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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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stecken blieb.
    Im nächsten Moment fiel sie auch schon über mich her, stieß ein schrecklich schrilles Lachen aus, wie ich es noch nie gehört hatte, und versuchte, mir die Waffe zu entreißen. Zwei Schüsse lösten sich und prallten gegen die Wand. Während des Kampfes bewegte sich die Klinge in meinem Knochen hin und her, und mir wurde schwindlig vor Schmerz. Ich fiel fast in Ohnmacht und knickte in den Knien ein. Dottie entwand mir die Waffe und schleuderte sie quer durch den Raum. Sie knallte gegen eine Wand und rutschte dann unter einen Stuhl.
    »Oh, Annie, Annie, du hättest nicht hier rauskommen dürfen. Ich wollte dich nicht verletzen. Halt jetzt schön still, Liebes, dann fixier ich dich.«
    Ich ächzte und stöhnte vor Schmerz, als sie mich hochhob und zum Bett trug. Sie legte mich behutsam neben Harve und rannte dann aus dem Zimmer. Ich versuchte mit aller Kraft, bei Bewusstsein zu bleiben, blickte nach unten und sah, dass das Hackmesser knapp unter dem Schlüsselbein aus meiner Brust ragte. Es steckte gut zwei Zentimeter in mir. Mein Shirt war zerrissen und der Träger meines BHs durchtrennt. Es hätte noch schlimmer kommen können, wenn mein Schulterhalfter nicht einen Teil der Wucht des Schlags abgefangen hätte. Mein weißes Shirt verfärbte sich bereits rot.
    Bei den geringsten Anstalten, mich zu bewegen, wurde der Schmerz so unerträglich, dass ich fast in Ohnmacht fiel. Ich schloss die Augen und biss mir auf die Unterlippe, dann drehte ich unter lautem Stöhnen den Kopf, bis ich Harve sehen konnte. Nach wie vor war er schwer betäubt und hatte sich keinen Zentimeter bewegt.
    Oh Gott, ich musste meine Waffe zurückbekommen. Ich riss mich zusammen und versuchte, mich aufzusetzen, aber dadurch grub sich die Klinge noch tiefer in die Wunde. Dann kam Dottie zurück, und ich suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit zur Flucht, aber sie stand über mir und drückte mich auf das Kissen zurück.
    »Dottie, bitte … hilf mir … ich blute … es tut so weh …«
    »Ich weiß, ich weiß, Schätzchen, aber mach dir bloß keine Gedanken über deinen hübschen kleinen Kopf. Ich werde mich um euch beide schon kümmern. Ihr seid meine besten Freunde, und ihr werdet auch Mamas beste Freunde sein. Dottie lässt euch schon nicht verkommen.«
    Ich schloss die Augen und holte einige Male tief Luft, wurde aber bei jeder einzelnen Bewegung vom Schmerz überwältigt. Als ich Dottie wieder ansah, war sie gerade dabei, eine große Sticknadel einzufädeln. Oh Gott, ich musste weg, konnte mich aber nicht bewegen. Dann sah ich, wie sie eine große Rolle silberfarbenes Isolierband in die Hand nahm. Sie riss mit einem lauten Ratsch ein langes Stück davon ab und fesselte blitzschnell meine Handgelenke aneinander.
    »Dottie … warum … warum machst du das … bitte, hör auf …«
    »Sei ruhig, Liebling, sei ganz ruhig. Du wirst noch früh genug alles verstehen. Ich habe eine große Überraschung für dich. Jetzt halt schön still, damit ich dich vernähen kann.«
    Als sie plötzlich das Hackmesser aus meiner Schulter zog, wäre ich vor Schmerz beinahe aus dem Bett gefallen, aber das war noch gar nichts im Vergleich zu meinen Qualen, als sie eine ganze Flasche Jod in die offene Wunde kippte. Ich schrie und wand mich auf dem Bett, bis sie mich zwang still-zuhalten.
    »Ich weiß, ich weiß, mein Kleines. Es tut höllisch weh«, sagte Dottie, während sie mein Pistolenhalfter und das Shirt mit dem blutigen Hackmesser durchtrennte und kurzerhand zu Boden warf. »Aber es wird besser, sobald ich alles schön vernäht habe.«
    Sie griff zur Nadel und drückte die Wundränder mit Daumen und Zeigefinger zusammen. Ich stöhnte abermals und biss auf die Zähne, als sie mit der Nadel seitlich einstach und an der anderen Seite der Wunde wieder herauskam. Oh Gott, ich hielt es nicht aus, unmöglich, und für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen, aber nicht lange genug. Ich röchelte und stöhnte, während sie die fünfzehn Zentimeter lange Wunde systematisch vernähte.
    »Fertig, nun ist es gut.« Sie schenkte mir ihr dickes, vertrautes Dottie-Lächeln, während ich nur daliegen und benommen zu ihr aufschauen konnte. Angeekelt befeuchtete ich mir die Lippen und versuchte zu atmen.
    »Wie du siehst, bin ich sehr um dich bemüht, wie immer. Macht euch nicht so viel Sorgen. Ich mag euch, das wisst ihr doch. Ich tu euch ungern weh, aber ihr habt mich dazu gezwungen.«
    Einen Moment lang konnte ich sie nur schockiert anstarren; dann

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