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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Tausend-Dollar-die-Stunde-Honorar bei der Ausstattung seiner Bungalows nicht lumpen ließ.
    Ich musste grinsen, als Johnny Becker hereingeschlendert kam. Wir nannten ihn Shag, weil der Bursche aussah wie Shaggy aus der Scooby-Doo Show. Er trug ein vergilbtes T-Shirt, das vielleicht einmal weiß gewesen war, und verblichene Skatershorts, die ihm baggyartig bis über die knochigen Knie hingen. Die Schuhe waren die gleichen Nikes in orange-schwarz, wie ich sie trug. Johnny war Ende zwanzig und eindeutig kein Durchschnittstyp, was die zahlreichen Ohrringe bewiesen, mindestens zwanzig, sowie die nach allen Richtungen abstehenden Dreadlocks. Charlie sah über Shags exzentrisches Auftreten hinweg, weil jener unbestritten ein Händchen für Leichen hatte und einer der besten Kriminalisten südlich von Kansas City war. Er trieb Charlie auf der ganzen Linie in den Wahnsinn und hatte obendrein noch einen Heidenspaß dabei. Er war in der Ozarks-Region geboren und aufgewachsen und voll und ganz damit zufrieden, tagsüber seine Obduktionen vorzunehmen und abends mit seiner Playstation zu spielen.
    »Hey, Claire, hast du diesen neuen Film mit Bruce Willis schon gesehen?«
    »Noch immer auf dem Willis-Trip, Shag?«
    »Klar. Er ist der Größte.« Shag stellte seinen Aluminiumkoffer ab und sah sich um. »Der Wahnsinn. Hast du dir die Kleine da draußen schon mal angesehen? Also wer so was macht, muss wirklich ’ne Schraube locker haben.« Er schüttelte den Kopf, sodass seine Dreadlocks wie ängstliche kleine Würmer herumzappelten. »Buckeye sagt, wir können rauskommen. Vicky hat ihre Aufnahmen im Kasten, und die Taucher sind dabei, die Lady zu bergen.«
    »Also los. Wir dürfen uns keine Fehler leisten, ist das klar, Shag? Für die Medien ist dieser Fall ein gefundenes Fressen. Peter Hastings hat bereits versucht, hier rumzuschnüffeln.«
    »Ich weiß. Unsere Ankunft hier haben sie auch gefilmt. Kein Problem. Ich bin der Beste, das weißt du doch. Mach dir keine Sorgen.«

4
    Das Wasser war nun klar, und wir gingen alle zur Anlegestelle hinunter, um die Bergung zu beobachten. Es war, als würde man durch den gläsernen Rumpf eines Schiffs hindurch eine Szene aus einem Horrorfilm verfolgen. Drei Taucher schwebten unter der Wasseroberfläche um Sylvie Border herum und machten Fotoaufnahmen aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln, während Vicky und Shag die Szene von außerhalb fotografierten. Die hüftlangen Haare des Opfers wogten in der Strömung, ein Anblick, den ich nicht lange aushielt. Stattdessen hielt ich Ausschau nach eventuell näher kommenden Booten.
    »Sie sind fertig«, sagte Bud.
    Mit einem Handzeichen gab ich die Bergung frei.
    Stille machte sich breit, was ungewöhnlich war für eine Tatortermittlung. Wir kannten uns alle recht gut, und manchmal war eine beiläufige Unterhaltung hilfreich, und sei es nur, um die Anspannung zu lindern. Der Stuhl war eingesunken und steckte bis zu den Waden des Opfers im Schlamm, sodass die Taucher ihn mit Kraft herauslösen mussten, einer an der Rückenlehne, zwei an den Seiten.
    Eine Minute später tauchte die Leiche an der Oberfläche auf. Das Wasser strömte über den nackten Oberkörper, sodass die Haare wie gebleichter Tang in einem wirren Muster am Gesicht und an den Brüsten festklebten. Bud und Buckeye packten den Stuhl an den Armlehnen und zogen ihn auf das Anlegedeck. Beim Anblick des Opfers musste ich an einen schmählich entsorgten Müllsack denken. Nun würden Sylvies sterbliche Überreste von mir und meinen Freunden untersucht, herumgestoßen und aufgeschlitzt werden. Das war zwar notwendig, aber in meinen Augen auch irgendwie obszön.
    Ich ging neben dem Stuhl in die Hocke. Beide Arme des Opfers waren mit Klebeband am Stuhl festgebunden, an den Handgelenken und am Ellbogen. Die Haut war nach der langen Zeit im Wasser verrunzelt und schimmerte bläulich. Die Fingernägel waren scharlachrot lackiert und perfekt manikürt. Drei Nägel der rechten Hand waren eingerissen beziehungsweise abgebrochen. Der linke Daumennagel war fast ganz abgerissen. »So ohne Weiteres hat sie sich nicht versenken lassen«, sagte ich.
    Bud beugte sich nach unten und betrachtete den lose baumelnden Daumennagel. »Dürfte wohl ein paar Kratzer abbekommen haben, ehe er ihr den Garaus gemacht hat.«
    »Du meine Güte, dieser Typ ist der Psychopath des Jahrhunderts.« Shags Videokamera summte leise vor sich hin, während er sprach. Er schritt langsam um die Leiche herum und hielt akribisch alle

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