Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
die Tür gerade mal einen Spalt weit auf und schlüpfte schnell hinein. Drinnen blieb ich stehen, bis sich meine Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten. Auf den ersten Blick wirkte alles sauber und ordentlich. Links ein Wohnzimmer, rechts ein Esszimmer. Beide Räume waren mit diesen modern-trendigen Möbeln eingerichtet, die in dem alten Haus etwas deplatziert wirkten, deren Stil aber gut zu Suze Eggers gepasst hätte.
    Nirgendwo brannte Licht. Alles still. Eine steile Holztreppe führte direkt vor mir nach oben, und dahinter, am Ende eines Flurs, sah ich die Küche. Ich wartete ein paar Sekunden lang, in der vollen Erwartung, dass wie in Horrorfilmen gleich jemand auf mich zustürzen und mich angreifen würde. Aber nichts dergleichen passierte. Vielleicht täuschte ich mich. Vielleicht wohnte Suze Eggers gar nicht hier. Vielleicht war das nur ein harmloses Ferienhaus am See, mit Besitzern aus St. Louis oder Kansas City, die ich gleich zu Tode erschrecken würden, wenn ich bewaffnet auf sie zustürzte. Aber ich wusste, dass dem nicht so war, und die Angst kroch meinen Rücken hoch und tippte mir auf die Schulter.
    Ich schlich mich vorsichtig den Flur entlang, vorbei an einem leeren Bad mit einer alten Wanne auf altmodischen Klauenfüßen, und blieb an einer verschlossenen Tür neben der Küche stehen. Ich holte Luft, dann drückte ich sie auf. Weiße Laken hingen vor den Fenstern, sodass ich schlecht sehen konnte. Als sich meine Augen an das gedämpfte Licht gewöhnt hatten, sah ich Suze Eggers Dienstuniform von Cedar Bend. Sie lag zusammen mit einem Berg Klamotten auf dem Fußende des Betts. Im Raum war niemand.
    Erleichtert ging ich wieder bis zur Treppe zurück und lauschte. Der Sturm rüttelte mächtig an den Fensterscheiben. Wenn oben jemand war, würde man meine Schritte auf der Treppe niemals hören. Das war beruhigend. Ich erklomm die Treppe und hielt meine Waffe mit gestreckten Armen vor dem Körper.
    Oben war es dämmerig, aber durch die verhängten Fenster kam genügend Licht, so dass ich mich orientieren konnte. Ein langer Flur verlief über die gesamte obere Etage, von dem drei Türen abgingen, die alle verschlossen waren. Ich zögerte abermals und lauschte auf potenzielle Killer. Es donnerte in gar nicht weiter Entfernung, und ich zuckte zusammen. Schnell ging ich auf die erste Tür zu. Ich ließ mir zu viel Zeit; Harve könnte sich irgendwo in großer Not befinden.
    Ich öffnete die Tür und linste um den Türrahmen. Drinnen war es noch dunkler, aber auf dem Bett gegenüber erkannte ich eine Gestalt. Ich hielt die Glock auf sie gerichtet, während ich die Wand nach einem Lichtschalter abtastete. Endlich fand ich ihn und machte Licht, und in dem Moment entdeckte ich Harve auch schon. Er lag auf der Seite. Ich war erleichtert, lief aber nicht auf ihn zu, sondern tastete mich langsam vorwärts. Dabei hielt ich meinen Blick auf die Schranktür gerichtet und bewegte ständig meine Waffe zwischen Schranktür und Zimmertür hin und her.
    Ich drehte Harve um und stellte fest, dass er atmete. Verletzungen sah ich keine, bis auf eine leichte Schnittwunde über dem linken Auge. Ich flüsterte seinen Namen und ließ die Tür dabei keine Sekunde aus den Augen, aber er reagierte nicht. Er war betäubt, lebte aber und war unverletzt, und ich musste sehen, wie ich ihn hier rauskriegte. Aber zuerst musste ich sicherstellen, dass der Mörder uns nicht irgendwo im Haus auflauerte.
    In dem recht sicheren Gefühl, alleine zu sein, schlich ich mich den Flur entlang zur zweiten Tür. Nichts. Zwei hatte ich schon, blieb also nur noch eine Tür. Ich öffnete die dritte Tür am hinteren Ende. Das Fenster war frei, und ich konnte gut sehen. Auf dem Bett bewegte sich jemand, und beinahe hätte ich abgedrückt. Als sich die Gestalt nicht noch einmal bewegte, schlich ich mit gezückter Waffe ans Bett.
    »Keine Bewegung«, warnte ich. Doch als ich sah, wer da auf dem Bett lag, wäre mir beinahe die Waffe aus der Hand gefallen. Zuerst traute ich meinen Augen nicht, aber es war Dottie, ebenfalls betäubt, aber sie lebte und atmete noch. Fast hätte ich geweint vor Freude, und ich packte und schüttelte sie. Sie schrie und attackierte mich beim Aufwachen, also drückte ich ihr die Hand auf den Mund und sagte: »Pscht, Dottie, ich bin’s. Ich hol dich hier raus. Wo ist Suze?«
    Ihre Augen waren schreckgeweitet, aber als ich meine Hand wegnahm, murmelte sie ängstlich und undeutlich: »Sie hat uns was in den Kaffee getan. Ich kann

Weitere Kostenlose Bücher