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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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der Toasterwitz ist lustig. Du bist doch nur neidisch, weil dir keine Witze einfallen.«
    »Du versteckst dich hinter deinen Witzen.« Er beugte sich vor, als könnte er auf diese Weise mehr von mir sehen. »Diese Geschichte nimmt dich ziemlich mit. Zeig mir deine Fingernägel.«
    Ich hielt die Mittelfinger beider Hände hoch (an denen ich in letzter Zeit nicht geknibbelt hatte). Er lehnte sich zurück und musterte mich herablassend. »Schön, ich habe mir das Video angesehen, das du mir geschickt hast.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Als Coleman Lynch gefragt hat, was er mit den Ohren gemacht hat, ist dir die Pause aufgefallen?«
    »Ja. Sie war lang.«
    »Drei Komma fünf Sekunden, um genau zu sein. Hast du seine Miene gesehen, als er sagte, er habe die Ohren weggeworfen?«
    »Ja. Ich weiß, was du meinst. Sein Gesichtsausdruck passte nicht zu der vorgegebenen Gleichgültigkeit. Es war nackte Panik. Er hatte plötzlich Angst, wir könnten merken, dass er gelogen hat. Entweder weiß er nicht, wo die Ohren sind, oder er hat Angst, es uns zu verraten.«
    »Und warum?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass er die Antwort kannte.
    »Weil der wirkliche Killer die Ohren hat.«
    »Und das bedeutet, Lynch ist nicht unser Mann.«
    Wir wussten beide, dass ein Killer, der wiederholt und im Rahmen eines kunstvollen Rituals gemordet und eine Trophäe vom Opfer genommen hat, um die Tat hinterher erneut zu durchleben, diese Trophäe niemals in einen Mülleimer werfen würde. Denken Sie an Dahmer mit seinen Körperteilen in der Kühltruhe. Die Kronjuwelen im Tower von London. Entweder wusste Lynch nicht, wo die Ohren waren, oder er wusste es, konnte es aber nicht sagen, weil es jemand anderen belastete.
    »Bist du dir genauso sicher wie ich?«, fragte ich ihn.
    »Absolut. Er würde niemals vergessen, wo die Ohren sind, wenn er es je gewusst hat. Du musst sie finden, Stinger. Der Killer hat sie – und ich denke, das macht unserem Mr. Lynch mehr Angst als die Todesstrafe. Du lieber Himmel, diese Panik auf seinem Gesicht! Aber das bringt dich nicht weiter. Du brauchst Beweise.«
    Und genau da steckte ich fest. »Nicht ich, Sig. Ich arbeite nicht an diesem Fall. Ich habe offiziell keine Möglichkeit, an Lynch heranzukommen, und ich will die Ermittlungen nicht torpedieren, indem ich es trotzdem tue. Es liegt bei Coleman, aber sie stößt auf Widerstand. Sie hat sogar versucht, mit Hughes über ihre Bedenken zu reden. Aber auch der ist ganz aus dem Häuschen, weil er wie alle anderen glaubt, Coleman hätte den Route-66-Killer gefasst.«
    »Morrison macht ihnen Druck. Er will diesen Fall in seinen Memoiren ausschlachten, nachdem er in den Ruhestand gegangen ist. Weißt du was? Ich komme zurück nach Tucson.«
    »Lass das lieber, Sig. Es würde Coleman noch mehr Ärger machen.«
    »Hey – du warst diejenige, die gesagt hat, ich hätte noch immer einen gewissen Einfluss.«
    »Es ist noch zu früh, Sig. Lass mich erst mal allein machen. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich Hilfe brauche.«
    »Ihr müsst von vorn anfangen, Stinger. Lynch hat Angst zu verraten, wo die Ohren sind, das ist schon mal ein Hinweis. Aber in seinem Geständnis sind noch andere große Löcher, jede Wette. Wer sonst ist auf der Liste?«
    »Keine Frauen und Kinder. Coleman möchte, dass ich mit ihr zu Lynchs Vater fahre. Er lebt östlich der Stadt.«
    »Polizei und FBI haben den Mann noch nicht aufgesucht?«
    »Nein. Was hältst du von einem Stimmenvergleich? Wir könnten die Stelle, an der Lynch wie eine Frau redet, mit den Bändern vergleichen, die wir von Jessicas Wanze haben.«
    »Okay, kann nicht schaden. Ich lasse den Vergleich hier im Labor anstellen. Außerdem sollten sie Lynch nach der anderen Toten fragen, die sie in seinem Lastwagen gefunden haben. Die Highwaynutte, wie er sie genannt hat. Er kam ins Stocken, als wir ihn nach der Frau gefragt haben.«
    »Das ist ja alles gut und schön, aber wie es aussieht, stehen Coleman und ich allein da, und meine Möglichkeiten sind erst recht begrenzt, weil ich nicht mehr im Geschäft bin.«
    »Hast du schon mal von NamUs gehört?«, fragte er.
    »Nicht viel. Ich weiß nur, dass es eine Identifizierungsdatenbank ist.«
    »Richtig. Es handelt sich um eine Datenbank vermisster und nicht identifizierter Personen. Auch Zivilisten können sie benutzen und ohne Autorisierung Informationen hinzufügen.«Ich schrieb eine Anmerkung auf einen Block: Herausfinden, was über die Prostituierte bekannt ist, und auf der Webseite von NamUs

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