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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Stadt verarbeitet wurden, durch einige typische kleine Fabriken und beispielhafte Wohnungen, durch Stadtparks und den Friedhofswald …

    Sri verstand sich nicht besonders gut auf Diplomatie, sah sich jedoch ständig gezwungen, so zu tun, als würde sie alles, was ihr gezeigt wurde, brennend interessieren. Darüber hinaus musste sie auch noch die unverschämten Fragen der Außenweltler über sich ergehen lassen, die zu glauben schienen, dass sie ein Recht darauf hätten, alles über jeden zu erfahren. Dass viele ihrer Gastgeber nur wenige Jahre älter waren als Alder, machte die Sache auch nicht besser. Die Außenweltler waren enthusiastisch, lebhaft, aufrichtig und übertrieben optimistisch. Sri hielt sie für viel zu idealistisch und naiv, und auf die kosmetischen Manipulationen ihrer Körper, auf die sie so stolz waren, gab sie ebenfalls nicht viel. Sie hatte kein Problem damit, dass sich die Außenweltler der niedrigen Schwerkraft anpassten – Veränderungen am Mechanismus der Kalziumresorption, die Verbesserung von Gleichgewichtssinn und Propriozeption, Mikroherzen mit zwei Kammern in der Arteria femoralis und subclavia zur Unterstützung des Blutkreislaufs und so weiter und so fort. Aber die ganzen intelligenten Tätowierungen, Schuppen und Dornen und der andere ausgefallene Schnickschnack waren zu nichts weiter nütze, als die oberflächliche Eitelkeit ihrer Gastgeber zu demonstrieren, die sich selbst für den Gipfel der menschlichen Evolution hielten und ihre Stadt für das Gestalt gewordene Utopia. Sris kühle Gleichgültigkeit ihrer unbeholfenen Propaganda gegenüber stürzte sie in große Verwirrung und Verlegenheit.
    Die einzige Führung, die sie wirklich interessierte, war die letzte in einer scheinbar endlosen Reihe, die sie viel zu viel Zeit kostete: ein Ausflug zu einer der Farmen, in denen Vakuumorganismen hergestellt wurden, auf der von Kratern übersäten Ebene nördlich von Rainbow Bridge. Sri, Alder und ihre Gastgeber reisten in einem Raupenkettenfahrzeug
mit einer größtenteils durchsichtigen Kabine, die wie ein Goldfischglas auf sechs großen Maschendrahträdern ruhte. Das Fahrzeug bewegte sich mit gemessener Geschwindigkeit eine breite Straße entlang, die zwischen niedrigen Bergketten hindurchführte, die von der seismischen Energie alter Einschläge aufgeworfen worden waren. Es war Nacht. Jupiters breite Scheibe beherrschte den schwarzen Himmel. Mit achtloser Verschwendung waren überall Sterne verstreut, Tausende von ihnen – harte Punkte, die in allen Farben leuchteten, ohne zu funkeln.
    Die Farm befand sich in einem flachen Krater von zehn Kilometern Durchmesser, der halb in der Ebene versenkt war. Eine Lücke im niedrigen Höhenzug seines Randes enthüllte ein Mosaik aus Feldern voller Vakuumorganismen, das sich bis zum gekrümmten Horizont erstreckte. Andere Farmen im Osten und Westen bildeten riesige Monokulturen von Vakuumorganismen, die Kunststoffe synthetisierten und in einem langsamen Prozess Nahrungsmittel aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff bildeten, mit denen die Bevölkerung mehrere Monate lang ernährt werden konnte, sollten die konventionellen Kulturen, die in den Tunneln unter der Stadt angebaut wurden, einmal ausfallen. Darüber hinaus gab es Tausende von Hektar voller Vakuumorganismen, die auf ihrer Oberfläche Schichten aus reinem Graphit ansammelten, das bei der Herstellung von Baudiamant und Fullerenen verwendet wurde. Auf den Feldern dieser Farm wurden jedoch verschiedene Arten von Vakuumorganismen herangezüchtet, die nach ihrer Vermehrung in metallreichen Gegenden überall auf Kallisto verteilt werden würden. Manche davon waren chemotroph und gewannen ihre Energie aus der Oxidation von elementarem Schwefel und Eisen(II)-Oxid. Andere benutzten Sonnenlicht und elektrochemische Energie, die durch das Temperaturgefälle
in der Kruste erzeugt wurde, wobei ihre Haftorgane die Kruste mehrere Dutzend Meter tief durchdrangen. Sie alle bildeten dichte, fein verzweigte Netze tief im Eis, extrahierten Metalle und sonderten sie in abbaubaren Knöllchen wieder ab. Metalle, die größtenteils aus Meteoriteneinschlägen stammten, waren auf Kallisto und den anderen Monden des Jupiter eher selten. Die Boliden und pulverisierten Überreste größerer Meteoriten konnten direkt abgebaut werden, aber eine Vielzahl kleinerer Einschläge hatte das Eis mit dünnen Ablagerungsschichten durchsetzt, die nur mit Hilfe der Vakuumorganismen effizient extrahiert werden

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