Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
Vom Netzwerk:
gemacht?«
    »Weggeworfen.« Ich zögerte. Max schwieg. »In den Müll«, fügte ich hinzu.
    Ich drehte mich zu Max um und sah das Mondlicht in seinen Augen funkeln. Wenn jemand jähzornig ist, gewöhnt man sich irgendwann an das Gebrüll und den Lärm. Es sind die ruhigen, gefassten Menschen, die einen verunsichern.
    Max wich meinem Blick nicht aus. Ich konnte ihm ansehen, dass er überzeugt war, in mir eine abtrünnig gewordene Gesetzesbeamtin vor sich zu haben, und ich sah ihm an, dass gegenwärtig jeder Versuch nutzlos war, ihn von etwas anderem zu überzeugen. »Im Augenblick habe ich nur einzelne Punkte«, sagte er schließlich. »Aber nicht mehr lange, und ich habe die Verbindungen zwischen diesen Punkten hergestellt. Deine Verbindung zu Lynch und dem Route-66-Fall kenne ich ja schon. Als Nächstes werde ich deine Verbindung zu Peasil herausfinden. Vielleicht hat Lynch gar nichts damit zu tun. Vielleicht war es eine zufällige Begegnung. Vielleicht hast du versucht, ihn außer Gefecht zu setzen, und dann sind die Dinge aus dem Ruder gelaufen. Du wolltest ihm nicht die Arterie durchtrennen. Wir müssen diese Sache nicht Mord nennen, Brigid. Wir könnten es Selbstverteidigung nennen oder Notwehr.«
    Während Max so tat, als hätte er nur mein Bestes im Sinn, fischte er weiterhin im Trüben. Was mir verriet, dass Carlo ihm noch nichts von den blutigen Sachen in der Waschmaschine erzählt hatte, sonst hätte Max mich längst zum Revier geschleift.
    » Du könntest es Selbstverteidigung nennen? Wir wissen beide, dass du gar nicht die Befugnisse hast, einen solchen Deal einzugehen, Max. Wäre die Sache so abgelaufen, wie du glaubst, würde der Staatsanwalt wohl eher auf fahrlässige Tötung plädieren, und das auch nur, wenn er gute Laune hat. Denn es dürfte schwer glaubhaft zu machen sein, dass eine ausgebildete FBI -Agentin mit zweifelhafter Vergangenheit einem Angreifer versehentlich die Oberschenkelarterie aufgeschlitzt hat. Insbesondere, wenn diese Agentin hinterher versucht, alles zu vertuschen. Nein, ich gehe jede Wette ein, dass der Staatsanwalt mindestens auf Totschlag plädieren würde. Aber ich habe es nicht getan, Max.« Ich bemühte mich, fest und entschlossen zu klingen, ohne aggressiv zu erscheinen. Ich durfte ihn nicht noch wütender auf mich machen. »Würdest du mich jetzt mitnehmen, hättest du gar nichts erreicht. Dann hättest du nur jede Menge Papierkram am Hals. Du hast keinen einzigen Zeugen und keinerlei forensische Beweise. Du hast nicht mal die Mordwaffe.«
    Max beugte sich so nah zu mir herüber, dass ich seinen feuchten Atem spüren und den Whopper riechen konnte, den er zu Abend gegessen hatte, doch ich ließ es über mich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Carlo ist ein feiner Kerl«, sagte er im gleichen gelassenen Tonfall, mit dem er auf eine Wolke am Himmel hinweisen würde. »Deshalb bin ich sehr, sehr vorsichtig, bevor ich irgendetwas tue, was sein Leben ruiniert.«

43.
    Max wollte nicht aussteigen, ohne dass ich ihm sagte, wo ich wohnte. Also nannte ich ihm meine Adresse und Zimmernummer im Hotel.
    Anschließend fuhr ich dorthin, raffte meine Sachen zusammen und verließ das Gebäude, ohne auszuchecken.
    Als ich den Müllsack mit meinen Siebensachen in den Kofferraum lud, fielen mir die blutigen Kleidungsstücke in meinem Container bei U-Store-It ein. Sobald Max die Ermittlungen gegen mich erst voll in Gang gebracht hatte, würde er routinemäßig meine Kreditkartenabrechnungen zurückverfolgen und die monatliche Buchung für den Container finden. Ich musste die Sachen ziemlich bald in die Wüste schaffen, zusammen mit einem hübschen Kanister Benzin und ein paar Streichhölzern.
    Vorerst jedoch war Laura Colemans Haus der perfekte Unterschlupf für mich. Es bot sehr viel mehr Annehmlichkeiten als das Hotel. Es gab zu essen. Und niemand würde vorbeikommen, weil niemand einen verdammten Dreck auf Laura Coleman gab. Und wenn sie aus irgendeinem Grund den Weg nach Hause fand, war ich die Erste, die es erfuhr.
    Coleman hatte einen Computer. Ich tippte Kombinationen ihres Vor- und Nachnamens ein. Als das nicht funktionierte, versuchte ich mich an den Namen ihres Hundes zu erinnern. Achtzig Prozent der Leute benutzen den Namen ihres Haustiers als Passwort. Coleman hatte mir den Namen ihres Zwergschnauzers in Emery’s Cantina verraten, als wir uns über die Möpse unterhalten hatten. Duncan.
    Doch auch Duncan funktionierte nicht.
    Ich durchwühlte ihren Schreibtisch ein

Weitere Kostenlose Bücher