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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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leider nicht kommen.«
    »Und ob.«
    Er presste seinen Mund auf meinen, alles andere als sanft, sondern nachdrücklich und fordernd, aber dann zögerte er doch noch in letzter Sekunde, als hätte er, oh-oh, bemerkt, dass er sich falsch verhalten hatte und ich darüber verärgert sein könnte. Das wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, ihm das Knie zwischen die Beine zu rammen. Ich könnte mich jederzeit entziehen, empört davonstaksen, ihm eine kleben oder ihn sogar wieder in Handschellen legen, wenn ich denn wollte. Nur leider wollte ich nicht. Ich wollte diesen Kuss ebenso sehr wie er.
    Mehr Ermunterung brauchte er nicht, und als ich mich nicht widersetzte, legte er einen Arm um meine Taille und zog mich eng an seine Brust heran, während seine andere Hand meinen Kopf umfasste. Ich hatte schon so lang keinen Mann mehr geküsst. Es fühlte sich gut an, wundervoll, als würde man die Sonne über dem Land der Verheißung aufgehen sehen, mit dem man eigentlich längst abgeschlossen hatte.
    Meine Lippen öffneten sich, und er nutzte die Situation, eroberte meinen Mund bis in den letzten Winkel, um dann bis zum Ansatz der Kehle vorzudringen, wo mein Puls in einer Art Stakkato hämmerte, dass es mir fast peinlich war. Ich spürte meine Entschlossenheit dahinschmelzen. Ich wusste nicht, wie lange die Umarmung dauerte, aber nachdem ich wieder halbwegs in die Realität zurückgekehrt war, wurde mir klar, worauf ich mich eingelassen hatte. Es war dumm und unprofessionell von mir. Diese Erkenntnis traf mich wie eine kalte Dusche, und ich schob ihn von mir weg. Er ließ es geschehen, und so standen wir nun da, voneinander getrennt und beide schwer und hörbar atmend, als wären wir einen Marathon gelaufen. Da war sie wieder, diese besondere Chemie zwischen Männern und Frauen, aber nun wusste ich erst wirklich, was damit gemeint war.
    Dann, muss ich zu meiner Schande leider eingestehen, war ich diejenige, die sich über ihn hermachte, ihn am Hemd packte und zu sich heranriss. Unsere Münder und Zungen wurden wieder aktiv, und die Umarmung verlief noch heftiger als beim ersten Mal, mit Gestöhn und Gefummel unter der Kleidung und unter der Gürtellinie.
    Dann kam ich wieder zur Vernunft und riss mich von ihm los, wie, wusste ich nicht.
    Vielleicht war es die Cobalt, die laut dröhnend am anderen Ende der Bucht in Sicht kam.
    »Das kann nicht sein«, stammelte ich. Aber ich hatte gut reden. Zu derlei Spielchen gehören immer zwei, und ich hatte ordentlich mitgemischt.
    »Es ist nun mal passiert.« Seine Stimme klang auch anders als sonst, ein kleiner Trost für mich, aber er war ruhiger als ich, und er versuchte nicht, mich zu berühren. »Und es wird nicht beim ersten Mal bleiben.«
    Ich ließ mich von seiner Hand über den von ihm ausgesuchten Weg führen und beschloss, die Notbremse zu ziehen. »Versteh mich bitte nicht falsch, Nick. Ich mag dich sehr, zwar nicht von Anfang an, wie ich zugeben muss, aber du bist nicht der Typ Mann, für den ich dich gehalten habe. Ich glaube nicht, dass du mit diesem Verbrechen irgendwas zu tun hast, aber das muss ich beweisen. Dich zu küssen war toll, ehrlich; ich hab’s sehr genossen. Aber das war’s auch schon. Es ist aus, Schluss, Ende, vorbei.«
    Black lachte leise vor sich hin. Er wirkte alles andere als begeistert. »Ich kann warten, bis dieser Fall vom Tisch ist, sollte das das Problem sein. Beeil dich und sieh zu, dass du ihn löst.« Er gab mir zwei Sekunden Zeit, darüber nachzudenken, küsste mich dann auf die Stirn und sagte: »Pass auf dich auf. Ich muss morgen nach L.A. und will nicht, dass dich in meiner Abwesenheit jemand ins Jenseits befördert. Denk daran, wegducken lautet die Devise. Ich ruf an, wenn ich wieder zurück bin.«
    Dann ging er auf den Steg hinaus, um das Boot heranzuwinken, das ihn abholen sollte. Ich nahm am Picknicktisch Platz, wütend auf mich selbst, dass ich mich auf einen Mann wie Nicholas Black näher eingelassen hatte. Wie konnte ich nur so dumm sein! Wenn ich meine Hormone nicht davon abhalten konnte, in seiner Anwesenheit verrückt zu spielen, und es war ziemlich offensichtlich, dass ich das nicht konnte, dann müsste ich auf Distanz zu ihm gehen. Charlie würde mich eigenhändig lynchen, wenn er erfuhr, dass ich mit einem Mord-verdächtigen herumgeknutscht hatte. Ich schauderte allein bei dem Gedanken daran, wie Charlie mich zusammenstauchen würde, sollte er je davon hören.
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