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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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entwickelt hatten, und Macy war guter Stimmung, als Loris auf dem Rückweg zum Labor das Motorboot an der Flanke des Kofferdamms entlangsteuerte, der die Baustelle des neuen Archipels umgab.
    Die Spitzen der Inseln ragten wie kleine Hügel über der niedrigen schwarzen Mauer des Damms auf. Eine wurde von einem Zypressenhain und den weißen Säulen eines Heiligtums im Stile des alten Griechenlands gekrönt; andere waren mit makellosem grünen Rasen bedeckt oder mit Palmengruppen bepflanzt. Die letzte und größte Insel befand sich immer noch im Bau und wurde von einer auf und ab tanzenden Herde von Robotern errichtet, die sich auf einem Baugerüst befanden, das mit seinen komplizierten Verstrebungen Ähnlichkeit mit dem Eiffelturm hatte, nur dass ihm
die Spitze fehlte. Ihre dreieckigen Köpfe, die mit ihren Hunderten winzigen Spinndrüsen Stränge aus Fullerenverbundstoffen hervorbrachten, die hart wie Diamant waren, wogten auf und ab. Geduldig schufen sie die Streben und Stützbalken, die das Skelett der Insel bildeten. Bei einem war der geschwollene Bauch freigelegt und der Kopf nach unten geneigt, während ein Techniker mit einem Stab, aus dem nadelfeine Wasserstrahlen spritzten, seine verstopften Spinndrüsen reinigte.
    Argyll, der ebenfalls die Roboter beobachtet hatte, sagte: »Die Inseln werden sehr schön aussehen, wenn sie fertig sind.«
    »Solange sich die öffentliche Meinung nicht noch einmal in letzter Minute ändert«, sagte Macy.
    »Sie müssen Ihr lineares Denken abschütteln«, sagte Argyll. »Wir befinden uns hier nicht in einer hierarchisch gegliederten Gesellschaft wie in Großbrasilien, wo von oben nach unten entschieden wird. Hier im Außensystem machen wir manche Dinge anders.«
    »Ich weiß«, sagte Macy. »Alles ist nur provisorisch, und jeder hat das Recht, zu allem seine Meinung zu äußern, selbst wenn er nicht die geringste Ahnung davon hat. Ich bin überrascht, dass Sie hier überhaupt etwas fertig bekommen.«
    »Wir scheuen uns eben nicht vor harter Arbeit«, sagte Argyll.
    »Wir ebenso wenig. Aber es macht die Sache deutlich einfacher, wenn man schon im Voraus weiß, was man tun will, bevor man mit der Arbeit beginnt.«
    »Einfacher heißt nicht unbedingt besser.«
    »Einfacher und ökonomischer«, sagte Macy. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie jemand die Demokratie einmal für eine gute Idee halten konnte.«

    »Die Stadt verfügt über einen Überschuss an Roboterarbeit«, sagte Argyll. »Und verglichen mit den Gesamtkosten des Bioms fallen die Inseln gar nicht so sehr ins Gewicht. Die einzigen Rohmaterialien, die gebraucht werden, sind Graphitschlamm für die Grundstruktur, ein paar Steinbrocken und einige Hundert Tonnen Mutterboden. Und es wird wirklich sehr hübsch aussehen, wenn es fertig ist. Eine Schar kleiner grüner Inseln, zwischen denen Segelboote und Wasserskier hindurchfahren, während die Leute auf ihnen Picknicks veranstalten …«
    »In einer Sache sind wir uns einig«, sagte Macy. »Wir haben aus Ihren verrückten Ideen etwas Schönes geschaffen.«
    Als sie um das Südende des Kofferdamms herumfuhren, kam ein weiteres Motorboot in Sicht, das über den See direkt auf sie zujagte. Macy beschlich eine böse Vorahnung, als sie Ursula Freye am Steuer sah, doch sie bat Loris, langsamer zu fahren. Wenn Ursula etwas von ihr wollte, gab es für sie ohnehin kein Entkommen – also konnte sie es genauso gut gleich hinter sich bringen, vor den Augen von Zeugen.
    Ursula verlangsamte ebenfalls ihr Boot und drehte neben ihnen bei. Ihr blondes Haar hing ihr wirr ins Gesicht, und ihr Blick leuchtete triumphierend, während sie sich vorbeugte und Macy über den schmalen Wasserstreifen zurief: »Ich habe etwas gefunden! Etwas Wichtiges! Treffen Sie mich heute Abend um acht Uhr! Am selben Ort, wo wir uns schon einmal unterhalten haben!«
    Bevor Macy etwas erwidern konnte, drehte Ursula den Reaktionsantrieb ihres Bootes hoch, und das kleine Gefährt hob seine Nase und hinterließ einen weiten Bogen aus schaumigem Wasser, während es eine Kehrtwende von hundertachtzig Grad beschrieb und erneut an Macy vorbeifuhr.
»Acht Uhr! Diese Neuigkeit wird alles verändern!«, rief Ursula im Vorbeifahren, und dann nahm ihr Boot Geschwindigkeit auf und schoss davon.
    »Soll ich ihr folgen?«, fragte Loris.
    »Teufel, nein«, erwiderte Macy. Die Begegnung hatte sie ziemlich durcheinandergebracht, der wilde Blick in Ursulas Augen, ihre wilden Worte. Offensichtlich war sie überzeugt davon, etwas

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