hatte – einer dicken Zigarre gleich auf dem dunklen Wasser schwimmen. Irgendetwas hatte die Lichter und die Drohnen ausgeschaltet … Eine böse Vorahnung stieg in ihr auf, und ihr wurde übel. Oben auf dem Scheitelpunkt der hohen gewölbten Brücke fühlte sie sich schrecklich ungeschützt, und sie lief zur anderen Seite hinüber und über die Uferstraße in den Streifen Parkland, der dahinter lag. Leicht wie ein Vogel eilte sie durch die helle Dunkelheit dahin und wich dabei hier und dort Gruppen von blühenden Büschen und Felsvorsprüngen aus. Beinahe hätte sie laut aufgelacht,
als sie bei dem Versuch stehen zu

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