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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Metallkassette enthielt so viel Geld, dass es ein Leben lang für Blage und die Mutter reichte. Nach zweihunderttausend Dollar, alles in Einhundertdollarscheinen gebündelt und mit Gummiband feinsäuberlich zusammengehalten, hatte Blage aufgehört zu zählen. Drei Tage nachdem Blage den Balsamierer ermordet und das alte Haus abgefackelt hatte, sah er im Vorgarten eines an einer Landstraße gelegenen Farmhauses einen alten silbernen Wohnwagen stehen. An der Anhängevorrichtung war ein weißes Schild befestigt, auf dem in roten Buchstaben ZU VERKAUFEN geschrieben stand. Blage wusste sofort, in dem Wagen könnte seine Mutter in Ruhe und Frieden leben. Es gab darin ein Wohnzimmer für einen Fernseher und einen Computer, eine Küche, in der sie gemeinsam essen konnten, und ein kleines Bad mit einer Duschkabine, einem kleinen Waschbecken und einer Toilette.
    Das große Schlafzimmer wäre ideal für Blage, während das kleine der Mutter die Möglichkeit bot, mit ihren Freunden ungestört zusammen zu sein, wenn Blage sie zu ihr nach Hause brachte. Der Farmer, ein alter Mann, sagte: »Genau, Sir, der Wagen wäre eine hübsche Überraschung für Ihre Mutter und ist für nur vierhundert Dollar richtig günstig.« Dann half er Blage noch ganz umsonst dabei, den Wohnwagen am grünen Kombi anzukoppeln.
    Daraufhin fuhren sie einfach drauf los, immer weiter und weiter, meist über Landstraßen, auf denen sie keiner Menschenseele auffielen. Wenn sie auf einem der eher abgelegenen Campingplätze Station machten, die Blage aufgetan hatte, füllten sie ihre Wasser- und Stromreserven wieder auf, und ließen es sich ansonsten einfach gut gehen. Sie blieben nie lange, weil Blage ständig auf der Suche war. Nach vielen Monaten schließlich und vielen Meilen fand Blage die Frau, nach der sie gesucht hatten. Sie verfolgten sie mehr als eine Woche lang, um sicher zu sein, dass sie auch wirklich die Richtige war, bis die Mutter sagte: »Ja, mein Junge, sie ist es. Sie ist perfekt.« Sie lächelten einander zu, und Blage war sehr glücklich, dass sie noch zusammen waren.
    Blage überlegte lange, wie er die Frau töten sollte. Das Hackmesser und das Abziehleder befanden sich im Schlafzimmer der Mutter, versteckt unter dem Geld in der verschlossenen braunen Kassette, sodass die Mutter stets ein Auge darauf haben konnte. Das ideale Mordopfer lebte in der oberen Etage eines kleinen Hauses. Um in ihre Wohnung zu gelangen, musste sie eine seitlich am Haus angebaute Treppe hinaufsteigen. Zehn Tage lang beobachtete Blage sie täglich, wie sie das Haus auf dem Weg zur Arbeit in einer nahe gelegenen Suppenküche morgens verließ und dann abends wieder zurückkam. Sobald er sie nur sah, war Blage hasserfüllt, und der glühende Strom in ihm brodelte hoch und übertrat die Ufer, sodass Blages Haut sich ganz heiß anfühlte.
    In diesem Zustand wollte die Mutter ihm keinen Gutenachtkuss mehr geben, und Blage wusste nun, dass es Zeit für die Frau war zu sterben.
    Die Mutter wurde ungeduldig und zornig und weigerte sich sogar, weiter mit ihm zu reden.
    Als Blage und die Mutter eines Abends im Kombi auf Beobachtungsposten saßen, im dunklen Schatten am Straßenrand versteckt, kam die Frau heraus, um auf der Treppe eine Zigarette zu rauchen. Die Mutter sagte: »Los nun, Blage, los! Sie und keine andere.« Da schlich sich Blage lautlos hinter dem Rücken der Frau an, und als sie aufstand, um wieder nach oben zu gehen, hieb er mit dem Montiereisen für Reifen, das der Balsamierer im Kombi neben dem Reserverad aufbewahrt hatte, so fest er konnte auf sie ein. Mit wild schlagendem Herzen und während der heiße Strom immer höher aufbrodelte, sah Blage auf die Frau hinunter. Sie lag reglos am Fuß der Treppe, und keiner kam; keiner hörte, wie Blage sie an ihren langen blonden Haaren über das Gras und dann am Straßenrand entlang zum Kombi schleifte.
    Die Mutter jubelte und sagte, nun hätten sie eine neue Freundin, mit der sie sich unterhalten könnten.
    Aber oh je, die Frau war leider gar nicht tot. Sie wachte auf und fing an zu stöhnen, und Blage musste sie an Händen und Füßen und quer über den Mund, damit sie schwieg, mit silbernem Isolierband fesseln, bis sie zu Hause waren. Blage legte sie auf Mutters Bett, und bald sagte die Mutter, was zu tun sei, dass nämlich ihre neue Freundin sie nicht mögen würde, nicht mit ihnen sprechen und nett zu ihnen sein würde, ehe sie tot war. Also warf sich Blage zu ihr aufs Bett und legte beide Hände um ihren Hals und

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