Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
unsere Äußerungen und Handgriffe fest.
    Buckeye kniete sich vor den Stuhl. »Keine sichtbare Todesursache. Möglicherweise ist sie ertrunken oder wurde stranguliert. Mach ’ne Nahaufnahme von diesen Blutergüssen«, sagte er über die Schulter hinweg zu Vicky. »Besonders von den stark ausgeprägten an den Oberarmen. Und da ist dieses Brusttattoo, von dem ich euch erzählt habe. Lieber Gott, sie hat es sich gerade erst machen lassen. Und ich hab noch dabei zugeguckt.«
    Ich starrte auf das fünf Zentimeter große Tattoo auf ihrer linken Brust und runzelte die Stirn. Es war in grün und gelb gehalten und stellte die Fee Naseweis aus Peter Pan dar. »Ihre Schenkel sehen auch schwer verunstaltet aus. Und seht auch mal diese halbkreisförmigen Wunden am Rumpf an. Wie könnten die denn zustande gekommen sein, Buckeye?«
    »Sieht so aus, als hätte er sie mit irgendwas geschlagen oder aufgekratzt, allerdings gehen manche Verletzungen nicht auf das Konto des Täters.«
    Buckeye verwies auf eine Reihe roter Wundmale im wächsernen Fleisch eines ihrer Arme. »Sie diente die ganze Nacht lang den Fischen als Fraß. Auch Schildkröten haben sich an ihr schon gütlich getan, aber nicht so schlimm, wie wenn sie noch länger im Wasser geblieben wäre.«
    »Es ist einfach nur widerlich«, sagte Buckeye.
    Ich sagte: »Vicky, mach jetzt die Ganzkörperaufnahmen; dann streichen wir ihre Haare zurück, damit du das Gesicht fotografieren kannst.« Vicky trat nach vorne, eine stille, dickliche Frau um die vierzig mit drei Teenagern zu Hause und einem Mann, der eine Bootswerft besaß. Vicky verrichtete ihre Arbeit zügig, mit ernster Miene und ohne ein Wort zu sagen. Als sie fertig war, trat sie wieder zurück. Ich zog meinen Kugelschreiber heraus und hob eine von den feuchten Haarsträhnen an. Das Gesicht zeigte die Einwirkung brutalster Schläge und war bis zur Unkenntlichkeit verquollen. Ein grotesker Anblick. Auf einer Breite von fünf Zentimetern war silberfarbenes Isolierband um ihren Hals und die dekorativen Eisenstäbe der Stuhllehne gewickelt, sodass der Kopf die aufrechte Position beibehielt.
    »Die Gesichtshaut sieht ein bisschen seltsam aus, Buckeye. Was könnte das denn sein?«
    »Donnerwetter, was sieht denn nach einer Nacht unter Wasser noch normal aus?«
    »Teilweise löst sie sich schon ab.«
    Buckeye sagte: »Vermutlich haben sich die Fische über den Kopf als Erstes hergemacht, weshalb das Gesicht stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde als der Rest des Körpers.«
    »Müssen ja wahre Heißhungerattacken gewesen sein. Wir müssen diesen Irren unbedingt schnappen«, sagte Bud und lehnte sich gegen das Geländer. Er klang so angewidert, wie ich mich fühlte. Er wandte sich Buckeye zu, nun ohne jedes Geflachse. »Was meinst du, Buckeye? Warum hat er sie so an einen Tisch gesetzt?«
    »Weiß der Himmel«, sagte Buckeye, während er Shag beim Filmen zusah und ich gerade die letzten Haarsträhnen aus ihrem Gesicht hinter die Ohren strich. »Sie trägt noch ihre diamantenen Ohrstecker. Es war also kein Raubüberfall.«
    »War sicher nicht einfach, diese kleine Szene auf dem Seegrund zu arrangieren.« Ich erhob mich und blickte auf das Opfer hinab. »Dazu war mehr als ein Tauchgang erforderlich. Das heißt, er musste mehrmals auftauchen, um Luft zu holen, oder er hatte eine vollständige Taucherausrüstung.«
    »Gott, und sie war so schön«, sagte Buckeye.
    »Meinst du, du kannst ihr irgendwelche Hinweise entlocken?«, fragte ich ihn.
    Buckeye verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Aus meinem Angeltrip wird jedenfalls so schnell nichts werden. Ich versuche, so viel wie möglich herauszufinden, aber ich habe nicht allzu große Hoffnungen. Sobald Shag fertig ist, liefern wir sie ein, so wie sie ist. Das Band entferne ich dann im gerichtsmedizinischen Institut. Sieht so aus, als hätte er es ihr mindestens ein Dutzend Mal um den Hals gewickelt. Wenn wir Glück haben, bekommen wir ein paar einzelne Fingerabdrücke, aber ich bin skeptisch.«
    »Passt bloß gut auf diese Aufnahmen auf«, sagte ich zu Shag und Vicky. »Um die Entwicklung kümmert ihr euch höchstpersönlich. Ich will nicht, dass diese Gruselbilder bei der Presse landen.« Ich streifte die Handschuhe ab. Die Leiche musste so schnell wie möglich aus der Öffentlichkeit verschwinden. »Lass uns gehen, Bud. Wie sagtest du, hieß die Lady noch mal, die sie gefunden hat?«
    »Cohen, Madeline Jane Cohen. Ich habe eine uniformierte Beamtin für sie abstellen

Weitere Kostenlose Bücher