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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Dosierungen von Antibiotika versorgte, um einer Peritonitis vorzubeugen. Neben den Monitoren, die den Schwestern ermöglichten, den Patienten von ihrer Station ein Stück weit den Gang hinunter unter Beobachtung zu halten, war er auch mit zwei weiteren Apparaten verbunden, die Schmerzmittel abgaben, einer davon eine Morphinpumpe, die er selbst betätigen konnte, der andere eine Epiduralanästhesie.
    Ich kannte das alles – ich war selbst schon einmal in dieser Situation gewesen. Wenn keine Infektion eintrat, würde Lynch überleben. Ich schüttelte das Nachthemd von mir ab, das meine Handtasche verborgen hatte, rollte die Hosenbeine hinunter und nahm das Fahrtenbuch hervor.
    Lynch schien zu schlafen. »Hey, Lynch!«, sagte ich und schubste ihn zögernd an der Schulter. Der Kerl hatte etwas an sich, das ich lieber nicht berühren wollte.
    Er öffnete die Augen und blickte wie erschlagen zu mir auf. »W-was?«, murmelte er. Das Morphium würde seine Vernehmung ein wenig schwerer machen. »W-wer sind Sie?«
    »Brigid Quinn. Wir sind uns schon einmal begegnet. Ich arbeite mit Agent Laura Coleman zusammen.«
    »Jetzt, wo man mich niedergeschossen hat, wollen plötzlich alle mit mir reden«, murmelte er.
    Ich stutzte. »Ach? Wer denn noch?«
    »Mein Vater. Er war gestern da. Es war ihm egal, dass ich an diesen Scheißbeutel da angeschlossen war – er wollte nur von mir wissen, was ich mit seinem beschissenen Hund angestellt hätte. Meine Güte, ich muss dieses Ding doch wohl nicht für den Rest meines Lebens mit mir rumschleppen, oder?«
    »Ich wusste gar nicht, dass man Ihnen gestattet hat, Besucher zu empfangen.«
    »Er kam einfach rein. Der Cop hat ihn wieder rausgeworfen.« Lynch kicherte, ein Geräusch wie ein Schluckauf, das ihm Schmerzen zu bereiten schien. »Meine Hand brennt«, sagte er und tastete nach dem Knopf für die Morphiumpumpe.
    Anstatt weiter über seinen Vater oder seinen aktuellen Zustand zu reden, hielt ich ihm das Fahrtenbuch vor die Nase. »Sehen Sie das hier? Wissen Sie, was das ist?«
    Seine Augen weiteten sich, und er schien wacher zu werden, entweder wegen der Schmerzen oder wegen der mysteriösen Anwesenheit einer Besucherin in seinem Zimmer. Er fuhr mit der Zunge im Mund umher und leckte sich dann über die Lippen. »Ich hab Durst.«
    »Das liegt daran, dass Sie nichts trinken dürfen. Beantworten Sie meine Frage, und ich besorge einen feuchten Schwamm für Ihren Mund.«
    »Wo ist der Wachmann?«, wollte er wissen und streckte die Hand nach dem Schwesternruf aus, doch ich kam ihm zuvor und legte meine Hand über den Knopf.
    »Warten Sie, einen Moment noch. Wissen Sie, Lynch, ich bin nicht hergekommen, um Ihnen wehzutun. Sie sind mir in gewisser Weise sogar egal. Es ist mir gleichgültig, ob Sie Mumien vögeln. Ihr Kolostomiebeutel interessiert mich nicht, genauso wenig, ob Sie lebenslänglich kriegen oder nicht. Im Augenblick gibt es nämlich etwas, das viel wichtiger für mich ist.«
    Er blickte mich aus stumpfen, immer noch ein wenig verschwommenen Augen an, doch ich konnte sehen, dass ich seine Aufmerksamkeit hatte.
    »Das hier ist Ihr Fahrtenbuch, und daraus geht hervor, dass Sie weit weg waren, als der Mord an Jessica Robertson geschah. Ich habe Ihre sämtlichen Fahrtenbücher. Ich habe mir noch nicht die Zeit genommen, die Daten aller Route-66-Morde nachzuschlagen, aber ich wette, dass Sie gar nicht in der Nähe waren, als sie verübt wurden. Das kann nur eins bedeuten: Sie decken jemanden. Und dieser Jemand hat versucht, mich umzubringen, und Agent Coleman entführt, weil wir wegen Ihrem Geständnis Verdacht geschöpft haben. Ich will Antworten auf eine Reihe von Fragen, und ich weiß, dass Sie mir diese Antworten liefern können.«
    Wieder leckte er sich über die Lippen, bevor er sprechen konnte. »Wie kommen Sie darauf, dass ich was weiß?«
    »Lassen Sie vorerst mich die Fragen stellen, okay? Woher kennen Sie Gerald Peasil?«
    »Ich kenne keinen Gerald Peasil.«
    »Dann beantworten Sie mir eine andere Frage. Wer hat die Ohren?«
    Er wurde genauso bleich, wie ich es aus dem Vernehmungsvideo in Erinnerung hatte. Dann begann er an dem intravenösen Tropf in seinem Handrücken zu fummeln, so wie er damals am Pass an seiner Warze gefummelt hatte. Ich sah ihm an, dass er nicht reden wollte, doch das Morphium wirkte wie eine Art Wahrheitsserum. »Er bringt mich um, wenn ich den Mund aufmache. Er hat gesagt, wenn ich mein Geständnis widerrufe, macht er mich kalt.«
    »Er? Sie meinen den

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