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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Glück.«
    »Ich bin keine von denen, die Glück haben.«
    Er versuchte erst gar nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Auch in Ordnung.
    »Was weißt du über den jüngsten Fall?«
    Wir nahmen eine Auffahrt auf den Highway 405 so schnell, dass Tates brauner Ford Ranger vorübergehend auf zwei Rädern fuhr. Zu derlei Kunststücken neigten Männer, die in ihrer Freizeit Rennen fuhren. Ich hielt mich fest, beschwerte mich aber nicht. Los Angeles war kein Ort für zögerliche Autofahrer oder Angsthasen als Beifahrer. »Die Schauspieler und das Team haben den Drehort am Freitag gegen vier Uhr nachmittags verlassen. Anschließend wurde das Gebäude von der Security für das Wochenende abgesperrt, aber das heißt nicht viel. Es ist rundum mit Bougainvilleen bewachsen, und an den Ranken kann jeder problemlos hochklettern. Außerdem wurde im Zaun des Studiogeländes ein Loch gefunden.«
    Am Santa Monica Boulevard bog Tate wie ein geölter Blitz ab und bretterte in Richtung Westen. Das Auto auf dem Beschleunigungsstreifen wurde nach links abgedrängt und wäre beinahe mit einem hellblauen Chevy zusammengestoßen, was Tate aber nicht daran hinderte, gelassen weiterzuerzählen. »Als dann die Leute am Montag gegen Mittag wieder eintrudelten, fanden sie die Leiche in einem Bett an einem der Sets. Natürlich erkannten sie Sylvie Border sofort. Sie drehten schier durch, alle, es brach eine Massenhysterie aus, bis jemand einen völlig wirren Notruf an die 911 absetzte. Scheint fast so, als wäre der Täter nach derselben Weise vorgegangen wie in deinem Fall.«
    »Silberfarbenes Isolierband um den Hals?«
    »Richtig. Auch um die Hand- und Fußgelenke. Eine ziemlich grausliche Angelegenheit, selbst für hiesige Verhältnisse. Blut, wohin man nur schaut.«
    »War das Opfer nackt?«
    »Ja, und von oben bis unten mit Blut bedeckt. Sieht so aus, als hätte das Opfer einen glänzenden roten Ganzkörperanzug an. Und vor allem mit dem Gesicht scheint er sich besondere Mühe gegeben zu haben.«
    »Entzückend. Wurde im Lauf des Wochenendes jemand am Tatort gesehen?«
    »Ein Wachmann sagte, dieser Psychiater, du weißt schon, dieser Nicholas Black, sei am Samstagabend sehr spät vorbeigekommen und habe nach Gil Serna gefragt.«
    Bei der Erwähnung dieses Namens krampfte sich mir der Magen zusammen. »Nicholas Black wollte in das Studio, in dem sie gefunden wurde? Bist du dir sicher, dass er es war?«
    »Kommt dir bekannt vor, der Typ, nicht wahr? Der Wachmann sagte, er habe Black an der Toreinfahrt gestoppt und sich geweigert, ihn einzulassen, worauf der wiederum geantwortet habe, er sei auf der Suche nach Serna, könne ihn nirgendwo finden und mache sich Sorgen um ihn.«
    Toll gemacht, Black. Am zweiten Mordschauplatz zu erscheinen und Fragen zu stellen. »Ist Serna mittlerweile wieder aufgetaucht?«
    »Nein. Er scheint sich in Luft aufgelöst zu haben, nachdem er am Freitag das Studio verlassen hat, was kein sehr gutes Licht auf ihn wirft. Seine Kollegen sagen alle, er sei nach Sylvies Tod nicht mehr derselbe gewesen. Angeblich soll er verrückt geworden sein vor Schmerz, konnte sich seinen Text nicht mehr merken und hat irgendwie überhaupt nicht mehr funktioniert.«
    »Wer hat ihn als Letzter gesehen?«
    »Der Wachmann von der Nachtschicht sagte, er sei am Freitagnachmittag gegen halb fünf Uhr gegangen, dann aber später so gegen sieben noch einmal zurückgekommen. Hatte wohl was vergessen. Der Wachmann sagte auch noch, er habe ihn nicht weggehen oder sonst jemanden kommen oder gehen sehen, aber mehrmals seine Runden über das Studiogelände gemacht, und in dieser Zeit hätte Serna gehen können, ohne dass er es bemerkt hätte.«
    Wir brauchten ungefähr eine Dreiviertelstunde für den Weg in das Paramount Studio, dem Schauplatz von Mord Nummer zwei. Das gesamte Gelände war abgesperrt, aber das Band war schon von Medienleuten belagert, die dort aufgereiht wie Krähen auf einer Telegrafenleitung standen. Tape griff nach hinten auf den Rücksitz und warf eine Baseballkappe von den L.A. Lakers auf meinen Schoß. »Setz deine Sonnenbrille und das da auf. So dürfte dich keiner erkennen.«
    Dankbar schob ich mir die Kappe tief ins Gesicht und kletterte aus dem Wagen. Es war Jahre her, gewiss, aber Hollywood-Reporter erinnerten sich an Skandale wie Hollywood-Schauspieler an verliehene Oscars. Tate hielt sein Abzeichen den uniformierten Polizisten hin, die das Gewimmel von Reportern in Schach hielten, und wir machten uns auf den Weg vorbei

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